Kapitel 2

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Die Herrentoilette war klein. Ich entdeckte die Gerichtsmedizinerin vor einer der Kabinen. Die Spurensicherung wuselte um uns herum was die ganze Angelegenheit noch enger machte.

"Hey Lanie!", begrüßte ich meine beste Freundin.

Castle drückte sich kurz an der Wand entlang um an ihr vorbei zukommen und stellte sich auf die andere Seite der Latina. Das Opfer war ein gut gekleideter, junger Mann, Mitte dreißig vielleicht. Ein roter, großer, blutiger Fleck, knapp über der Brust, ließ sein Hemd schlaff herunter hängen.
Ich hatte das unangenehme Gefühl ihn zu kennen, ich wusste aber bei bestem Willen nicht woher.

"Wer ist er?"

Castle stellte die wahrscheinlich einzige schlaue Frage seines Lebens.

"Henry McCarter."

Ich sog scharf die Luft ein. Lanie antwortete knapp, fast schon bedeutungslos. Sie wusste es ja auch nicht. Sie wusste nicht das mir plötzlich klar wurde woher ich sein Gesicht kannte und wie vertraut er mir war. Mir wurde schwindelig und schlecht.

"Ich...ich muss mal an die frische Luft."

Verwirrt taumelte ich nach draußen. Ich wusste nicht mehr wo mir der Kopf stand. Henry. War das möglich? Er hatte neben uns gewohnt, war ein Jahr älter als ich und...er war mein erster fester Freund gewesen. Wir hätten wahrscheinlich nie Schluss gemacht, wir waren ein Herz und eine Seele, aber seine Eltern waren weggezogen, irgendwo nach Europa. Ich hatte gedacht ich würde ihn niemals wieder sehen. Aber das da drinnen war eindeutig er! Ich wollte mich umdrehen und wieder gehen, aber Castle kam raus und stellte sich mir in den Weg.

"Castle, gehen Sie zuseite, ich muss darein!"

Aber Castle blieb stehen. Er machte nicht mal Anstalten zu Seite zu gehen. Er sah mich einfach nur an. Ich versuchte aus ihm schlau zu werden, aber wie wenn er nicht redete?

"Woher kennen Sie ihn?"

Die Frage über rumpelte mich. Ich hatte nicht damit gerechnet das er etwas merken würde, aber das war Richard Castle, natürlich hatte er etwas gemerkt. Er merkte einfach immer alles.

"Nirgendwo her. Ich...ich kenne ihn nicht!"

Castle wusste das auch wenn er weiter gefragt hätte ich ihm nicht geantwortet hätte. Er kannte mich lange genug um das zu wissen.
Ich schob mich an ihm vorbei um wieder rein zugehen als er noch sagte:

"Lanie lässt ihn jetzt abholen."

Es war mir egal. Ich musste ihn noch einmal so sehen.
Lanie wartete schon auf mich. Ihre Hände hatte sie in die Seite gestemmt. Warum wusste sie immer was in mir vorging?

"Wer...?"

"Mein erster Freund."

"Oh!"

"Kann ich noch mal...also kann ich ihn nochmal sehen?"

Lanie warf mir einen kritischen Blick zu machte aber einen Schritt zur Seite. Ich trat vor. Sein Gesicht war genau wie damals. Mein Blick wanderte zu seinem Handgelenk. Eigentlich war es kompletter Quatsch, warum sollte er es noch tragen? Immerhin war es schon eine Ewigkeit her und es war bestimmt kaputt gegangen oder er hatte es verloren. Sein Jackett Ärmel verdeckte seine Hand zu einem Teil. Ich sah Lanie fragend an. Die war meinem Blick gefolgt und zuckte mit den Schultern. Ich beugte mich nach vorne und schob behutsam den Stoff etwas nach oben. Es war bestimmt totaler Blödsinn, aber ich musste es wissen. In meinem Kopf wusste ich schon das es nicht da seien würde.
Und doch, das schwarze Leder, das an seinem Arm hing, kam mir so vertraut vor. Genau so eins hatte bis vor wenigen Jahren auch an meinem Arm gehangen. Dann war es an einem Morgen nicht mehr da gewesen. Aber Henry hatte es noch. Da war es. Einfach so. Lanie hatte es, ihren Blicken nach zu urteilen, nicht bemerkt oder zumindest nicht für wichtig gehalten.

Auf dem Revier war noch nicht viel los als wir ankamen. Castle verschwand in den Pausenraum. Esposito und Ryan setzten sich an den Computer und suchten nach Informationen über das Opfer. Informationen die ich schon kannte. Informationen wie Familie, Job, Wohnort und so weiter. Es tat weh, zu wissen das er Tod war, zu wissen das er in New York gewesen war und ich ihn nicht lebendig gesehen hatte. Aber warum war er überhaupt hier gewesen?
Castle kam mit zwei Tassen in der Hand auf mich zu. Er reichte mir eine. Ich lächelte und bedankte mich bei ihm. Jetzt durfte keine Gefühle mehr zeigen. Das war mein Job.
Esposito und Ryan kamen auf uns zu. Ryan hatte ein paar Blätter in der Hand.

"Er wohnt in London. Seinen Job als Lehrer hat er vor einer Woche gekündigt."

"Aber was macht er dann hier?", fragte Castle.

"Seine Eltern wohnen in einem der Außenbezirke, ich vermute er hat sie besucht.", antwortete Ryan.

"Und deshalb kündigt man seinen Job? Um seine Eltern zu besuchen?"

Castle hatte Recht. Ich musste dahin. Ich musste mit Mr. und Mrs. McCarter reden.

"Castle, kommen sie. Wir fahren zu den Angehörigen."

Ich stellte meinen Caffee auf meinen Schreibtisch und ging zum Aufzug.

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Hey, Kapitel 2 ist fertig. Ich hoffe es gefällt euch. Ich freue mich über jede Art von Lob und Kritik.
LG Maike

Caskett - The Writer...The Detective [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt