Avi hielt die junge Frau fest in seinen Armen, als wolle er verhindern, dass sie weiterhin von ihren Schluchzern geschüttelt wurde.
Die Sängerin klammerte sich schon seit einigen Minuten an ihn, fast haltsuchend, und machte dem Basssänger Angst.
Er kannte seine beste Freundin als lebensfrohe, freundliche, aufgeschlossene und ein wenig verrückte Frau, nicht als ein zerstörtes Wrack.
„Erst mal musst du aufhören, dir Gedanken zu machen, über was auch immer", murmelte er in ihre Haare.
Ein zitterndes Nicken war die Antwort, doch kurz darauf entfuhr ihr wieder ein Schluchzen.
Die beruhigenden Worte, welche ihr Kollege ihr zuflüsterte, kamen nicht an.
Ihre Gedanken schwirrten um diese eine Sache, welche ihr immer mehr Angst machte.
Sie war sich nicht sicher, und das verunsicherte sie nur noch mehr.
Nein, sie würde nie ohne Avi leben können.
Und ja, ihr zukünftiger Mann würde wahrscheinlich eifersüchtig sein.
Aber wenn sie Avi ihre Liebe offenbaren würde, und er ihr den Rücken zuwenden würde, hätte sie ihn verloren - Vielleicht für immer. Und das war etwas, das sie nun wirklich nicht wollte.
„Avi?"
Das zitternde Wort war leise, doch der Schwarzhaarige verstand es genau.
„Ja?", fragte er in der selben Lautstärke zurück.
„Hasse mich nicht", wisperte die Frau.
Er spürte, wie sich die dünnen Härchen auf seinen Armen aufstellten, obwohl es in dem kleinen Raum fast schon drückend warm war.
„Ich könnte dich nie hassen, Kirstie. Nie. Versprochen. Das ist unmöglich. Du bist die wundervollste Person überhaupt, ich kann mir nicht vorstellen, dass es irgendjemanden auf der gesamten Welt gibt, der dich hassen könnte", meinte Avi und schob sie ein wenig von sich weg, um ihr in die vom vielen Weinen geröteten Augen sehen zu können.
„Das glaubst du jetzt noch", sagte Kirstie heiser, und ihre Worte brachen Avis Herz.
Er wusste nicht, wie er seine Seelenverwandte davon überzeugen konnte, dass er sie nie hassen könnte.
Eher im Gegenteil, er würde sie wahrscheinlich immer lieben.
Ohne etwas zu sagen, nahm er ihre Hände und hielt sie fest.
Trotz der herrschenden Wärme waren sie eiskalt.
„Ich kann das nicht", flüsterte die junge Frau beinahe verzweifelt.
„Kirstie. Solange du mich nicht hasst, werde ich dich weiterhin... verehren", meinte Avi mit einem leisen Lachen.
„Wieso sollte ich dich hassen?", fragte sie verwirrt zurück.
„Was sonst würdest du mir nicht sagen sollen?", entgegnete der Mann.
„Nein, ich hasse dich nicht. Das könnte ich auch nie", lachte die Sängerin leise.
„Aber dich beschäftigt doch etwas", stellte er fest und nahm ihr zartes Gesicht zwischen seine warmen Hände, damit sie seinem Blick nicht weiter auswich.
In ihren Augen sah er die Verzweiflung, die Angst vor dem Unbekannten, aber auch die Freundschaft und Liebe, die er schon immer in ihnen gewusst hatte.
„Ich... Avi...", fing sie an und versuchte wieder, sich von dem Basssänger abzuwenden, doch er hielt ihr Gesicht sanft fest.
Er wusste nicht, was er vorhatte, ob er sie eigentlich umarmen wollte und dann von seinem Vorhaben abgekommen war, oder ob er tief in seinem Inneren von Anfang an gewusst hatte, aber nur wenige Sekunden später spürte er ihren heißen Atem auf seinen Lippen.