Kapitel 16

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"Warum tust du das, Susi?"
An den Schließfächern angelehnt, schaute ich Susi skeptisch an. Ich war ziemlich sauer auf sie. Warum hatte sie von meinem Handy aus eine derart gemeine Nachricht verschickt? Wo war der Sinn? Ich verstand es immer noch nicht.
Sie wollte nicht sprechen.

"Wie kamst du überhaupt an mein Telefon?"fragte ich vergeblich weiter.

Schließlich schloss sie ihre Schließfachtür und schaute mich an. Susi:"Du hattest es im Klassenraum liegen lassen."

"Und du dachtest dir, du lässt eine Nachricht an all meine Kontakte verschicken, in der etwas gegen dich steht? Dass jeder denkt, ich hätte sie geschrieben?"

In dem Moment lief sie weg. Sie lief ohne ein weiteres Wort zu sagen weg, und ließ mich mit meiner ungelösten Frage mitten im Schulgang stehen.
Ich machte mich schließlich auch zum Klassenzimmer. Ich steuerte direkt auf Lindsey zu, und erzählte ihr, was passiert war: nämlich nichts.

"Das kann doch nicht wahr sein!" kam diesmal von Lindsey.

"Tja." sagte ich und zuckte mit den Schultern. Als der Lehrer den Raum betrat, bewegte ich mich unauffällig zu meinem Platz. Neben Jay, der schon saß.
"Hast du nichts herausgefunden?" sagte er leise mit seiner verruchten Stimme.

"Nein" gab ich zurück und öffnete das Buch.

"34."
"Was?"
"Seite 34." sagte er.

Das erinnerte mich an die ersten Tagen, an denen ich Jay kennengelernt hatte.
Jedes Mal, als er mich nach der Seitenzahl gefragt hatte, wusste ich die Antwort nicht, weil ich so in meine Zeichnung vertieft war.

"Ah ja, danke" bedankte ich mich.

Schließlich konzentrierte ich mich auf den Unterricht. Naja, ich versuchte es zumindest. Meine Gedanken waren immer noch bei Susi.
-
Es war Schulschluss, und ich sagte Lindsey dass ich auf's Klo müsste. Sie musste schnell nach Hause, da sie noch was zu tun hatte. Also lief ich den Schulgang entlang, bis ich die frisch polierte Tür des Mädchenklo's sah. Ich öffnete die Tür und ging rein.

Nach dem ich meine Arbeit (ihr wisst hoffentlich,was ich damit meinte:D) erledigt hatte, machte ich mich ans Händewaschen.
Das Geräusch des fließenden Wassers ertönte. Sonst war es still im Raum, weil ich die einzige drin war.

Bei dem Thema wurde ich ein wenig Paranoid. Ich stellte mir vor,wie ein Pedophiler reinkommen und schmutzige Sachen machen könnte, stellte mir vor, wie ich aus dem Nichts im Spiegel eine Gestalt sehen könnte.
Ich wurde einfach Paranoid im Schulklo. Das war schon immer so. Und ich hatte Angst.

Doch Stimmen deckten meine Angst. Die Stimmen kamen aus dem Schulgang. Zuerst interessierte es mich nicht, doch dann erkannte ich die Stimme. Es war definitiv Jay.
Seine verruchte Stimme erklang im ganzen Gang. Schimpfte er mit jemandem? Er hörte sich sauer an. Aber ich konnte nicht entziffern, was genau er sagte. Schließlich erstillte seine Stimme.

Ich wartete noch einen Moment, nahm dann meine Tasche und öffnete die Tür. Ich stieß mit jemandem an. Ich musste nur einmal hinsehen, um zu erkennen, dass es Susi war.
Sie sah traurig aus. In ihren Augen konnte ich auf irgendeiner Weise Verzweiflung sehen. Warum schaute sie so?

Ohne darüber nachzudenken, fragte ich die Frage erneut, die sie mir heute Morgen nicht beantworten wollte:" Wieso.hast.du.diese.Nachricht.verschickt?"

"Frag deinen Freund!" gab sie fauchend zurück. Sie verschwand kurz danach in den Kabinen.
"Meinen Freu-"

Bevor ich zuende sprechen konnte, stand Jay vor mir. Er hatte also mit Susi geschimpft? Was hatten sie gesprochen?

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