15.

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Meine Mimik spiegelt wohl mein Misstrauen wieder. Gut so.

,,Was willst du dann?'' Frage ich mit zittriger Stimme.

,,Wieso weinst du?'' Dieser entspannte Klang in seiner Stimme war mir ungeheuerlich. Ich kannte es nicht, und habe im Gefühl das er jetzt nett ist, um später wieder in meine Gefühle zu hauen.

,,Ich... Ich will raus. An die frische Luft, die Grashalme an meinen Fingerspitzen spüren...''

,,Sag das doch. Komm.'' Und hält mir die Hand hin.

Unter Tränen schaue ich zu ihm hoch. Ich lege meine Hand trotz meines misstrauens in seine. Er umschließt sie ganz vorsichtig. Ich ziehe meine Augenbrauen weil ich seinen Sinneswandel versuche zu verstehen. Ganz behutsam zieht er mich aus der Ecke meines Bettes.

Ich ziehe mir eine Jacke und Schuhe an, und warte auf Evan, welcher sich auch grade die Schuhe zubindet. ,,Fertig?'' Fragt er, als er sich aufrichtet. Ich nicke stumm.

Evan hält mir die Tür auf und ich schreite raus. Ich könnte die kurze Zeit ausnutzen, und versuchen wegzurennen. Aber wenn ich das machen würde, könnte ich so lange ich noch hier drin sitze die frische Luft von der Liste streichen. Also blieb ich stehen. Verwerfe den Gedanken sofort. Wie schwachsinnig von mir, daran zu glauben, dass ich frei kommen würde.

,,Vorab: Du läufst keinen Meter vor mir. Du bleibst die Zeit über in meinem Blickfeld. Machst du auch nur eine hektische Bewegung, wird das Konsequenzen mit sich tragen.'' Am Ende konnte man ganz klar sein dreckiges Grinsen hören. Ich nicke als bestätigung das ich verstanden hatte. ,,Komm.'' Sagt er und schiebt mich ein Stück nach vorn.

Wir laufen zu eine Art Park. Kinder spielen auf den großen Wiesen Fußball, Familien sitzen auf Decken und essen genüsslich ihre Sandwiches, trinken von ihrer Apfelschorle. Mir gefällt der Gedanke, dass wenn Evan mal nichtmehr sein sollte, ich frei sein sollte, ich zusammen mit Sam auch auf einer Wiese sein würde. Er spielt mit den kleinen und rennt ihnen hinterher, und ich würde belustigt zusehen. Würde das Kind in die Arme schließen wenn es auf mich zugerannt kommen sollte. ,,Setzen wir uns hier hin.'' Holt mich Evans Stimme aus meinen weit entfernten Gedanken. Einen Herzschlag lang blicke ich ihn an.

Ich lasse mich auf der Wiese nieder. Schließe meine Augen als ich die Erde unter mir wahrnahm. Meine Mundwinkel ziehen sich nach oben. Als ich meine Augen wieder öffne, sehe ich Evan wie er auf meinen Bauch schaut. Ich tue so, als würde ich es nicht gesehen haben, und mache eine Hand vor ihn. Wie wird das eigentlich ablaufen, wenn das kleine Ding hier bei uns sein wird, und ich noch immer gefangen in diesem Haus sitzen werde? Wie werden wir das alles regeln? Wird Sam mich sehen dürfen? Werde ich dann noch härter bestraft wenn ich etwas ''falsch'' machen sollte?

,,Tut die Verbrennung noch weh?'' Fragt Evan mit einem Räuspern.

Auf Anhieb wusste ich nicht, wovon er spricht. Also lege ich meinen Kopf zur Seite, um ihm zu signaliesieren das ich nicht verstand worauf er hinaus wollte.

,,Na, an deinem Bauch.'' Er nickte mit dem Kopf nach vorne, seine Augen auf eine Stelle gerichtet. Meine Hand entferne ich von ihrem Platz und sehe das sich mein Shirt ein wenig hochgezogen haben muss.

Ja, es tut noch weh. Was für eine Frage. Es ist fast der selbe Schmerz den ich an meinen Handgelenken habe, welche an manchen Stellen krustik sind. Als Antwort auf Evans Frage nicke ich nur klein.

,,Wann werde ich Sam wieder sehen?'' Wage ich mich zu fragen.

Evans Augen liegen steif auf mich gerichtet. ,,Reicht es erstmal nicht, dass du hier sitzen darfst?'' Seine ernste Stimme bricht wieder aus ihm raus.

Ich gebe ihm keine Antwort auf eine so irrelevante Frage wie ich denke. Wir sitzen noch knapp eine halbe Stunde im Park ehe Evan sagt das wir gehen sollen. Ich stehe grade auf, als ich in seine grauen Augen schaue. Als hätte er meine Frage gehört. Als würde er uns die ganze Zeit beobachten. Mit schnellen Schritten gehe ich auf ihn zu. Er aber ging immer mehr Schritte zurück. Nach drei weiteren Schritten von mir, die er immer wieder nach hinten wich, blieb ich stehen. Ich ziehe meine Augenbrauen zusammen. Versuche zu verstehen.

Evans Hand greift nach meiner, und zieht mich zurück.

,,Was ist?'' Frage ich leicht gernervt.

,,Wohin des weges?''

,,Ich wollte zu Sam.''

Evan schaut um sich. ,,Sam war aber nicht hier. Wir gehen jetzt wieder.''

Er zieht mich hinter sich her. Evan schließt grade die Tür auf, als ich halbherzig von ihm reingeschubst werde.
Ich bleibe für einen kurzen Moment liegen. Verziehe mein Gesicht und stütze meine Handflächen auf den Boden auf. In dem Moment kam Anthony mit Mary aus dem Wohnzimmer.
Anthony hält mir sofort seine Hand hin und zieht mich hoch. Er zieht mich an sich ran das mein Gesicht an seiner Brust liegt.

,,Mary, bring mir 200$!!" Schreit Evan sie an. Mary setzt sofort ihre Beine in Bewegung, während Anthony mich näher an sich zieht.

Mary übergibt Evan das Geld als er im nächsten Moment auch schon die Haustür hinter sich zuknallt.

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