Damit du bei mir bist

Kapitel 9

Als ich zu Hause ankam, schmiss ich meine Tasche erschöpft auf den Boden. Mein Bruder Julian schien auch müde zu sein, denn er hatte sich auf meinem Bett ausgebreitet, und ich konnte seinen leichten Atem hören, da er schlief. Es wunderte mich ein bisschen, dass er nicht in seinem Zimmer schlief. Ohne weiter zu überlegen bewegte ich mich zu seinem Zimmer. Ich öffnete sie und sah ein großes Chaos vor mir stehen: Die Kartons lagen verteilt auf dem Boden, die Bilder an den Wänden wurden abgehängt. Was war hier los? Meine Ma kam mir entgegen und bot mir ein Karton an:"Komm, helf mit!"

"Was wird das?" fragte ich verwirrt und schaute umher.

"Wir renovieren Julians Zimmer. Er will endlich raus aus dem alten Kinderzeug, und ich kann ihn auch verstehen."

"Cool. Gibt es dafür einen bestimmten Grund?" fragte ich weiter. Sie antwortete: "Nein.Wie gesagt, er fand die alten Möbel und die Farben zu kindisch."

Okay. Aber hatten wir denn genug Geld für eine Renovierung? Naja, immerhin war es nur ein Zimmer. Ich versuchte, mir nicht weiter darüber Sorgen zu machen, und half beim Tragen der Sachen mit. Gerade als ich seinen Tisch aufräumte, fand ich sein Handy darauf. Ohne mir was dabei zu denken, klickte ich drauf, und sah 2 Neue Nachrichten stehen.

Sollte ich ihm sein Handy bringen? Er schlief. Aber es wäre nicht okay, die Nachrichten zu lesen. Doch meine Neugier übertrief meinen Verstand. Ich öffnete die Nachrichten und sah zwei Namen stehen. Die eine war das seines Kumpels, Tom. Das interessierte mich nicht besonders. Aber als ich "Lindsey" laß, wurde meine Neugier schon größer. Was schrieben die beiden miteinander? Wieso hatten sie überhaupt ihre Nummern? "Schatz,beweg dich bitte ein bisschen schneller!" kam es von hinten.Oh, meine Ma war wieder da. Ich drückte wieder auf die Tastensperre und half weiter mit.

-

Es war der nächste Tag in der Schule. Jay saß neben mir, und der Lehrer erklärte irgendwas.

Ausnahmsweise hörte ich diesmal zu. Ihr fragt euch vielleicht, wie ich es auf eine Schule der Hochbegabten geschafft hatte, ohne im Unterricht aufzupassen. Doch das kam daher, dass ich viel zu unterfordert war.

Den Stoff konnte ich schon, weil ich ihn mit meinem Pa durchgemacht hatte. Mein Pa war auch immer gut in der Schule gewesen, und er half mir oft bei meinen Sachen.

Außer Mathematik, Gott, Mathematik war grauenvoll.

Nur noch 6 Monate, bis er zurück kommt. Das ist aber so lang. Ich schnaufte laut aus. Vielleicht zu laut, denn Jay schien es gehört zu haben. Er warf mir einen kurzen Seitenblick zu.

Ich versuchte unauffällig über das Blatt von Jay zu schauen. Er hatte alle Aufgaben gelöst. Und ich war immer noch bei der ersten.

Plötzlich verzog er seine Lippen zu einem unscheinbaren Grinsen. "Du kannst ruhig sagen, wenn ich dir etwas erklären soll.", fing er an. "Ich ..wollte nur meine Lösungen überprüfen.", gab ich, vielleicht etwas zu eilig, zurück,

Plötzlich schob er sein Blatt etwas zu mir hin. "Hier, Hexe." Ich schob es schnell wieder zurück."Ich brauch dein Blatt nicht.", flüsterte ich fauchend. Der Lehrer kam zu uns gelaufen und schaute sauer zu Jay. "Einige Schüler fühlen sich gestört von dir,Ja-"

"Ich wars. Ich habe ihn um Hilfe gebeten.", brach ich seinen Satz ab. Es war doch meine Schuld, dass Jay Ärger bekam. Der Lehrer murmelte ein zufriedenes "Gut", und ging wieder an seinen Platz. Wieso schimpfte er nicht mit mir?

Plötzlich fühlte ich mich schlecht und bevorzugt. Doch das schien Jay nicht zu stören. Sein Problem war was anderes. "Ich will nicht, dass du die Schuld auf dich ziehst. Mach das nie wieder."

Es klingelte, und ohne ein weiteres Wort zu verlieren stand er auf, und lief raus.

-

Ich war wieder auf dem Weg nach Hause. Ich kam an, öffnete die Tür, und meine Ma kam mir sofort entgegen. "Essen!" rief sie übermotiviert. Das war genauso creepy, wie der Vorfall mit Jay und dem Lehrer. Ich setzte mich an den Tisch. Plötzlich füllte sich der Platz neben mir. Julian war gekommen. Ich überlegte, ob ich ihn auf die Nachricht von Lindsey ansprechen sollte. Ich ließ es aber schließlich doch sein und nahm mir meine Gabel.

Nach einer Weile räusperte sich meine Ma:" Kaylee.. Wie gefällt es dir an der neuen Schule?"

"Es ist ganz okay."

"Hast du neue Freunde gefunden?"

Diese Frage kam wie aus der Pistole geschossen. Ich hatte es aber auch vermutet. "Ja,mit einem Mädchen verstehe ich mich gut." antwortete ich und lächelte, um sie zufrieden zu stellen.

"Das ist gut.. Nun ja.."

"Ma. Sag es einfach."

"Was meinst du?"

"Na dass ich nur auf dieser Schule bin, um mir Freunde zu finden, und um mich den anderen Teenagern in meinem Alter anzupassen.", erklärte ich vorlaut.

"Das.., das stimmt. Ich wollte aber nicht das Thema ankündigen." sagte sie. Sie sprach weiter:"Ich habe ebenfalls eine Freundin gefunden. Sie ist unsere neue Nachbarin. Naja nicht direkt Nachbar, sie wohnt im Nebenhaus. Und.. Sie hat einen Sohn in deinem Alter. Sie.."

"Ma..."

"Lass mich doch ausreden."

"Ich weiß, worauf du hinaus willst. Die Antwort lautet nein. Ich habe keinen Interesse an irgendwelchen fremden Nachbarskindern."

Meine Ma sah etwas verzweifelt aus, sprach aber weiter:"Kaylee.Es ist nur das Beste für dich. Du solltest mehr Kontakt aufbauen."

"Ich habe schon einen Freund."

Ich hätte mir auf die Stirn gehauen, wäre meine Ma nicht vor mir.

Verdammt, Kaylee, was machst du da? Ein breites Lächeln bildete sich im Gesicht meiner Ma. Julian verschluckte sich an seinem Wasser, und ich klopfte auf seinen Rücken. Ihm würde ich wahrscheinlich erzählen, dass ich log. Aber meine Mutter sollte das zwischenzeitlich noch nicht erfahren. Hauptsache, ich war von dem Sohn der Nachbarin gerettet. Ich hatte schon genug "Kontakte",mehr brauchte ich wirklich nicht.

"Das ist ja toll! Ruf ihn zum Abendessen, ich würde gerne sehen, in wen du dich da verguckt hast!"

Diesmal war ich es, die sich verschluckte.

Abendessen.

Freund.

Das fühlte sich gar nicht richtig an.

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Ich hoffe es hat euch gefallen! :)

Meine Frage für das Kapitel: (Falls es euch aufgefallen ist, versuche ich möglichst in jedem Kapitel eine Frage zu stellen)

Wie stellt ihr euch Kaylee und Jay vor? Und Julian und Lindsey? Habt ihr bestimmte "Stars" im Kopf, oder stellt ihr sie euch einfach so vor, wie ich es beschrieb?

-Nazli:) ♥