4.

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,,Ihr könnt essen!" Ruft Harold nach oben.

,,Gehen wir." Gebe ich von mir und greife Haileys Hand.
Wir steigen die Treppen runter und stellen uns hinter ihre Mutter.
Samantha. Sie war ein wundervoller Mensch.

Von ihr wirst du nur so von liebe überschüttet, was mir den guten Draht zwischen ihr und Hailey erklärt.
Ich weiss, dass Hailey es nicht immer einfach hatte.
Nein, ich rede nicht von der Zeit als gefangene bei uns.
Ich rede von der Zeit, als ihr damals beste Freundin sich mehr oder weniger mit Absicht das Leben nahm.

Als wir hier zum Geburtstag meines kleinen Sternes waren, hat sich Harold mir vertraut gemacht.
Samantha und Hailey waren zu dem Zeitpunkt mit Josh im Garten.
Er erzählte mir, dass Hailey in ihrer Jugend mit vielem umgehen musste.
Alles weiss ich nicht, denn Harold meinte, dass wenn sie es für wichtig hält, es mir früher oder Später erzählen wird.
Aber ich weiss, dass ihre Großeltern gestorben sind. Die Eltern ihrer Mutter.
Samantha zog sich von den gemeinsamen Aktivitäten zurück. So wie der Samstag-Spaziergang am Abend.
Sie schloss sich im Schlafzimmer ein, dass Harold gezwungen war auf dem Sofa zu schlafen, oder gegebenenfalls im Gästezimmer wenn keiner der Freundinnen von Hailey da waren.
Hailey hatte über mehrere Monate eine Mutterperson verloren. Und Harold kam in der Woche meist er spät nachhause, wo Hailey schon im Bett lag.
Harold erklärte mir, dass das einer der Gründe ist, warum sie immer einen in seiner Nähe braucht.
"Ich hoffe du gibst ihr den halt, den sich braucht." Waren seine Worte.

Hailey wollte Samantha aus dem Loch holen. Und sie schaffte es auch.
Sie zwang ihre Mutter mit ihr Spazieren zu gehen. Zwang sie zu einem der Football spiele ihres damaligen Freundes.
Und wirklich: Samantha rappelte sich wieder auf, und versuchte wieder die Mutterperson zu sein, die Hailey über knapp einem Jahr nicht hatte.

,,Setz' dich schonmal an den Tisch." Sagt mir Hailey. Ich nicke und gebe ihr rasch einen Kuss auf die Stirn.
Am Tisch leistet Harold mir Gesellschaft.
Er lächelt mich freundlich an.
,,Du wirkst angespannt Samuel. Willst du reden?"

Ich muss schon zugeben, dass der Familienzusammenhalt besser funktioniert als bei meiner Familie.
Schüchtern lache ich auf.
,,Ich frage mich nur, wie sie es als Eltern aushalten. Sie sitzen hier gegenüber von mir. In dem ganz klarem Gewissen, dass ich einer der Entführer ihrer Tochter bin." Kurz setze ich eine Pause ein, in der ich auf meine Finger schaue welche zusammengefaltet auf dem Tisch liegen.
,,Und es stört sie einfach kein Stück."

Harold lacht auf.
,,Zunächst mal, bitte ich dich mich zu dutzen. Schließlich kennst du meinen Vornamen. Wenn mich jemand sietzt, den ich gut kenne fühle ich mich schrecklich alt."
Kurz fasse ich mir unsicher durch meine Blonden Locken.
,,So, und ich weiss, dass du Hailey herzlichst zum Lachen bringst. Und das ist für mich Grund genug, dich zu mögen!"

Harold bevorzuge ich trotzdem vor Samantha. Er ist ein wenig stämmiger, aber nicht das man sagen könnte, dass er viel zu viel hat.
Die Haarfarbe gleicht sich mit der von Hailey. Ein schönes Braun. Hailey hat es ein wenig dunkler als er. Es kann aber auch daran liegen, dass bei Harold schon einzelne Graue stellen aufkommen.

Ich werde aus meinen Gedankengang gerissen als ein Teller auf dem Tisch platziert wird.
,,Ich hoffe es schmeckt euch." Sagt Samantha, welche sich auf dem Tisch abstützt um sich neben Harold zu setzen.

Hailey setzt sich neben mich und stellt ihren Teller ebenfalls ab.

Der Duft von Kartoffelsuppe zieht in meine Nase.
Hailey beginnt zu essen, und ich tue es ihr nach.
,,Schmeckt vorzüglich." Sage ich, und blicke Samantha an. Sie lächelt und bedankt sich.

,,Was ist jetzt eigentlich mit euch beiden?" Fragt sie.

,,Was meinst du, Mom?"

,,Ja. Seit ihr eigentlich ein paar oder nicht?"
Ein Gespräch zu dem Hailey nie kommen wollte, weshalb sie still verblieb.

,,Es ist ein wenig kompliziert. Vielleicht ein wenig mehr als es einem erscheint." Gebe ich ruhig von mir.

,,Aber was ist denn daran kompliziert?"

Zunächst sagt keiner was. Aber Hailey brach die Stille.
,,Mom! Ohne Witz! Wenn wir sagen, es ist kompliziert, wird es auch so sein!"

,,Aber liebes, ich versuche doch nur-"

,,- nichts versuchst du!" Hailey nimmt ihren fast leeren Teller mit in die Küche und stürmt die Treppen anschließend hoch.

Ich esse noch auf, bedanke mir herzlichst für das Mahl und verschwinde ebenfalls nach oben.

Hailey sitzt auf der Fensterbank, welche voll mit bunten Kissen und Decken ist und blickt aus dem Fenster.
,,Ich weiss es nicht..." Sagt sie.
Erst jetzt sehe ich ihr Handy.

Ich lege mich auf das Bett und nehme mir mein Handy zur Hand.
Ich scrolle durch die Nachrichten das Tages.

Hailey:

,,Keine Ahnung wie lange wir hier bleiben. Wo bist du jetzt eigentlich?"

,,Sitze bei meinem besten Freunden." Sagt Mary.

,,Hast du ihnen alles gesagt?"

,,Nein. Nicht alles. Aber sie haben Verständnis dafür."

Für eine bestimmte Zeit ist nur ein Rauschen in der Leitung.
,,Heu-Lichtung?" Gibt Mary von sich.

,,Bitte?"

,,Ich danke dir."

,,Wofür?"

,,Das du mir verziehen hast. Und Samuel auch. Ich weiss das es blöd von mir war, ihn einfach zu küssen. Aber... Ich weiss nicht... du hast eine Bindung zu ihm, die ich mir immer wünsche. Ich wollte sie brechen, dass ich diese Bindung bekomme. Aber ich musste akzeptieren, dass der Draht zwischen euch ziemlich stark ist."

,,Lass' es uns einfach vergessen. Hast du eigentlich keine Angst von Evan wieder gefasst zu werden?"

Mary legt eine Pause ein.
,,Mehr oder weniger. Ich weiss, dass er mich hier nicht so leicht finden wird. Aber Hailey?"

,,Mary?"

,,Bitte lass uns nicht aus den Augen verlieren. Auch wenn es manchmal nicht so wirkt, aber du bist mir wichtig." Die Stimme von Mary wird zittrig.

,,Ist in Ordnung." Ich schließe meine Augen und ziehe meine Beine an mich ran.

,,Ich lege jetzt auf. Wir sehen uns mein kleiner Stern."

,,Ist gut." Das Telefonat wird beendet, und ich lege mein Handy an meine Seite.

,,Es macht mich glücklich." Leise schleicht sich die Stimme von Sam in mein Ohr.

,,Was macht dich glücklich?" Ich öffne meine Augen.

,,Zu sehen, dass du Mary nicht fallen lässt." Er zieht mich auf seinen Schoß da er neben mir auf der Fensterbank sitzt.
Er küsst sanft meinen Hals, und streift meine Wolljacke von mir.
Anschließend fällt mein Schwarzes Langarm Shirt zu Opfer und landet neben uns auf dem Boden.
Sam spielt mit der Kette welche auf meinem Dekolletè liegt.
Infolgedessen nimmt er mein Gesicht in seine Hände und küsst mich lächelnd.

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