Cara's POV:
Wie erwartet, klingelte mein Wecker und starb kurz darauf im Alter von 5:45 Uhr an einem schrecklichen Wandunfall. Wieso gab es sowas wie Wecker überhaupt?
Wir Menschen waren doch mit einer sogenannten 'inneren Uhr' ausgestattet, reichte das nicht? Murrend stand ich dann allerdings doch auf. Ich wollte nicht schon jetzt zu spät kommen. Was würde das denn bitte für einen Eindruck machen?!
Es war ja schließlich mein zweiter erster Tag, da konnte man ja nun wirklich mal pünktlich zum Unterricht erscheinen. Also lief ich mit zugekniffenen Augen ins Bad, oder eher gesagt gegen die Tür vom Bad. "Scheiße...!", fluchte ich hielt mir die Hand an die Stirn und änderte die Richtung ein wenig, um dann prompt nochmal schön am Türgriff hängen zu bleiben. Natürlich überlebte das mein Oberteil nicht und so hing ich nun mit meinem Ärmel, in dem ein Loch war, am Türgriff fest. "Ach man! Was ist denn das heute? So ein Scheiß!", fluchte ich wieder und nahm diesmal erneut Anlauf, diesmal aber mit geöffneten Augen. Dann sah ich vielleicht auch mal was.
Und tatsächlich fand ich mich im Bad vor dem Spiegel wieder, wo mich ein übermüdetes Mädchen ansah. "Oh Gott!", rief ich erschrocken. "Wie seh' ich denn aus?", schnell fing ich also an, meine Maske erneut aufzusetzen, indem ich alle Spuren negativer Gefühle und Anzeichen über zu schminken.
Kurz danach stolperte Mom ins Bad. "Sag mal, Kind! Nächstes Mal renn' doch gleich durch die Wand zum Gleis 9 3/4, was hältst du davon?", sie rieb sich den Schlaf aus den Augen. "Zeig her, hast du dir weh getan?", und schon hatte ich ein fettes Grinsen im Gesicht. Auch Mom musste dann doch noch anfangen zu lachen.
"Du bist aber auch ein Tollpatsch!", immer noch drehte sie meinen Kopf in ihren Händen hin und her und begutachtete jeden Zentimeter meines Gesichtes, um auch ja ausschließen zu können, dass mir nichts passiert war.
"Mom! Darf ich jetzt Zähne putzen, bitte?", fragte ich sie und entzog ihr meinen Kopf, der jetzt leicht irritiert war, dass alles wieder still stand und sich gar nichts mehr drehte. "Klar. Ich mache gleich Frühstück."
Kurze Zeit später saßen wir also wieder zusammen am gedeckten Tisch und aßen. Als es plötzlich an der Haustür klingelte, zuckten wir beide zusammen, wie Fische ohne Wasser. "Erwartest du jemanden?", fragte ich Marie, welche aber nur den Kopf schütteln konnte und mir die Gegenfrage stellte, die auch ich nicht mit "Ja." beantworten konnte.
Schließlich stand ich also auf, um nach zu sehen, wer dort um zwanzig nach sechs vor unserer Haustür stand. Ich öffnete die Tür, leicht irritiert, wer dort stand.
"Hey, Ben!", es war eher eine Frage, als eine Aussage. "Hey, du.", als er mich zu allem Überfluss auch noch zur Begrüßung umarmte, war ich fertig mit der Welt. Ich sah den Jungen mit den stechend grünen Augen noch immer fragend an. "Darf ich rein kommen, oder wollen wir hier draußen noch Weihnachten feiern?", grinste er.
Noch immer irritiert - ich glaube, in einem anderen Zustand werde ich heute nicht mehr kommen - ließ ich ihn rein. "Cari-Schatz, wer ist da?" Schon zum zweiten Mal nannte sie mich in seiner Gegenwart 'Cari-Schatz'!
"Guten Morgen, Misses George!", rief Ben also aus dem Flur heraus, in die Küche, noch bevor ich meinen inneren Wutanfall hinter mich bringen konnte. "Ah, Ben. Guten Morgen. Wie können wir helfen? Ich bin übrigens Marie.", sagte sie und trat nun ebenfalls in den Flur. Ich glaube, Ben war überrascht, wie jung Marie ist.
"Ich wollte fragen, ob Sie... ob du mich heute morgen mitnehmen könntest, zur Schule? Ich habe den Bus verpasst und ein zweiter kommt nicht...", Marie lächelte und nickte.
"Es kommt kein zweiter Bus? Oh Gott! Mom, ich brauche ab nächster Woche ganz dringend eine Fahrgemeinschaft, sonst bin ich verloren!", rief ich aus und im nächsten Moment war es mir total peinlich. "Vielleicht könntet ihr beiden mit... mit Ella, Merle und Mika eine Fahrgemeinschaft gründen? Ich kann euch leider ab nächster Woche nicht mehr fahren, dann ist mein Urlaub zuende..."
Mom hatte jedes Jahr in der Zeit zwei Wochen Urlaub. Ihre Arbeitsstelle hatte dafür extra ihren Vertrag geändert, damit sie nicht auch noch dafür kämpfen müsste, Urlaub zu bekommen, wenn sie seelisch schon am Boden ist.
Ich liebte meine Mom einfach für ihr Verständnis und dafür, dass sie einem immer eine Lösung vorschlug und dafür, dass sie so unendlich Hilfsbereit war. "Also bis Freitag können wir dich mitnehmen, ist das in Ordnung, Ben?", fragte sie nun. Ben nickte lächelnd und schaute mit großen Augen zu mir. Ich glaube, ich müsste ihm heute noch viel erklären.
"Mom, ich glaube, wir müssen los...", sagte ich nun und verabschiedete mich noch von Bob, der die ganze Zeit über schwanzwedelnd zwischen uns dreien hin und her lief, vor Freude.
"Heute kommt der Dicke mit, Cara. Ich wollte heute mal eine große Runde machen, die letzten Tage war es ja eher sporadisch... du weißt ja.", plötzlich stiegen ihr wieder die Tränen in die Augen. Und das, obwohl Ben dabei war.
Mom ging es schlecht. So schlecht, dass sie ihre Maske schon vor anderen, als nur vor mir, fallen ließ.
Ich stürzte quasi zu ihr, als sie fast zusammen brach. Auch Ben hielt sie am Arm, damit sie nicht fiel.
Es war einfach alles zu viel für sie geworden und ich fragte mich, ob das alles noch gesund - nein gesund war es sicher nicht -, in Ordnung war in dem Maße.
"Ich schreib' dir eine Entschuldigung, Cara. Ben? Kannst du dir einen Fehltag leisten?", Mom war nun wirklich komplett fertig mit der Bereifung und ging vermutlich seit Ewigkeiten nur noch auf dem Zahnfleisch. "Ja, kein Problem. Sollen wir dich zum Arzt fahren, oder so?", wie fürsorglich er doch war...
"Cara, du weißt Bescheid.", sagte sie nur und ließ sich auf die Treppenstufen sinken. "Ich kann nicht mehr!", sie schlug die Hände vor das Gesicht und schluchzte bitterlich.
Ben war überfordert, aber er versuchte sein Bestes. Er tat mir leid, dass er einen solchen Zusammenbruch miterleben musste. Ich kannte schon viele davon, weshalb ich jetzt, bei der Notfallnummer von ihrem Arzt anrief und die Situation schilderte. Außerdem traute ich mich, ihn anzurufen.
Aber Mom merkte dies nicht.
"Geh' schon ran! Wenn man dich einmal braucht!"
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You're my World
أدب المراهقينCara ist ein siebzehn jähriges Mädchen, welches in London auf ein College geht. Ihre Zeit dort hat gerade erst begonnen, als sie den augenscheinlichen Bad Boy kennenlernt. Ob er wirklich ein Bad Boy ist, oder nur eine Maske trägt, um seine eigentli...