Ich lag zusammen mit Anthony und den zwei Mädels im Wohnzimmer. Mein Kopf lag auf Anthonys Schoß, während Mary auf der anderen kleinen Couch saß, und das Mädchen welches ich immernoch nicht genauer kannte auf dem Boden.
Mir war gerade egal was zwischen mir und Anthony vorgefallen ist. Ich brauche jemanden der auf mich aufpasst. Und die Rolle kann eben nur er übernehmen.
Er krault meinen Kopf und versucht mich zu beruhigen.
Ich öffne kurz meine Augen und blicke das Mädchen an.,,Wie heisst du eigentlich?" Frage ich mit einer Stimme die ich selbst noch nie von mir gehört hatte. Ein Hauch von Mitleid, dennoch Freundlichkeit.
,,Anice." Antwortet sie knapp.
,,Das ist ein schöner Name." Ich lächle sie an.
,,Danke."
,,Ist dein Name Schottisch?" Fragt Anthony nach.
Sie nickt klein. ,,Bedeutet 'Gnade'."
,,Die wirst du bekommen." Sagt Mary während sie an die Wand schaut.
Ich atme tief aus. ,,Musste das sein?" Frage ich sarkastisch.
,,Wie alt bist du denn?" Fragt Mary nach um meiner Frage aus dem weg zu gehen.
,,15."
,,Ziemlich jung. Wie bist du an Evan gekommen?" Versucht sich Anthony weiterhin zu informieren.
,,Über das Internet."
Ich zucke mit den Augenbrauen. Einfach deswegen, weil es mich nicht überrascht. Mary beginnt ein Gespräch mit ihr, und während ich immer mehr an Sam denke, blende ich mein Umfeld mehr und mehr aus.
Ich vermisse ihn.
Seine Küsse.
Seinen Duft.
Seine kleinen aber dennoch liebevollen Gesten.
Seine angenehmen Berührungen.
Seine Anwesenheit.
Seine aufbauenden Worte.
Die Art wie er mir durch mein Haar geht, mir den Kopf krault wenn ich wieder einen schlechten Traum hatte. Wie er mich an sich zieht wenn ich geweint hatte.
Einfach alles. Und gerade jetzt wo er weiss das ich sein Kind in mir trage und ich es auch weiss, macht mich das alles nur noch trauriger. Genau jetzt könnte er mich sanft berühren, aber das wird nicht der Fall sein.Ein lautes Tür knallen ertönt aus dem Flur. Augenblicklich setze ich mich auf. Evan und eine Frau - ungefähr 1,68m groß, normale Statur mit gefärbten roten Haaren - knutschen wild umher und taumeln in das Wohnzimmer. Unvermeidbar schaue ich zu Mary, welche sich aber nicht dran stört. Anthony räuspert sich und die beiden lösen sich voneinander.
,,Oh. Hey." Sagt Evan leise.
Die Frau löst sich komplett von Evan und mustert mich mit einem bemitleidenden Blick welchem ich nicht stand halten konnte. ,,Ich gehe kurz auf die Toilette und mache mich fertig fürs Bett.'' Sagt Evan.
Ich stehe ängstlich von der Couch auf und laufe in schnellen Schritten zu meinem Zimmer und schließe es ab. Nur kurz darauf klopft es an ihr. Vorerst reagiere ich nicht.
,,Hailey Grace Clark?" Ertönt eine angenehme Frauenstimme hinter der Tür welche ich zu der von eben einordne.
Ich erhebe mich von meinem Bett, und öffne die Tür.Sie schaut mich freundlich mit ihren blauen Augen an und kommt in mein Zimmer.
,,Was wollen sie?'' Frage ich.,,Mein Name ist Michelle. Ich werde versuchen dich und die anderen hier rauszuholen.'' Sagt sie leise. Ich lockere meine eher abgeneigte Körperhaltung auf und stehe offen vor ihr.
,,Und wieso hast du mit Evan rumgemacht?''
Sie erklärt mir alles. Sie versucht das Vertrauen von Evan zu gewinnen ehe sie ihn in die Falle locken wird. Michelle wird Mary und Anice es auch erklären wenn Evan mal nicht im Haus sein sollte. Zudem sagt sie, dass es leider nicht vermeidbar sein wird, dass Evan auch ihr mal sagen soll das sie uns Schmerzen zufügen wird.
Zwei Wochen später:
Michelle und ich verstehen uns mittlerweile echt gut. Ich empfinde es als ehrenhaft das sie ihr eigenes Leben einschränkt und vorallem in Gefahr bringt, nur um drei wild fremde zu retten. Sie erzählte mir, dass wenn sie in meiner Situation wäre, sie sich auch jemanden wünschen würde, der ihr aus der Hölle hilft. Sie weiss davon das ich ein Kind mit mir trage.
Ich hatte mich schon früh am Abend schlafen gelegt und schlief auch zugegebener Maßen gut, ehe ich von einem kaltem Schreien wach wurde. Auf der Stelle richte ich mich kerzengerade auf, schmeiße meine Bettdecke zur Seite und sprinte aus meinem Zimmer. Mein Kopf beginnt sich zu drehen und ich taumel an eine Wand. Wieder ertönt das Schreien welches ich zu Anice ordne.
Schnell schüttel ich meinen Kopf und zwinge mich weiter zulaufen. Ich versuche mich anhand des Schreies zu orientieren und laufe in eine Richtung des Hauses welche ich noch nicht kannte. Hinter einer dicken Tür erstreckt sich ein greller Flur. Die massive Tür hätte sich Evan genauso gut woanders hinstecken können, weil diese nicht ihren Job erfüllt. Ich stehe vor einer anderen Tür und höre immer wieder Hiebe.
Mein Körper zuckt immer wieder zusammen, ehe ich selbst meinen Mut zusammenfasse und die Türklinke runterdrücke. Evan steht vor Anice welche klein in der Ecke dieses Zimmers sitzt und alles versucht von sich zu schützen. Sie sitzt auf dem kalten Boden in Unterwäsche. Meine Beine bewegen sich von alleine und ich finde mich selbst vor Evan wieder. Anice kauert sich noch immer hinter mir zusammen.,,Die Tür vorne hättest du dir sonst wo reinschieben können. Die erfüllt nicht ganz ihren Zweck.'' Ich schaue ihm genau ins Gesicht.
,,Geh' raus hier!'' Schreit er mir ins Gesicht und bemerke eine ordentliche Fahne und seine Spucke in meinem Gesicht welche ich schleunigst aus meinem Gesicht entferne.
,,Nein. Hör auf nach Ersatz zu suchen. Lass sie raus! Sie ist grade mal 15 und hat noch ihr ganzes Leben vor sich! Willst du der Grund sein, wieso sie sich von niemandem mehr anfassen lässt?!'' Ich bin überrascht das Evan noch nicht auf mich einschlägt.
Evan nährt sich meinem Gesicht.
,,Und wie ich der Grund dafür sein möchte...'' Für einen Herzschlag schließe ich meine Augen und atme aus um seinem Alkohol Geruch zu entkommen. Er küsst leicht meine Lippen. Erneut schließe ich meine Augen und öffne sie wieder schnell weil ich eine sanfte Hand an meiner linken spüre. Mit meiner rechten Hand mache ich eine Bewegung die zur Tür winkt. Anice steht auf und bewegt sich leise zur Tür. Evan packt mich an meinen Hüften und zieht mich näher an sich ran.
Ich will das nicht und versuche mich zu lösen. Aber er kommt immer wieder näher. Anice ist an der Tür und ich war bereit Evan von mir zu stoßen.
Anice war draußen ließ aber die Tür laut zufallen, was der Grund war weshalb Evan mich nach hinten stößt. Ich falle nach hinten und Evan stürmt aus dem Raum als im nächsten Moment auch schon ein Knall aus dem Flur kam.
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Bleib' bei mir
Mystery / ThrillerWir versuchen wieder in ein normales Leben zurückzukehren. Sam hat sich Arbeit gesucht und ich gehe wieder mit Josh arbeiten. Was Sam ein Stück Sicherheit gibt. Wir dachten das alles wie früher werden könnte. Aber uns wurde ein Schlussstrich gezoge...