Waagschale Freund oder Freund? / Kapitel 13

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Cara's POV:

"Leute, ich kann nicht mehr sitzen!", beschwerte sich Ella nach vier Stunden Fahrt. "Wollen wir eine Pause einlegen? Ich muss, glaube ich, auch mal auf's Klo.", pflichtete Mika ihr bei und wir anderen, besonders Ben, waren einverstanden.

Wir fuhren noch ungefähr zehn Minuten und schon hatten wir die nächste Raststätte gesichert. Ben wollte zuerst noch tanken, dann stellte er sich auf einen Parkplatz und glücklich über die aufrechte Haltung hüpften wir alle aus dem Bus. Schnell fanden wir uns alle auf den Toiletten und schließlich beim Buffet wieder.

Wir hatten zwar etwas zu Essen mit, doch gegen etwas Warmes hatte niemand etwas. Nachdem wir gegessen hatten, kauften wir noch etwas zu trinken und liefen draußen noch etwas herum, weil wir wussten, dass die Fahrt noch lang war.

Wir waren nun vier Stunden von achtzehn gefahren. Wir müssten durch Frankreich fahren.  Wenn wir über Paris fuhren, bräuchten wir fast eine Stunde länger. Über Luxemburg etwas mehr, als eine halbe Stunde. Wir fuhren trotzdem durch Paris, da in Luxemburg zur Zeit Stau war. So die Vorhersage im Radio.

Mittlerweile waren wir fast in Paris. Und ich frage mich, wieso wir nicht eigentlich Urlaub in Frankreich machen, sondern stattdessen lieber vierzehn Stunden weiter fahren wollen. Schließlich mussten wir ja auch irgendwann wieder zurück fahren. Aber überzeugen konnte ich davon niemanden so richtig. Außer Ben, aber er scheint mit mir immer einer Meinung zu sein.

"Ich finde ja auch, dass Frankreich taktisch viel klüger gewesen wäre...", flüsterte er mir auf der Rückbank zu. Mika und er hatten getauscht, nachdem wir bei der Raststätte waren. "Ernsthaft jetzt, Leute. Frankreich ist schön, wir müssen nicht ewig fahren, wir haben jetzt viel mehr Zeit, für irgendwas cooles und müssen nicht noch mindestens einen Tag mit Auto fahren verbringen. Warum bleiben wir nicht hier und suchen uns hier ein süßes Ferienhäuschen?", versuchte nun Ben sein Glück.

Ella, die eben sowieso schon am überlegen war, ob sie mir zustimmen sollte, stimmte nun tatsächlich zu und so stand es 3:2. "Ja, gut. Ihr habt Recht. Dann fahre ich die Rücktour.", meldete sich Mika nun und so fuhren wir weiter, mit Blick auf irgendwelche Motels oder Ferienwohnungen. Lustigerweise wurden wir sehr schnell fündig und die Ferienwohnung war echt toll und noch dazu gar nicht so teuer. Wir teilten den Preis einfach durch fünf und einigten uns darauf, dass jeder einmal einen Tag das Essen für alle bezahlen musste.

Alle waren einverstanden. Da wir gerade erst was gegessen hatten, packten wir einfach unsere Koffer und Taschen aus und liefen dann los, um uns die bekannten Sehenswürdigkeiten in Paris anzusehen. Es entstanden sehr schöne Fotos. Und leider hatte auch irgendwer Ben und mich erwischt, als wir uns geküsst hatten und ein Foto gemacht, welches letztendlich aber ein sehr schönes Foto geworden ist.

Die Zeit bis zum Abend verging wie im Flug. Als es dunkel wurde, machten wir uns auf den Weg zu einem Restaurant, welches wir am Tag entdeckt hatten.

Ich erklärte mich dazu bereit, für heute das Bezahlen zu übernehmen. Und morgens, am letzten Tag, damit auch ich einen ganzen Tag zusammen bekam, an dem ich etwas bezahlt habe und es für die anderen nicht unfair ist. 

Morgen früh wollten wir alle zusammen einkaufen gehen, damit wir nicht jeden Tag essen gehen mussten, denn das würde dann doch ziemlich teuer werden. Aber zuerst wollten wir ausschlafen, darauf hatten wir uns sehr schnell geeinigt.

Als wir aus dem Restaurant kamen, rief ich bei Marie an, um ihr die geänderte Planung mitzuteilen und zu fragen, wie es ihr ging. Die Idee mit Paris fand sie super und es ging ihr gut. Das machte mich glücklich und ich konnte den Rest des Abends mit den anderen weiterhin genießen.

"Gehen wir noch in eine Bar oder so?", fragte Merle nun. "Klar, wieso nicht?", rief Ella. Wir anderen waren nicht so begeistert, weil wir müde waren, gingen aber trotzdem mit. Wir hatten beschlossen, alles gemeinsam zu unternehmen, es sei denn, irgendwer wollte ausdrücklich mit einer Person etwas allein tun oder für sich sein.

"Ihr braucht nicht mit, wenn ihr nicht wollt.", fügte Ella an, als sie merkte, wie begeistert wir alle waren. "Ihr seid zwei Mädchen. Denkt ihr, wir lassen euch allein in eine Bar, irgendwo, wo ihr niemanden kennt?", sagte Mika nun und Ben stimmte ihm gleich zu. "Die beiden haben Recht. Wir gehen mit.", fügte ich an und so gingen wir in eine Bar, die von außen gemütlich aussah.

Drinnen war es aber alles andere als gemütlich und ich fühlte mich überhaupt nicht wohl. Generell fand ich mich, im Bezug auf Alkohol und Feiern gehen, nicht wieder. Ich setzte mich also an irgendeinen Tisch und passte auf die Getränke auf, während die anderen tanzten. Ich versuchte trotzdem, relativ freundlich auszusehen. Ob das klappte, wusste ich nicht wirklich, denn meine Angst überwiegte eigentlich die anderen Gefühle.

Ich hasste Bars. Ich hasste Alkohol. Und das würde für mich persönlich immer so bleiben. Als Ben relativ nah am Tisch tanzte, tippte ich ihn an und versuchte ihm, über die laute Musik hinweg, mitzuteilen, dass ich raus ging. Er nickte zwar, aber ob er es wirklich verstanden hatte, wusste ich nicht.

Als ich rausging, schlug mir die frische Luft wie eine Wand entgegen. Mein Gott, war ich froh, diese Gerüche loszusein. Und atmen zu können.

Vor der Bar stand eine Bank, auf welche ich mich jetzt setzte und hoffte, dass irgendwer aus der Bar kam, den ich kannte. Es war spät, dunkel und ziemlich frisch.

Doch es dauerte sehr lange, bis jemand aus der Bar kam. Und dessen Zustand war nicht gerade erfreulich. Mika. Total betrunken.

Wie ich sowas hasste!

Kurz darauf kam Ben heraus. Er war zum Glück nicht betrunken. Schnell schnappte er sich Mika, der durch die Gegend wankte. Ich half Ben dabei, ihn aufrecht zu halten. Ella und Merle kamen auch rausgestiefelt, beide hielten einander fest.

Ben und ich waren die einzigen, die nicht betrunken waren. Wir brachten die drei Trunkenbolde in unsere Ferienwohnung, ins Bett und gingen danach noch etwas spazieren. Es war drei Uhr morgens und mit einem Mal war es mucksmäuschenstill in Paris.

Der Eiffelturm leuchtete golden und man sah die Sterne am Himmel. Der Mond tat auch sein Bestes, um gesehen zu werden. Bald müsste wieder Vollmond sein.

Ben und ich liefen händchenhaltend durch die leeren Gassen. Wir schwiegen zusammen, bis Ben sich schließlich traute, etwas zu sagen. "Ich habe dich vermisst.", sagte die raue, aber liebevolle Stimme, die ich in letzter Zeit lieben gelernt habe. "Ich war doch da.", flüsterte ich beinahe. "Ja, aber wir waren nie allein. Ich habe dich vermisst.", wiederholte er.

Ich blieb stehen und schaute in seine stechend grünen Augen. "Ich dich auch.", sagte ich nach einer Weile. Und wieder war mein Herz schneller, als mein Verstand gewesen. Aber das war mir in diesem Moment egal. Ich wusste jetzt, dass ich Gefühle für diesen Jungen, der vor mir stand, hatte. Und diese Gefühle beinhalteten keine Freundschaft plus. Sondern ich liebte ihn. Ich liebte Ben Trayls.

Und während mir das klar wurde, schaute Ben mich einfach nur an und lächelte. Jetzt war der Moment gekommen, in dem ich einen Schritt auf ihn zugehen musste. Er war so viele Schritte gegangen. Ich hatte ihm immer nur zugestimmt. Jetzt musste ich mit der Sprache rausrücken. Jetzt durfte er auf einen Schritt von mir hoffen. Und diese Hoffnung wollte ich ihm niemals nehmen.

"Ich liebe dich.", sagte ich also und seine Antwort war ein Kuss, welcher wieder einmal alle Schmetterlinge der Welt wachrüttelte und tanzen ließ. "Ich dich auch.", und dann standen wir einfach da, Arm in Arm und genossen den Augenblick.

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Habt ihr das geahnt, oder eher nicht?:D

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