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I know what you think in the morning
When the sun shines on the ground
And shows what you have done
It shows where your mind has gone

Ich wachte in einem mir fremden Zimmer auf. Die Sonne schien durch die Jalousien auf mein Bett und ich streckte meine Hand aus, um die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut zu spüren. Meine Hände zitterten stark dabei.
Ich schaute mich im Zimmer um.
Es war komplett weiß bis auf ein rot - gelbes Bild, welches gegenüber meinem Bett hing.
Wahrscheinlich sollte es Freude und Wärme oder so darstellen.

Ich befinde mich ganz klar im Krankenhaus. Welcher Tag war überhaupt heute? Neben meinem Bett stand ein kleiner Tisch, auf dem etwas Obst und zwei Zetteln lagen.
Ich entfaltete den ersten. Er war von meiner Mutter.

» Schatz, ich kann dich leider erst morgen nochmal besuchen kommen. Es tut mir wirklich leid, ich wäre jetzt viel lieber bei dir.
Auf dem Tisch stehen noch ein paar leckere Vitamine für dich.

love you, mom «

Wieso kann sie mich erst morgen besuchen kommen? Ich drehte den Zettel um, aber dort stand nichts mehr.
Vielleicht musste sie dringend was bei ihrer Arbeit machen oder so...
Ich freute mich trotzdem darüber, dass sie sich sorgen um mich machte.
Ich nahm mir einen roten Apfel, biss kräftig rein und öffnete den zweiten Brief.

» Wenn du dieses Brief liest, geht es dir hoffentlich besser. Ich wollte eigentlich hier auf dich warten, dass du aufwachst, aber meine Eltern wollten es mir nicht erlauben. Es tut mir so schrecklich leid, dass du jetzt wegen mir hier bist.
Ich hoffe, ich kann es irgendwann wieder gut machen.

Ruf mich an: +49 12345678900

Jenna «

Ich starrte gefühlte fünf Minuten ihren Namen an. Sie war hier? Wegen mir?
Etwas kribbelte in meinem Bauch und ich musste lächeln.

Neben meinem Bett sah ich meine Jacke hängen. Ich legte meinen Apfel und den Brief auf den Tisch, stand auf und schaute nach, ob mein Handy drinne lag. Und tatsächlich. Erleichtert atmete ich aus.
Langsam auf dem Weg wieder ins Bett, entsperrte ich mein Handy und war schon bereit ihre Nummer einzugeben.

Doch als ich auf die Uhr schaute, blieb ich stehen. 9:27. Sie hatte noch Schule. Ich musste also noch 4 Stunden warten, bis ich sie anrufen konnte.

Neben der Tür gab es einen Waschbecken und darüber hing ein Spiegel. Als ich mich drin sah, erschrak ich. Mein linkes Auge war blau und ich hatte ganz viele blaue Flecken. Auf meinen Armen waren auch ein paar zu sehen und genauso auf meinen Beinen. Da hat wohl Ben seine ganze Wut rausgelassen gehabt.
Erst jetzt bemerkte ich, dass mein Körper weh tat.

Ich ließ mich kurz aufs Bett fallen um über den vorherigen Tag nach zu denken.

Nachdem ich auf dem Schulhof Schreie gehört hatte und heraus fand, dass sie von Jenna stammen, schlug ich Ben ins Gesicht. Er hat sie belästigt, was sollte ich denn anderes machen sollen. Das hat ihm auf jeden Fall nicht gefallen. Er schrie mich an und schlug mich später zusammen auf dem Boden. Ich verlor mein Bewusstsein und wachte hier auf.
Nein. Das war nicht alles. Ich sah mich selbst zweimal an dem Tag. Wie auch immer das genau gehen konnte. Und dann wollte ich selbst mich im Krankenwagen erwürgen.
Was zum Teufel ist dort passiert.
Ich hab viel zu viele Fragen auf die ich keine Antwort fand. Ich vergrub mein Gesicht in meine Hände.

» Du kannst auch einfach mich nach den Antworten fragen. «

Ich setzte mich auf.
Da war sie wieder. Die Stimme, die ich auch gestern gehört hatte. Gehörte sie mir, meinem zweitem ich?
Ich wollte sie nicht mehr hören und ich wollte vorallem keine Antworten von ihr haben.

Schnell stand ich auf und ging aus meinem Zimmer.
Der Krankenhausgeruch war hier viel stärker. Ich wusste nicht genau wohin ich gehen wollte. Vielleicht sollte ich versuchen eine Krankenschwester zu finden und sie um etwas zu Essen bitten.

Eine Frau kam mir entgegen.

» Guten Morgen, Tyler. «

» Guten Morgen. «

» Der Doktor möchte noch mit dir sprechen. Ich sage ihm gleich bescheid, dass du wach bist. Soll ich dir etwas zu essen bringen? »

» Oh okay und ja bitte. «

Sie lächelte mich an und verschwand in einem Raum. Ich ging wieder zurück in mein Zimmer und setzte mich aufs Bett.

Ca. 5 Minuten später klopfte es an der Tür und ein älterer Mann kam herein.

» Hallo Tyler, wie geht es dir? Ich bin Doktor Miller. «

» Eigentlich ganz gut. »

» Vielleicht weißt du selber, wieso du hier bist. Aber ich werde es sonst nochmal sagen. Gestern wurdest du von einem jungen Mann namens Ben - ist das richtig?
Ich nickte.
- Also er verpasste dir harte Schläge und Tritte in den Kopf- und Bauchbereich.
Du hast dein Bewusstsein verloren, doch im Krankenwagen wachtest du wieder auf. Die Notärzte sagten, du bekammst keine Luft mehr. Sie versuchten es dir durch die Sauerstoffmaske zu geben, als du plötzlich wieder in Ohnmacht fielst.

» Kannst du dich daran erinnern was passiert ist? «

Ich starrte ihn an. Bilder gingen mir durch den Kopf. Bilder von meinem zweiten ich, falls man es so nennen kann. Ich hab keine Ahnung wer oder was es genau war.

» Nein, ich kann mich an nichts erinnern. «

» Hm, dann ist es so. Wir werden dich noch hier ein oder zwei Tage behalten müssen, nur zur Kontrolle.
Ehm - und da gibt es noch eine Sache. «

» Ja? «

» Als man dich untersucht hat. Da - da hat man deine Narben gefunden. Auf deinem Bauch und Armen. «

Sein Blick durchdrang mich. Sollte ich jetzt was sagen? Was?

Er drehte sich in Richtung Fenster um.

» Ich weiß nicht, was du durchgemacht hast. Ich weiß auch, dass ich es nicht verstehen werde. Und eigentlich müsste ich dich hier viel länger behalten müssen. Aber -
Er machte eine Pause.

Mein Herz schlug schneller. Was passiert jetzt?

» - Ich sah keine neuen Narben. Du willst es wahrscheinlich nicht wissen, aber ich hab einen Sohn, dem es anscheinend so ähnlich geht wie dir. Deswegen weiß ich auch, dass es nichts bringt, wenn ich dich jetzt hier lasse.
Gestern war hier noch ein Mädchen. Sie machte sich große Sorgen um dich. Du hast sie vor dem Jungen beschützt, nicht wahr? Freut mich, dass es noch heutzutage solche Menschen wie dich gibt. Die für die Liebe kämpfen. Wortwörtlich. «

Mir fiel ein Stein vom Herzen.

» Ich - ich weiß jetzt nicht genau was ich sagen soll. «

» Das passt schon. «
Er drehte sich wieder zu mir hin.
» Genies einfach gleich dein Frühstück und ruf dieses Mädchen auf jeden Fall noch an. « Er lächelte.

» Danke und werde ich machen. « Ich lächelte zurück.

Er stand auf und verabschiedete sich bei mir.

Two Faces (German)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt