Kapitel 8

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Die Lichter der Kronleuchter wurden heller und ein Raunen ging durch die Menge. Alle wandten sich zur Bühne.

„Meine Damen und Herren, werte Gäste! Darf ich Ihnen nun unsere bezauberndsten Damen des Abend vorstellen?“, kicherte die Frau des Veranstalters und hackte sich bei diesem ein. Ich hatte immer noch keine Ahnung wie die beiden hießen.

„Na, los, meine Damen! Nur nicht so schüchtern! Kommt ruhig rauf auf die Bühne!“ Vierzehn Frauen aller Altersklassen gingen teils zögerlich teils vor Stolz trotzend auf die Bühne und ließen sich beklatschen. Keira war die siebte und sah einfach atemberaubend aus. Ich könnte sie den ganzen Tag anstarren. Das Kleid betonte perfekt ihre Kurven und ihre schwarzen Haare ließen ihre grünen Augen leuchten. Ich hoffte, dass das ihre echte Augen- und Haarfarbe war. Allerdings sah sie nervös aus und strich sich immer wieder unauffällig über das Kleid. Die Blicke die sie in die Menge – du vor allem in meine Richtung – warf, waren mehr als beunruhigt. Jedenfalls zitterte sie nicht so wie die Nummer drei. Die magere Brünette sah aus als würde sie gleich zusammenbrechen und ihr Kleid hing ziemlich schlaff an ihr herab. Bestimmt war sie einer dieser Modepüppchen die von ihren Eltern gedrillt werden sich den Finger in den Hals zu schieben. Ich lenkte meine Aufmerksamkeit wieder auf Keira und ein Lächeln huschte über mein Gesicht, als ich bemerkte wie sie mich anstarrte und dann einen giftigen Blich zur Nummer drei warf.

„Lasst die Versteigerung beginnen“, verkündete der Veranstalter und die Menge grölte. Alle vierzehn wurden vorgestellt, von allen Seiten bewundert und von den Gästen beklatscht und bejubelt. Mindestens die Hälfte hatte schon einen in der Krone. Ich selber griff ebenfalls zu meinem vierten Glas Champagner.

„Jetzt kommen wir zu den Geboten! Wir hoffen sie haben sich ihre Wahl gut überlegt! Als erstens unsere liebe Madeleine hier. Sie hat mir vorhin gestanden, dass sie schon Preise für ihre Kunst im Tanzen gewonnen hat. Das Mindestgebot beträgt 5.000 £! Wer bietet mehr?“

Madeleine war hübsch, blond und hatte ein breites Lächeln mit vollen Lippen – und zwei große Freunde.

Aber sie war nicht Keira.

Schnell wurde das Gebot auf 7.850 £ hochgesteigert und ich wunderte mich nicht, als ich Harry „8.000 £!“ brüllen hörte. Sie war genau sein Beuteschema.

„Nummer 287! 8.000 £ zum Ersten … zum Zweiten … und zum Dritten! Einen Applaus für unsere reizende Madeleine und die Nummer 287 bitte!“ Harry grinste wir ein kleiner Junge zu Weihnachten und bekam von Louis und Zayn am anderen Ende des Saals einen High-Five. Ich lehnte immer noch an der Säule und ließ die nächsten Ersteigerungen über mich ergehen.

Das zitternde Espenlaub ging an einen blassen Typen, der mir vorkam als sei er gerade aus einer Klinik ausgebrochen. Seine Augen huschten in rasendem Tempo über die Leute und auch seine neue Begleiterin, die er mit langen Fingern betatschte warf ihm aus ihren großen leeren Augen geschockte Blicke zu. Na, der Typ war ja mal mehr als gruselig. Und ich war mir auch nicht sicher, ob sie die 6.750 £ wert war.

Die Sechste war eine ältere Dame und wurde schon beim ersten Gebot für 10.000 £ versteigert – vom Bruder ihres Gatten, sehr zur Belustigung der Leute im Saal. Oha, da würde es nachher noch Knatsch geben.

„Und jetzt kommen wir zu dieser dunkelhaarigen Schönheit! Unsere bezaubernde Penelope! Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass sie sehr viel Fingerspitzengefühl besitzt! 5.000 £! Wer bietet mehr?“ Na endlich: Keira! Ich musste über den zweideutigen Witz lachen, der in diesem Fall sogar dreiseitig war. Wenn das Vögelchen damit meinte, dass sie Leute liebend gerne mit Gefühl verprügelte, dann stimmte es. Ich rechnete sogar damit, dass das Vögelchen ebenfalls Keira hieß.

„5.100 £“, rief ein dunkelhäutiger ein paar Meter neben mir.

„5.200 £“, blaffte ein alter Sack auf der anderen Seite des Saals.

„5.500 £!“, bot ich mit.

„5.600 £“, kam vom alten Sack.

„6.000 £.“ Der dunkelhäutige wieder.

„7.000 £“, rief der Grapscher. Meine Fresse, er war doch mit ihr verlobt, da konnte er doch mal die Bahn freigeben.

„8.000 £.“ Ich hielt meine Nummer wieder hoch und erntete von den Jungs und ihren Freudinnen verwirrte Blicke. Steigern tat ich normalerweise nicht.

„8.500.“ Der alte Sack hatte immer noch nicht aufgegeben.

„9.000 £“, meinte der Grapscher verächtlich.

Ich knirschte mit den Zähnen. „10.000 £!“ Ein Raunen ging durch die Menge. Louis grinste dämlich, Liam und Zayn stand der Mund offen und Harry reckte beide Daumen nach oben. Keira sah so aus als wollte sie am Liebsten von der Bühne stürzen und mir an die Kehle gehen. Sie funkelte ganz offensichtlich in meine Richtung und schüttelte den Kopf.

„12.000 £“, bot der Grapscher schelmisch grinsend. Ich ignorierte Keira und machte weiter mit. Die anderen beiden hatten sich zurückgezogen.

„15.000 £.“

„17.000 £.“

Ich grinste. Na, da wollte aber jemand gewinnen, aber so leicht ließ ich mich nicht schlagen. „20.000 £.“

Der Grapscher grinste selbstgefällig, nahm beide Arme nach oben, hielt aber den Mund. Sein dämliches Grinsen konnte man ihm allerdings nicht aus dem Gesicht wischen.

„20.000 £ zum Ersten … zum Zweiten … und zum Dritten! Unsere hübsche Penelope geht an die Nummer 457, genauer gesagt an einen unserer Ehrengäste: Niall Horan! Einen Applaus bitte!“, quietschte die Frau des Veranstalters aufgeregt. Jubel brach aus und ich löste mich von der Säule und ging zur Bühne um Keira abzuholen. Sofort spürte ich ihre Fingernägel, die sich in meinen Unterarm bohrten. Sie zwang sich zu einem Lächeln und als die auf uns gerichtete Aufmerksamkeit abgeebbt hatte zischte sie mir zu: „Sag mal, hast du sie noch alle?!“

„Ja, wieso?“, fragte ich sie verwirrt zurück. Sie schüttelte entnervt den Kopf.

„Warum zum Teufel hast du mitgesteigert? Und warum verdammte 20.000 £?“ Auch wenn sie mich gerade mal wieder anmotzte, konnte ich es nicht lassen sie anzulächeln.

„Das bist du mir halt wert.“

Ihre Augen wurden kurz groß und sie sah auf den Boden. Dann flüsterte sie: „ Niall …“, Achtung, alle mal aufpassen: Sie hat mich zum ersten Mal nicht Blondie genannt. „Wir kennen uns erst seit ein paar Tagen, ich bin total unfreundlich zu dir und geh immer wieder auf dich los und du …“, sie seufzte und sah mich dann mit aufgebracht funkelnden Augen an „du lässt mich immer noch nicht in Ruhe und hast auch noch nichts Besseres zu tun als 20.000 £ aus dem Fenster zu werfen!“

„Naja, es ist ja für Kinder aus Afrika“, versuchte ich mich zu rechtfertigen.

Sie stöhnte wieder auf. „Eben nicht! Alles was heute hier eingenommen wird geht an eine Stiftung, die in zwei Tagen nicht mehr existiert! Alle Urkunden, die vorgelegt wurden, sind gefälscht. Das Geld verschwindet auf nimmer wiedersehen im Untergrund. Zu uns!“

Love Me The Way I Am || 1D | njh || GER || UNCOMPLETEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt