Niemals werde ich ein gebärender Brüllaffe

379 21 14
                                    

Langsam öffne ich die Augen und mein Blick gleitet zu meinem Wecker der auf meinem Nachttisch, direkt neben meinem Bett, steht.  3 Uhr nachts. Geil, was will man mehr?! Langsam krabble ich aus meinem Bett, weil mir klar ist, dass ich nichtmehr einschlafen kann, da ich so eine wundervolle „Angewohnheit“ habe, nichtmehr einschlafen zu können, wenn ich nachts aufwache.

Leise seufzend sinke ich die Bettseite hinab und starre auf meine Füße. Zumindest versuche ich das, aber leider haut das nicht so ganz hin, weil es echt schwierig ist seine Füße durch komplette Dunkelheit zu sehen.

Ich will ja keine Schleichwerbung machen, aber es könnten One Direction und Little Mix gerade einen jamaikanischen Volkstanz vollführen, während sie mit je 15 Pavianen jonglieren und ich würde es nicht sehen. Zu meiner Verteidigung. Ich bin keine kreische-ich-bekomme-gleich-ein-Kind-Fan sondern einer der gesittet und ruhig bleibt. Naja und somit auch unbemerkt, aber besser als einen Brüllaffen während der Geburt zu verkörpern, nicht wahr? Die andere Seite ist außerdem, dass ich die Jungs und Mädels noch nie getroffen habe und so nicht sagen kann, ob ich die Ruhe selbst bleiben werde. Aber verdammt nochmal, ich werde niemals zu einem gebärenden Brüllaffen!

9 Uhr morgens..

Gerade schlüpfte ich in meine graue Jogginghose, als es an der Tür klopfte und bevor ich irgendetwas sagen konnte, meine Tante total aufgeregt in mein Zimmer gesprungen kommt. Ich wusste ja schon immer, dass sie etwas..eigen ist, aber ich habe sie noch nie so springen gesehen. Ich meine, sie sieht aus wie ein Hase unter Drogeneinfluss. Gerade als ich diesen Gedanken vertiefen wollte riss mich meine hyperaktive Tante, auch Ursula genannt, aus den Gedanken.

„FLO FLO FLO!!! ES GIBT WICHTIGE NEUIGKEITEN!”  schreit sie mir mitten ins Gesicht. Ein bisschen genervt ziehe ich eine Augenbraue hoch und beginne ruhig zu sprechen. „Uschi, ich weiß ja, dass du dazu neigst etwas lauter zu werden, ABER SCHREI MICH NICHT AN! ICH STEH DIREKT VOR DIR, Tante.“ „Aber Flo-hoooo, es ist soo wichtig! Wirklich Liebes.“ „Das ist zwar kein Grund mich anzuschreien, aber schieß los, Tantchen.“ „Jaaaaaaa, also-hooo, ich war gerade dabei einen neuen Trank zu entwickeln und da kam mir DIE Idee! Ich hab dann also angefangen ein bisschen rumzuprobieren und ich glaube ich habe einen Trank ‚geschaffen’ wenn du so willst, womit du...HALT DICH FEST! Nein warte, setz dich am besten. NEIN NEIN NEIN! Bleib stehen, weil du mir dafür bestimmt um den Hals fallen willst, wenn ich es-“ „USCHI!“ „Ja ‚tschuldigung. Also. Wie sag ich es am Besten? DU KANNST DAS GEDANKENLESEN STEUERN, wenn der Trank funktioniert.“ Am Ende nuschelte sie nurnoch, aber trotzdem verstand ich sie und mir fielen fast die Augen aus den Ohren. Hab ich das gerade richtig gehört oder haben meine Ohren mir einen Streich gespielt, wie so oft? „HAB ICH DAS GERADE RICHTIG GEHÖRT, USCHI?!“ rufe ich meinen Gedanken aus und strahle über beide Ohren. Ich konnte das wirklich noch nie und ihr wisst nicht wie nervig es ist, durch die Straßen zu laufen und wirklich jeden Gedanken zu hören. Deshalb hör ich eigentlich immer Musik wenn ich irgendwo hinlaufe, weil ich dann das alles nicht hören muss. „JAAA!!! IST DAS NICHT FANTASTISCH?! LASS UNS DAS GLEICH AUSPROBIEREN!“

Man schmeckt dieses Zeug gut. Ungefähr so gut wie meine Sportsocken. Oh warte, ich hab ja gar keine Sportsocken. Ich mach ja gar keinen Sport, außer zum Schulbus rennen, wenn ich verschlafen habe. Ich vergas.

Gerade als ich das Zeug runterschlucke, überkommt mich das Bedürfnis meinen kompletten Mageninhalt auf meiner Tante zu entleeren, weil sie mir dieses Zeug andreht. Und ich schwöre bei dem fliegendem Lasagnemonster, wenn dieses Zeug nicht wirkt, werde ich diese „Drohung“ wahr machen!

„Denk mal was!“ quetsche ich unter zusammengebissenen Zähnen hervor, während ich gerade bestimmt aussehe als würde ich puren Zitronensaft trinken, weil dieses Zeug einfach verdammt eklig schmeckt und der Geschmack partout nicht weggeht.

Bitte funktionier! Bitte, bitte, bitte!

„Kannst jetzt aufhören, Tantchen. Ich hab dich gehört. Achja, du hast mir ja noch gar nicht erklärt, WIE und WAS ich damit steuern kann.“ „Achso stimmt. Also hör gut zu! Der Trank wirkt genau..öhm, das findest du noch raus..und in dieser Zeit hörst du nur die Gedanken von der Person auf die du dich konzentrierst und kannst sie so auch verstehen. Ich denke nämlich, dass du auf der Straße nicht allen Menschen gleichzeitig zuhören kannst und TADA jetzt kannst du es abstellen und anstellen wie du willst.“ „DANKE, DANKE, DANKE! ICH LIEBE DICH! AHH!“ Wenn ich jetzt roten Lippenstift tragen würde, wäre ihr komplettes Gesicht rot, weil ich sie so oft geküsst habe. Sie kichert nur leise. Abrupt stoppe ich und schaue sie mit gemischten Gefühlen an, während meine rechte Augenbraue hochschießt, was bestimmt echt lustig aussieht, weil es sich wirklich so anfühlt als würde sie gleich meinen Haaransatz küssen. „Wo ist der Haken?“ frage ich mit so fester Stimme wie es mir in diesem Moment gelingt. „Es gibt keinen.“ Nun wandert auch meine andere Augenbraue Richtung Haaransatz und ich glaube, dass nurnoch wenige Millimeter zur Monobraue fehlen, weil sich die Augenbrauen so nahe stehen. „Wirklich, Flo. Es gibt keinen Haken!“ „Siiiicher?“ „Zu 99%“ „Was ist mit dem anderen 1%?“ frage ich leicht skeptisch. „Nunja, ich habe den Trank noch nie ausprobiert, aber falls du einen Haken findest, was ich nicht denke, kannst du ihn mir ja mitteilen und ich schreibe ihn ins Buch der Tränke, falls es dich beruhigt.“ Langsam lasse ich von meiner Tante ab, die ich immer noch fest umklammert hatte und bewege mich mit leisen Schritten auf mein Bett zu, um erst mal keinen Heulkrampf zu bekommen vor Freude.

„Ich geh dann mal, Flo. Bis später, ja?“ „Mhm, liebe dich.“ Murmle ich geistesabwesend und starre weiterhin die Decke an. Dann habe ich DIE Idee und fahre wie vom Meerschwein gebissen vom Bett hoch, was sich als fataler Fehler erweist, denn ich falle rückwärts wieder zurück aufs Bett. Ganz schlecht. Kreislauf und so. Kennt ihr bestimmt alle.

Naja, zurück zum Thema. Schon wieder stehe ich auf, aber diesmal darauf bedacht, langsam aufzustehen. DIE Idee ist nämlich, dass ich jetzt einfach mal in die Stadt gehe und meine neue „Fähigkeit“ ausprobiere.

Gerade als ich aus dem Bus steige, kommt mir eine große Meute entgegen und ich picke mir schnell jemanden raus, bei dem ich es ausprobieren kann. Schnell hat sich jemand gefunden. Kleiner Junge, circa 5 Jahre alt, grüne Gummistiefel, blaue Regenjacke, schwarze Matschhose. Knuffiges Kerlchen. Als sie immer näher kommen konzentriere ich mich vollkommen auf den kleinen Jungen, was sicherlich pädophil aussieht, aber da müssen die Leute jetzt durch.

Später bekomm ich Kekse, Kekse, Kekse, Kekse! OHH, ein Vogel! Der sieht aber böse aus.

Die Leute laufen an mir vorbei und das einzige was ich gehört habe, war der kleine Junge, der an Kekse und böse Vögel gedacht hat. Ich könnte schreien vor Freude, aber ist das in der Öffentlichkeit gut? Ich denke nicht.

In schnellen Schritten bewege ich mich Richtung Innenstadt, weil ich das noch ein paar Male ausprobieren muss, um mir sicher zu sein, dass ich es wirklich kann. Manchmal klappt es nicht so ganz, da ich oftmals die Aufmerksamkeitsspanne einer Fliege habe, aber ich fasse mich immer wieder recht schnell und konzentriere mich auf meine nächsten „Opfer“.

Nach einer Stunde fahre ich grinsend wie eine geistig gestörte Ziege, wieder nach Hause.

Zuhause fällt mir auf, dass ich den ganzen Tag noch nichts gegessen habe, also schmiere ich mir kurzerhand ein Butterbrot und stopfe es in mich hinein. Anschließend, mache ich mich bettfertig, was so viel bedeutet wie, Zähne putzen, duschen gehen und Pipi machen. Hihi. Danach schmeiße ich mich totmüde ins Bett und träume von kleinen Kindern die Kekse essen und mit Angry Birds jonglieren.

Mind ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt