Kapitel 3

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Ich verließ das Cafe nachdem ich den Probetag bestanden hatte. Ich war jetzt fest eingestellt, und ich konnte es kaum erwarten, diese Neuigkeit meinem Vater zu erzählen. Wenn auch nur durch das Telefon. Doch davor hatte ich etwas anderes vor.

Das Cafe gefiel mir schon vom ersten Augenblick an, also beschloss ich, es zu zeichnen. Ich packte meine Utensilien raus, setzte mich auf eine Bank und begann einfach darauf los. Ich vergaß die Welt um mich herum, und es interessierte mich nicht, was die Menschen über mich dachten, die vorbei liefen. Wahrscheinlich sah ich völlig bekloppt aus.

Die Aufschrift "Daisy" versuchte ich besonders hervorgelten zu lassen weil sie so zuckersüß aussah. Ich liebte Gänseblümchen, und vielleicht war auch das der Grund, weshalb mich das Cafe so an sich schloss.

"Was machst du da?" Eine raue Stimme ertönte über meinem Kopf, und als ich hochschaute sah ich meinen Sitznachbarn in der Schule. Wie hieß er nochmal, irgendwas hatte Lindsey doch gesagt. Jared? Julian? Ah, Jay! Und warum kam er jetzt? Konnte er mich nicht einfach in Ruhe zeichnen lassen? Eines der nervigsten Dinge war, wenn jemand mich dabei unterbrach. Ich konnte mich nicht mehr auf das Bild konzentrieren und deckte es mit meiner Handinnenfläche etwas zu.

Dann sagte ich: "Wonach sieht es denn aus?", und schaute auf das Bild.

"Du zeichnest?" fragte er, mal nicht mit diesem arroganten Unterton in der Stimme, sondern einfacher Neugierde. "Ja, und?" antwortete ich, vielleicht etwas zu kalt. Dann schaute ich zu ihm hoch. Mir fiel erst jetzt auf, dass er hellbraune Haare und soweit ich erkennen konnte dunkelgrüne bis braune Augen hatte. Er war wirklich groß. Und ich wollte jetzt nicht davon sprechen, ob er muskulös war oder nicht. Er war halt nicht zu dünn. Und mir war es egal. Warum bemusterte ich ihn denn so unnötig?

"Nichts. Ich hab dich halt erkannt und dachte, ich.. könnte mal vorbeischauen. Wenn ich störe kann ich ja wieder gehen.", sagte er und zog seine Augenbrauen nach oben. Gut, er konnte wieder gehen. Doch wie das Schicksal so wollte, blieb er stehen und schaute nach links zu dem Cafe. Dann auf mein Bild das ich zugedeckt hatte. Er räusperte sich:"Warum zeigst du dein Bild nicht? So schlimm kann es doch nicht sein, oder?"

Auf seinen Lippen bildete sich ein freches Grinsen, das mich wütender machte und dazu brachte, noch frecher zu ihm zu sein.

"Habe ich gesagt, dass es schlimm ist?" antwortete ich. Dieser Junge war einfach zu neugierig, und ich hoffte dass er jetzt gehen würde. Er steckte seine Hände in seine Hosentaschen und murmelte ein "Ich geh dann mal".

Endlich, Wollte ich sagen, behielt es aber für mich. Ich schwieg.

-

Zuhause empfing mich meine Mum im Flur, und fragte mich skeptisch, wieso ich zu spät sei.

"Ich.. hab eine gute Nachricht" sagte ich mit einem breiten Grinsen.

In dem Moment kam mein großer Bruder Julian in den Flur und hielt ein Telefon in der Hand. "Es ist Pa." sagte er. "Stell auf Lautsprecher!" rief ich mit voller Vorfreude. Meine Mum stand verwirrt da und fragte:" Was ist denn los Kaylee?" und ich musste einen kurzen Sprung machen. Julian flüsterte ein leises "Die ist verrückt geworden" in sein Handy und verdrehte sie Augen. Dann stellte er auf Lautsprecher und ich räusperte mich.

"Ich hab einen Job! In einem Cafe!", jubelte ich. Meine Mum fiel mir um den Hals und murmelte ein "Ich freue mich wirklich sehr für dich" in mein Ohr. Ich hörte wie mein Pa auch so etwas ähnliches sagte und Julian verdrehte einfach die Augen. "Und ich dachte es ist was Wichtiges. Verrückte." und ging somit in sein Zimmer. "Es ist auf jeden Fall wichtiger als wie du den ganzen Tag zu Hause zu sitzen!" rief ich ihm hinterher.

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