Kapitel 29

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Durch jahrelange Vorbereitung, Übung und Erfahrung wusste ich wie ich meinen Sinnen freien Spielraum lassen musste. Es roch nach Zigaretten und verbranntem Plastik, die Lagerhalle, die ich betrat, war heruntergekommen und baufällig. Lange würde sie nicht mehr stehen. Es war still, nur die Plastikfolie in den zerbrochenen Fenstern knisterte. Zigarettenstummel, Flaschen, ehemalige Flaschen, sowie Papier und Draht lagen überall verteilt auf dem Boden.

Das waren die auffälligen Dinge, die, die man als Normalfall abstempeln konnte.

Doch der leichte Geruch von Eau de Toilette, sowie frische Zigarettenstummel auf dem Boden und das einmalige Scharren von schweren Stiefeln, verrieten mir, dass ich nicht allein war mit Big B.

Ich war nicht überrascht ihn am anderen Ende der Halle aus dem Schatten treten zu sehen. Seine Ringe glänzten im Licht des einzelnen Sonnenstrahls, der durch da kaputte Dach in die Halle schien und die Staubkörner sichtbar machte, die mein ehemaliger Boss durch seine schweren Schritte aufwirbelte. Ein Messer mit wertvollen Edelsteinen am Griff, welches ich schon öfters zu Gesicht bekommen hatte, blitzte in seiner Hand. Es war eines seiner Lieblingsspielzeuge.

Ich behielt meinen Blick auf ihn gerichtet und vertraute auf meinen Gehörsinn, der mir sagte, dass zwei oder drei männliche Personen  hinter mir waren, allerdings in ein paar Meter Entfernung. BJ lehnte dort im Schatten an der Wand wo auch Big B noch vor wenigen Sekunden gestanden hatte. Zwei andere Typen bauten sich neben ihm auf – einer davon war Scar-Eye.

Jay und Katie waren nirgends zu sehen. Ich hätte sie hier auch nicht erwartet. Aber wo war der Privatdetektiv? War er von vorneherein von Big B auf mich angesetzt worden? Oder war er ein Pechvogel, der nur mit reingezogen wurde? War er vielleicht schon tot? Oder glücklich davongekommen weil er unwissend war? Vielleicht war er auch einer von den Typen hinter mir. Ich wagte es nicht mich umzudrehen.

„Du hast dir eine Menge geleistet, Schätzchen. Zu meinem Missfallen.“ Big B ging vor mir auf und ab, mit jeder Reihe, die er ablief, näher kommend. Eine Hand das blitzende Messer umklammert, fuhr er fort. „Wie sagte Benjamin Franklin einst? Drei können ein Geheimnis nur bewahren, wenn zwei von ihnen tot sind. Wahre Worte, findest du nicht auch meine liebe Keira?“

BJ, der vorher regungslos und unbemerkt auf der anderen Seite des Raumes gestanden hatte, schmunzelte hinterhältig, während sein Onkel nun zwei Meter vor mir stehen bleib und seinen faszinierten Blick von dem Messer auf mich wandern ließ.

Ich starrte hasserfüllt zurück, die Lippen aufeinander gepresst. Wenn er nicht mit Verstärkung gekommen wäre und die nicht höchstwahrscheinlich bereit standen mich anzugreifen, hätte er schon längst eine gottverdammte Kugel aus meiner Glock im Kopf.

„Willst du selbstlos sein und einem deiner kleinen Freunde das Sterben ersparen?“, fuhr er mit seiner typischen samtweichen Stimme fort. „Und wenn ja, wem? Oder wirst du wieder flüchten und beide in den Tod schicken?“

Ich ließ mich nicht auf seine Psychospielchen ein, dafür kannte ich sie zu gut, hatte sie zu oft miterlebt, ohne es zu bemerken.

Arschloch, war mein einziger klarer Gedanke. Ich machte mir nicht die Mühe etwas zu erwidern – jedenfalls jetzt noch nicht – denn er wusste genauso gut wie ich, dass er ein guter Alleinunterhalter war.

„Du weißt ich hab nicht endlos Zeit, aber du bist und bleibst ein Sturkopf, nicht wahr?“ Wieder wartete er nicht auf eine Erwiderung, sondern fuhr einfach fort. „Lass uns einen Deal machen.“

Nialls POV

„Scheiße, scheiße, scheiße.“ Wie ein Mantra flüsterte ich das vor mich hin, während ich unruhig durchs Haus tigerte. Harry warf mir einen irritierten Blick zu als ich zum dritten Mal an diesem Tag an seiner geöffneten Zimmertür vorbeilief. Meine Hand umklammerte das derzeit besitzerlose Handy und ich musste zugeben, dass es verlockend klang, das Ding an die Wand zu werfen – oder zumindest irgendwas kaputt zu machen.

Love Me The Way I Am || 1D | njh || GER || UNCOMPLETEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt