Erinnerungslos / Kapitel 18

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Cara's POV:

Mittlerweile waren wir schon eine Woche wieder Zuhause. Im Endeffekt war es ein Scheiß-Urlaub. Aber ein Gutes hatte es doch. Ella und ich sind nun noch näher zusammengerückt und alleine findet man uns nirgends mehr vor. Wir machen Alles zusammen, uns kann keiner trennen.

Ella hat mir erst nach meinem Krankenhausaufenthalt erzählt, was der Grund für meinen Besuch dort war. Ich hatte mir, dank meiner Schlägerei mit der Toilette, doch tatsächlich eine Gehirnerschütterung zugezogen. Ella meinte, Ben sei kein einziges Mal im Krankenhaus bei mir gewesen. Und außerdem hatte er schon viele Mädchen so sitzen gelassen, wie mich und war fremdgegangen. Aber Ella dachte, dass er bei mir anders wäre, da er sich wirklich komplett anders verhalten hatte, als bei seinen vorherigen Freundinnen. Leider lag sie da falsch und nun fühlte sie sich, mir gegenüber, schuldig, weil sie es zugelassen hatte, dass ich mit Ben zusammen gekommen war.

Letzendlich war Ben also doch ein Bad Boy. Und ich war darauf reingefallen. Seit dem Abend habe ich kein einziges Mal mehr mit ihm gesprochen, aber ehrlich gesagt, möchte ich das auch erstmal nicht. Ich kann auch nicht sagen, ob ich es überhaupt noch möchte.

Ella und ich waren gemeinsam mit dem Zug wieder abgereist, nachdem ich entlassen wurde. Ella hatte während meiner Zeit im Krankenhaus auch dort "gewohnt". Sie hatte ein Bett in meinem Zimmer bekommen. Ella war zwischendurch immer mal wieder zu unserer Ferienwohnung getiegert und hatte unsere Sachen dort raus geholt.

Nachdem ich also entlassen wurde, liefen wir direkt zum Bahnhof und fuhren, mit gefühlt 10 Mal Umsteigen, nach Hause.

Ella meinte, die Sachen von Ben waren bei ihrem letzten Besuch schon nicht mehr da gewesen. Keine Ahnung, wann er abgereist war, aber das war mir eigentlich auch egal.

Auch wenn ich noch immer Erinnerungslos war, was diese Nacht angeht, hatte er mich echt verletzt und ich bin unendlich enttäuscht. Am liebsten würde ich gar Nichts mehr mit ihm zutun haben wollen, aber das geht leider nicht ganz.

Erstens, wohnt er nur eine Straße von mir entfernt und Zweitens, haben wir sehr viele Fächer, in der Schule, zusammen. So ein Scheiß. Leider verliere ich mich in seinen stechend grünen Augen noch immer und das wird sich so schnell nicht ändern. Denn Ben Trayls hat mich um seinen Finger gewickelt und ich liebe ihn, trotz seiner Taten, noch immer.

In der Schule beobachtet er mich. Immer. Egal, wo ich bin. Und wenn ich dann mal zu ihm schaue, schaut er nicht einmal weg. Ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll. Ella versucht, mich da raus zu halten, aber es funktioniert nicht immer. Ich meine, man merkt doch trotzdem, dass man beobachtet wird.

Mika und Merle haben das College abgebrochen und verlassen. Sie erscheinen gar nicht mehr in der Schule. Ella und ich haben mittlerweile die Vermutung aufgestellt, dass die Beiden einfach durchbrannt sind und jetzt eine Weltreise machen, oder so. Keine Ahnung, ist ja auch egal.

Ich bin einigermaßen glücklich. Die meisten Tage verbringe ich mit Mona und Ella. Und natürlich Mom und Bob. Mom ist natürlich zusammengebrochen, als sie gehört hat, was im Urlaub alles passiert ist. Sie sagte, das nächste Mal sollen Ella und ich mit ihr und Bob in den Urlaub fahren. Ich glaube, das machen wir auch.

Ich schuftete richtig viel für das College. Ella auch. Wir lernten jeden Tag zusammen. Auch jetzt saßen wir mal wieder zusammen, vor allen möglichen Büchern, und büffelten in der Bibliothek. "Cari, kannst du mir helfen? Ich verstehe den Satz da nicht!", meckerte Ella. Sie meckerte in letzter Zeit viel über die verschiedenen Themen der bevorstehenden Klausuren. Ich kam eigentlich ganz gut mit den Themen klar. Ich hatte keine Angst vor den Klausuren.

Ich beugte mich zu ihr. "Zeig' mal.", sie tippte mit dem Finger auf den Satz, den sie nicht verstand. Ich erklärte ihr den Satz und danach diskutierten wir darüber, warum ausgerechnet das Thema in der Klausur vorkommen muss.

Wir saßen bis spät Abends in der Bibliothek. Sie wurde in den nächsten Wochen und Monaten zu unserem Lieblingsplatz. Nicht nur, für das Lernen. Wir setzten uns mit der Literatur auseinander und sie wurde zu unserem Freund.

Bald standen schon unsere Abschlussklausuren an. Und wieder fand man uns in der Bibliothek. Ich war mittlerweile 19 Jahre alt und auch Ella war fast 19. Sie hatte in einer Woche Geburtstag. Wir überlegten gemeinsam, ob Sie ihren Geburtstag feiern sollte, oder nicht. Meinen Geburtstag hatten nur wir beide mit Mom und Mona gefeiert.

Wir waren gerade so in unseren Vorstellungen versunken, dass wir die Person, vor uns, nicht bemerkten. Irgendwann, als mein Lachflash nachließ, schaute ich auf. Hätte ich es mal lieber nicht getan.

Über die letzten zwei Jahre hatte ich versucht, den damaligen Urlaub, so gut es ging, zu vergessen. Es hatte bisher auch ganz gut geklappt. Bis jetzt. Denn nun sah ich wieder in die stechend grünen Augen, eines Jungen, der mitllerweile, mit seinen 21 Jahren, zu einem jungen Mann geworden war.

Ich starrte ihn an. Ella saß mit offenem Mund und aufgerissenen Augen neben mir.

"Scheiße...", flüsterte ich. "Was, verdammt nochmal, willst du hier?!", er hätte wohl nicht damit gerechnet, dass ich etwas sagen würde. "Ich...", stotterte er. "Ach, weißt du was, Ben? Ohne Scheiß, halt einfach deine Klappe. Sei einfach still. Okay?" Fiel Ella ihm ins Wort. "Okay. Aber Cara, Es tut mir Leid. Ehrlich." - "Nach zwei Jahren musst du damit auch nicht mehr ankommen.", es tat weh, aber manchmal muss man das Richtige machen. "Cara, ich..." - "Ben. Was habe ich eben gesagt? Halt' deine Klappe und verschwinde!"

Kennt ihr das Gefühl, wenn die Beste Freundin den eigenen Ex mehr hasst, als man selbst? Ich lernte dieses Gefühl in genau diesem Moment kennen.

Leider ging er nicht. Ben blieb einfach stehen und sah mir tief in die Augen. Leider ging er nicht, wodurch er sah, dass meine Augen sich immer mehr mit Tränen füllten. Tränen, die ich nicht aufhalten konnte. Tränen, welche die ganze Wut und Traurigkeit mit einem Mal wegspülten. Und dann war da nur noch Leere.

"Verzieh' dich endlich!", rief Ella ihm jetzt entgegen. Mein Herz brach in tausend Stücke, als er sich wirklich umdrehte und ohne ein weiteres Wort, ging. Mein Herz wollte schreien, er solle hier bleiben, aber mein Verstand war stärker und hielt mich davon ab, die Worte laut auszusprechen.

Ich vergrub mein Gesicht in meinem Schoß und weinte. "Ella, ich hatte ihn doch schon vergessen... Wieso...", wieder fiel sie mir ins Wort. "Schatz, du hast ihn nicht vergessen. Du hast ihn nur verdrängt. Du liebst ihn noch, das sieht man dir an und das ist eigentlich auch Nichts verwerfliches. Aber er ist ein Arschloch und darf so nicht mit meiner Besten Freundin umgehen. Der wird noch was zu hören bekommen, glaub mir!", da war er wieder, der Moment, indem die Beste Freundin den eigenen Ex mehr hasste, als ich selbst.

Ich konnte Ben nicht mehr hassen. Ich konnte es noch nie. Es war immer nur Enttäuschung und Wut, auf mich selbst, gewesen. Wut, Traurigkeit, Enttäuschung, all das hatte jetzt ihren Platz mit der Leere getauscht und ich fühlte Nichts mehr.

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