Winterwunder ~ Kirvin

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Es war kalt, als er das Fitnessstudio verließ und sich auf den Weg nach Hause machte. Er steckte seine behandschuhten Hände in die Taschen seines Mantels und versteckte sein Gesicht halb hinter dem dicken Schal, welchen er sich erst gestern gekauft hatte, direkt nachdem er erfahren hatte, dass es in den nächsten Tagen schneien sollte.
Mit schnellen Schritten eilte er voran, er wollte nicht lange in der Kälte bleiben, auch wenn sein früherer Trainer darauf geschworen hatte, Muskelkater mit Schockfrosten vorzubeugen. Er selbst hatte dieser Methode nie etwas abfinden können.
Die Bäume im Park waren schon lange kahl, nur noch vereinzelt lagen überhaupt Blätter im feuchten Gras.
Er verlangsamte sein Tempo ein wenig, denn egal wie kalt es war, den Park liebte er einfach. Die Natur, die Tiere, die Menschen, welche kurz aus dem geschäftigen Treiben der Stadt fliehen wollten, genau wie er.
Langsam ging er vorwärts, auch wenn die Kälte begann, in ihm emporzukriechen. Der Anblick einer jungen Frau, welche in einem dünnen Pullover einige Meter weiter auf einer Bank saß, machte das auch nicht besser.
Als er fast bei ihr war bemerkte er, dass sie zitterte. Sie konnte dem Gedanken, bei einem solchen Wetter hier draußen ohne Jacke zu sitzen, wohl auch nicht allzu viel abfinden.
„Hey, alles okay bei dir?", fragte er und setzte sich neben die Frau. Sie zuckte nur mit den Schultern und sah ihn nicht an, blonde Locken verdeckten ihr Gesicht.
„Hier, nimm meine Jacke", bot er ihr an und schälte sich aus seinem Mantel, woraufhin sofort ein eiskalter Windstoß um seinen Körper fuhr.
„Das kann ich nicht annehmen, bitte, Sie müssen ihn behalten, Sie frieren doch sonst", versuchte sie mit dünner Stimme, ihn von seinem Vorhaben abzuhalten.
„Bitte, ich habe eben Sport gemacht, ein wenig Abkühlung kann nicht schaden", lachte er, auch wenn er genau wusste, dass es eigentlich eine wirklich dumme Idee war. Nach Sport sollte man nicht dünn angezogen durch den Winter rennen.
„Noch schlimmer", murmelte sie und sprach seinen Gedanken somit laut aus. Und das so engelsgleich, dass sein Herz zu schmelzen begann.
„Entweder ziehst du sie jetzt an, oder keiner von uns", meinte er und überging ihren Einwurf. Zögernd nahm sie den Mantel und schlang ihn um ihren zarten Körper.
„Wieso bist du so dünn angezogen hier draußen? Du holst dir noch eine Erkältung", sprach er in der Zeit weiter und beobachtete jede ihrer Bewegungen haargenau.
„Denken Sie etwa, ich bin freiwillig hier?", sagte sie trocken.
„Nein, aber du siehst auch nicht aus wie jemand, der schon sein ganzes Leben auf der Straße verbracht hat", konterte er.
„Da könnten Sie recht haben", kam es nach einiger Zeit leise.
„Wieso bist du dann hier?", fragte er sanft.
Wieder nahm sie sich Zeit mit ihrer Antwort, legte sich jedes Wort zurecht.
„Probleme mit meinem Freund", sagte sie, „Ich brauche eine Pause."

Und dann drehte sie sich zu ihm und sah ihn aus ihren glasklaren, verweinten Augen an.

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