Cara's POV:
Mona war noch lange geblieben am Samstag und das tat Mom und mir sehr gut. Am Sonntag haben wir auf dem Sofa gelegen und haben uns einfach nur Musik angehört und hingen in unseren Gedanken. Am Abend haben wir zusammen gekocht, was wir jeden Tag taten.
Heute war die Nacht auf Montag. Wieder konnte ich nicht schlafen, was diesmal aber nicht an Lea lag, sondern daran, dass ich total aufgeregt war und nicht wusste, wie es auf dem College werden würde.
Es war zwei Uhr morgens, als ich endlich einschlief. Um sechs Uhr würde mein Wecker mich aus der Traumwelt holen. Wenigstens vier Stunden würđe ich schlafen können.
Diese Nacht lag ich wieder in meinem eigenen Bett und Marie hörte ich ebenfalls schnarchen, ein gutes Zeichen dafür, dass sie wirklich mal wieder eine Tiefschlafphase ohne Alpträume hatte.Wie erwartet hatte mein Wecker mich um sechs Uhr geweckt, weshalb ich jetzt im Bad stand und die letzten Spuren der Müdigkeit überschminkte und dadurch verschwinden ließ.
Mom war ebenfalls wach und machte unten in der Küche Frühstück für uns. Sie würde mich die erste Woche immer zum College fahren. Bis dahin müsste ich mir entweder eine Fahrgemeinschaft suchen oder jeden Tag, bis auf ein paar Ausnahmen, mit dem Bus fahren.
Ich sah in den Spiegel, doch ich kannte das Mädchen nicht, das mir da entgegen sah. Gute Arbeit also. Meine Maske war perfekt. Aus dem Spiegel sah mir ein Mädchen mit blauen Augen, die ich definitiv nicht von meiner Mom hatte, und dunkelblonden, welligen Haaren, entgegen. Auch die Haarfarbe hatte ich nicht von Marie...
Wir sahen uns eigentlich nur vom Körperbau, den Gesichtszügen und dem Charakter ähnlich. Den Rest hatte ich von Miko.
Lea dagegen sah beinahe haargenau so aus, wie Marie. Sie hatte kaum etwas von ihrem Vater geerbt.Ebenfalls war Lea, genauso wie Marie und ich schon immer zart, schlank, leicht und nicht gerade groß gewesen.
Mit meiner Maske saß ich schließlich mit Marie am Tisch. "Du hast nicht viel geschlafen, nicht wahr?", fragte meine Mom.
Sie war die einzige, die hinter meine Maske sehen konnte. Bei ihr, und nur bei ihr, ließ ich sie fallen und zeigte ihr, wie ich wirklich fühlte. Ich war zwölf gewesen, als Leachen das Licht der Welt erblickt hatte. Ich hatte mich total darüber gefreut. Ich wollte immer ein Geschwisterchen haben. Und mit vierzehn musste ich einen meiner Lieblingsmenschen wieder ziehen lassen. Zum zweiten Mal, denn ihr Vater war mit ihr von uns weggegangen.
Ich mochte Maison wirklich gern. Ich sah ihn als meinen Vater an, denn er hat mich genauso geliebt, als wäre ich seine Tochter. Und Marie hat er auch unendlich glücklich gemacht. Aber er hat uns verlassen, in einer Zeit, wo wir ihn am meisten gebraucht hätten. Maison hat uns verletzt. Unendlich. Er hat unsere Herzen, die zu der Zeit sowieso schon gebrochen waren, nochmal in tausend Stücke gerissen.
Er hat uns zu einem Wrack gemacht.
Und das würde ich ihm niemals verzeihen können."Schatz.", wieder wirbelte Mom mir vor dem Gesicht herum. "Ja?", fragte ich und lächelte ein Fake-Lächeln. Ich wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte. Sie hatte genug zu tun. "Gedankenwelt... nicht wahr?", ich nickte zur Bestätigung.
Eine halbe Stunde saßen wir nun schon im Auto. Zwanzig Minuten hatten wir noch vor uns. "Ich wünsche dir einen schönen ersten Tag, mein großes Mädchen.", Mom lächelte mal wieder ihr wunderschönstes echtes Lächeln. "Ich kann gar nicht glauben, dass du schon so erwachsen bist.", fügte sie hinzu und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. Wieder lächelte ich sie an. Unser Zeichen, an dem wir erkennen konnten, wie es uns wirklich ging, denn auch Mom ließ ihre Maske nur bei mir fallen. Und wie wir beide, bei Bob. Denn wir hatten das Gefühl, dass er uns verstand.
Verwirrt lief ich über den Hof zum Eingang. Niemand war zu sehen. Mom stand noch immer dort, wo sie mich aussteigen lassen hat. Schließlich fand ich den Eingang und betrat zum aller ersten Mal das Gebäude. Das Gebäude, indem meine Zukunft auf mich wartete.
"Du bist?", erschrocken drehte ich mich um. Hinter mir stand ein lächelndes Mädchen. Sie wirkte nett, aber wer wusste schon, ob es eine Maske war, oder nicht? "Ich bin Cara. Also Cara Marlene. Aber nenn' mich bitte nur Cara. Und du?", gott, wie ich diesen Redeschwall hasste, wenn man aufgeregt war!
Das Mädchen lachte leicht. Ihre langen blonden Haare waren zu zwei Zöpfen geflochten. "Ich heiße Ella. Komm' mit, ich zeige dir das Sekretariat. Da musst du hin, oder?"
Okay, bis jetzt schien es keine Maske zu sein, oder sie hatte sie schon perfekt einstudiert. "Okay, ja genau."
Ella kam mit in das Sekretariat. Frau Kyrus war sehr nett und gar nicht so streng, wie ich gedacht hatte. Sie erzählte uns, dass ich in die Klasse von Ella kommen würde und das wir da jetzt hingehen könnten.
Das taten wir auch. Es dauerte allerdings ein kleines bisschen länger als sonst, da Ella mir gleich ein paar Dinge zeigte und erklärte. Doch schließlich kamen wir in der Klasse an. Soweit ich das sehen konnte, waren alle schon da und ein einziger Platz war frei. Es war sogar der, neben Ella. "Setz' dich. Das hier ist Merle.", sie zeigte auf ein relativ kleines Mädchen mit dunkelbraunen Haaren und braunen Augen.
Blöderweise musste ich sofort an Lea denken, obwohl das hier gar nicht hingehörte. Ich versuchte, den Gedanken aus meinem Kopf zu bekommen. "Hey. Ich bin Cara.", stellte ich mich vor. Merle lächelte. "Schöner Name!", ich bedankte mich und schon kam die Lehrerin in den Raum.
"Wenn ich mich nicht täusche, ist hier ab heute eine neue Schülerin, richtig?", fragte sie und schaute sich um. Ich hob den Finger, damit sie mich leichter fand. Doch ich hatte vergessen, dass das bedeutete, dass jetzt erstens alle zu mir schauten und zweitens, dass ich mehr Zeit haben würde, mich vorzustellen. Und beides hasste ich.
Ich war niemand, der gerne im Mittelpunkt stand, aber damit musste ich mich in nächster Zeit abfinden. Irgendwann ging auch das zurück und ich wäre wieder die kleine graue Maus, die ich in der Realschule schon war. Das erklärte wohl auch, weshalb ich dort auch nur eine echte Freundin gefunden hatte.
"Aaah, da bist du. Magst du dich kurz vorstellen?", sie lächelte mich freundlich an. "Also eigentlich... Ich weiß nicht.", stammelte ich. "Das ist Cara Marlene. Aber nennt sie bitte nur Cara.", übernahm Ella das Wort. Ich nickte stumm. "Cara Marlene George. Ich bin für euch aber bitte nur Cara. Ich bin 17 und habe vor zwei Monaten die Realschule abgeschlossen...", murmelte ich und schaute meine Fingernägel an, welche leider vor Aufregung runtergekaut waren.
Als ich wieder aufschaute, sah ich stechend grüne Augen, in denen ich mich zu verlieren drohte. Er lächelte ein ehrliches Lächeln und seine Grübchen zeigten sich, in dem sonst so markanten Gesicht. Ich lächelte nun ebenfalls. "Danke, Cara. Und damit Cara eure Namen auch mal hört, machen wir jetzt eine kurze Vorstellungsrunde. Ich bin Frau Mynert und unterrichte Deutsch und Sport.", fing sie an.
Ich hörte gar nicht wirklich zu, erst als der Junge mit den wunderschönen grünen Augen sich vorstellte, hörte ich wieder zu. "Ich heiße Ben. Bin 19 Jahre alt und... ja... wenn du was wissen willst, frag einfach nach."
Aus irgendeinem Grund nickte ich. Er kam ein wenig rüber wie ein Bad Boy, mit seinem weißen, eng anliegenden Shirt und seiner Lederjacke. Aber irgendwas sagte mir, dass er keiner war und sich nur als solcher ausgab. In seinen Augen konnte ich fast lesen, wie in einem offenen Buch.
/1258 Wörter. Ich hoffe, es gefällt euch?:) In der Media findet ihr Cara:)
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You're my World
Teen FictionCara ist ein siebzehn jähriges Mädchen, welches in London auf ein College geht. Ihre Zeit dort hat gerade erst begonnen, als sie den augenscheinlichen Bad Boy kennenlernt. Ob er wirklich ein Bad Boy ist, oder nur eine Maske trägt, um seine eigentli...