Kapitel 15

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Meine Mum!

Konnte man sich wirklich so sehr in einer Person täuschen? Ich hatte ihm vertraut. Er hatte mich belogen. Ich hatte damals um ihn gekämpft. Er hatte mich verlassen. Ich hatte an ihn geglaubt. Er hatte meine Mum und Jean Gustav ermordet. Ich hatte nach ihm gesucht. Er hatte mich und Castle entführt. Ich hatte nichts gemerkt. Er hatte alles geplant. Ich spürte einen Stich in meinem Herzen. Jetzt wusste ich endlich wer der Mörder meiner Mutter war, aber es war noch schlimmer als vorher.
Die Türe zum Vernehmungsraum öffnete sich und Ryan kam rein.

"Beckett, wie wäre es wenn ich ab jetzt übernehme?"

Ich nickte leicht, stand auf und verließ den Raum.
Durch den Einwegspiegel starrte ich in den Verhörraum, in dem jetzt gerade Ryan die letzten Sachen klärte. Ich nahm alles wie durch einen Schleier wahr. Ich fühlte nichts. Keine Verachtung, keine Wut, keine Trauer. Vielleicht später mal, aber jetzt konnte ich nichts fühlen. Ich konnte und wollte nicht. Ryan verließ den Raum. Er und Esposito kamen zu mir und sahen mich einfach nur an. In ihren Blicken lag Mitleid. Ich wollte kein Mitleid. Weder von ihnen, noch von sonst irgendwem.

"Wir müssen ihn und seine Komplizen verhaften."

Meine Stimme war wie aus einer anderen Welt. Ich war überrascht wie stark sie klang. Meine Kollegen schienen ebenfalls überrascht.

"O...Okay."

Ein lächerlicher Versuch von Ryan die Verblüffung zu verstecken. Ich ging zu meinem Schreibtisch und griff mir meinen Mantel.

"Jo, Beckett, wissen sie den wo wir hin müssen?", fragte Esposito.

Ich lächelte leicht.

"Ich habe so eine Ahnung."

Die verwunderten Blicke meiner Partner im Rücken schlenderte ich zum Aufzug. Etwas perplex folgten sie mir.

"Beckett sind Sie sicher, dass..."

"Absolut.", schnitt ich Ryan das Wort ab.

Schulterzuckend stieg er nach mir in den Aufzug.

-

Eine halbe Stunde später stiegen wir aus meinem Crown Victoria. Ich hatte vor einem unscheinbaren Hochhaus an der 24th Avenue geparkt. Zwei Autos weiter stand Henrys Wagen. Ich schluckte schwer. Hier hatte es begonnen, hier würde es enden. Ich ging auf die Eingangstüre meines Elternhauses zu und  fragte beim Pförtner nach Henry McCarter. Ich kannte die Antwort zwar, wollte aber dennoch sicher gehen.

"Zweiter Stock."

Hatte ich es mir doch gedacht. Aus meiner Kindheit wusste ich dass der Aufzug immer irgendwelche komischen Geräusche machte, konnte sein das er repariert wurde, aber ich wollte lieber kein Risiko eingehen.

"Beckett, sollen wir nicht lieber Verstärkung anfordern?", fragte Ryan.

Ich wusste das er recht hatte. Aber es war mein Fall. Nicht der des NYPD. Ich wollte das unbedingt klären.

"Ja, später. Ich will mir erstmal einen Überblick über die Situation verschaffen.", log ich.

Vielleicht würden sie mir es glauben, vielleicht auch nicht. In jedem Fall würde ich jetzt da rein gehen und Henry verhaften. Vielleicht auch ein paar der anderen, aber Henry aufjedenfall.
Ich machte mir gar nicht erst die Mühe an zu klopfen, ich trat die Türe ein.

"NYPD! Keine Bewegung!"

Eine Gruppe von sechs Männern unterschiedlichen Alters sprang von einem Tisch in der Mitte des Raumes auf. Einen davon erkannte ich als Henry. Ein anderer wohnte in meinem Haus. Ich schluckte. Jedes der Gesichter hatte ich schon mal gesehen. Esposito und Ryan zogen hinter mir ihre Waffen.

"Tut mir leid Leute, ich würde sagen Sie sind vorläufig fest genommen!"

Ich war Esposito so dankbar dafür, dass er das Wort ergriff. Ich selbst hätte kein Wort raus bekommen. Zu meiner Überraschung gab es bei der Festnahme keine großen Komplikationen. Die Männer hatten keine Waffen griffbereit und nur zwei versuchten sich gegen die Festnahme zu wehren. Während Ryan und Esposito Henry und die anderen zum Wagen brachten, ließ ich mich erschöpft auf einen der Stühle sinken. Ich sah mich in dem Raum um. Es gab zwei Türen. Ich wusste das die linke Türe in einen Flur führte und die rechte in die Küche. Unsere Wohnung war auch so aufgebaut gewesen. Alle Wohnungen in diesem Haus waren so aufgebaut. Ich hörte schnelle Schritte im Treppenhaus, die immer näher kamen. Ich hob langsam meinen Kopf und blickte in die schönsten Augen der Welt. Castles Augen.

"Kate, ist alles in Ordnung?"

Besorgt kam er auf mich zu.

"Castle! Was machst du denn hier?!"

Ich war froh ihn zusehen. Müde stand ich auf und küsste ihn.

"Ryan hat mich angerufen.", sagte er nachdem wir uns von einander gelöst hatten.

"Danke!", flüsterte ich.

"Wofür?"

Er zog die Stirn in Falten.

"Für alles! Dafür, dass du immer für mich da bist, dafür, dass du mich nicht aufgegeben hast und besonders dafür, dass du gerade in diesem Moment da bist!"

Ich lächelte ihn an und er zog mich an seine Brust.

"Immer!", nuschelte er in meine Haare.

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Hey Leute!
Sorry, dass das Kapitel so kurz ist, aber ich dachte an diesem Zeitpunkt kann man gut abschließen. Ich werde jetzt noch einen Epilog schreiben und dann wird diese Story vorbei sein. Vielleicht gibt es aber noch einen zweiten Teil, mal schauen. Ich hoffe euch gefällt das Kapitel trotzdem und würde mich über eine Rückmeldung freuen.
LG Maike.

Caskett - The Writer...The Detective [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt