In der Arena - 9

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Kapitel 9

Ich laufe immer noch Richtung Osten. Ich gehe schon seit einer Ewigkeit hier lang, ohne Zoe gefunden zu haben. "Zoe?", rufe ich zum gefühlten tausendsten Mal. Wieder keine Antwort. Wo kann sie nur stecken? Ich versuche mich weiter auf meine Umgebung zu konzentrieren, aber meine Augen werden von Minute zu Minute schwerer. Ich weiß, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis sie gegen meinen Willen zufallen werden. Denk an dein Ziel, beschwert sich die Stimme in meinem Kopf. Was ist denn genau mein Ziel? Klar, wäre es schön hier lebend raus zu kommen. Aber da ich das sowieso nicht schaffen werde, sollte ich mich darauf konzentrieren Zoe zu helfen. Sie hätte den Sieg verdient. Ich werde aus meinen Gedanken gerissen, als ich plötzlich gegen etwas hartes laufe. So viel zu auf die Umgebung achten. Ich blicke auf und bemerke, dass ich gegen die Wand neben dem Tunnel gelaufen bin. Das kann doch nicht sein. Ich war die ganze Zeit Richtung Osten gegangen und habe sie nicht gefunden und hier ist Schluss. Sie wird wohl nicht zum Anfangsplatz gegangen sein. Dort wäre sie schutzlos den anderen ausgeliefert - und das wusste sie auch. Aber was ist wenn doch? Heute ist wohl wieder einer dieser Tage, an denen die Stimme in meinem Kopf keine Ruhe geben will. Wie sehr ich es hasse, wenn ich weiß, dass die Stimme Recht hat, oder Recht haben könnte. Was Heath und Jayson jetzt grade wohl machen? Heath liegt wahrscheinlich noch an derselben Stelle und beobachtet Jayson misstrauisch. Vielleicht reden sie. Vielleicht schweigen sie. Oder sie schlafen, was du auch dringend nötig hättest. Ja, ich hätte es nötig, doch ich kann es mir nicht leisten. Noch nicht jedenfalls. Ich renne durch den Tunnel auf den Anfangsplatz zu. Diese Dunkelheit in den Tunneln ist mir einfach nicht geheuer. Ich habe nie Angst vor der Dunkelheit gehabt, doch irgendetwas stimmte nicht mit dieser Art von Dunkelheit. Sie war... anders. Am Anfangsplatz ist sie schon mal nicht. Ich denke, dass das ein gutes Zeichen ist. Auch wenn es mich nur ein Stück mehr zum Verzweifeln bringt. Möglichkeit eins wäre mich umzudrehen und einfach zurück zu Heath und Jayson zu gehen, aber ich habe Zoe versprochen sie nicht aufzugeben und mir selbst gegenüber habe ich geschworen, dieses Versprechen einzuhalten. Also entscheide ich mich für Möglichkeit zwei, sie in den Abteilen der anderen suchen zu gehen. In welchem sollte ich bloß anfangen? In Zoe's. Danke Stimme aus dem Nichts. Da wäre ich nie drauf gekommen. Ich verdrehe die Augen und sprinte auf ihr goldenes Tor zu. Adler. Adler können gut sehen. Ich hoffe nur für Zoe, dass sie auch so gute Augen hat. Das könnte ihr in der Dunkelheit nützlich sein. Der helle Streifen am Horizont war bereits erloschen und somit ist der Mond als einzige Lichtquelle zurückgeblieben. Die Mondsichel spendet aber auch nicht allzu viel Licht, sodass ich meine Augen noch mehr anstrengen muss, als vorher schon. "Wach bleiben, Shiva", rede ich mir ein. Nun bin ich in ihrem Abteil angekommen, erkenne jedoch nicht viel mehr, als im sonst so viel dunkleren Tunnel. Ich muss schwer atmen und beschließe mich gegen die kühlen Mauern des Tunnels zu lehnen. Ich sinke zu Boden und gebe mich der Stille hin. Ich schließe meine Augen, fest entschlossen sie später wieder zu öffnen und nicht einzuschlafen. Ich werde nicht aufgeben, aber eine kleine Pause sollte mir doch gegönnt sein, oder etwa nicht? Wie als Antwort auf meine Frage höre ich einen kleinen Stein über den Asphalt im Tunnel hüpfen. Instinktiv reiße ich meine Augen auf und mache einen Satz vor.

Wo soll ich hin? Wer ist in dem Tunnel und wird mich jeden Augenblick entdecken - und töten? Habe ich schon erwähnt, dass ich diese Stimme in meinem Kopf hasse? Unwichtig. Derjenige ist wohlmöglich bewaffnet, und ich? Natürlich nicht. Darüber hätte ich mir vorher Gedanken machen müssen. Nun bleibt mir nur noch die Option mich zu verstecken. Aber wo? Überall waren nur Wolken. Oder vielleicht doch nicht? Ich habe immerhin nur den 'Eingangsbereich' gesehen, also kann ich das doch schlecht beurteilen. Ich ergreife meine einzige Chance diesem Menschen nicht gegenübertreten zu müssen und renne in die entgegengesetzte Richtung. Ich renne durch Wolken, auf Wolken. Ein komischer Gedanke. Wäre ich nicht gefangen, würde ich wahrscheinlich über diesen Gedanken lachen müssen. Schon vorher wusste ich, dass das Leben kein Wunschkonzert ist. Aber dies übertrifft einfach alles bisherige. Ich ringe nach Luft. Meine Lunge schmerzt bitterlich. Sie schreit förmlich nach Sauerstoff. Die Narben, die die Dornen auf meinen Beinen hinterlassen haben, waren verkrustet, aber ich spüre, wie manche Krusten aufplatzen und wieder warmes Blut an meinen schlanken Beinen runterrinnt. Ich kann nicht mehr. Der Abstand zwischen mir und dem Tunnel muss reichen. Wenn ich Glück habe, hat mich die Person noch gar nicht bemerkt gehabt. Aber wenn doch... Nein! Da würde ich jetzt nicht drüber nachdenken. Ich falle, stütze mich mit meinen Händen auf dem weichen Boden ab und muss brechen. Ich höre leise Schritte hinter mir. Unfähig mich zu bewegen, knie ich da auf allen vieren. Heiße Tränen strömen über mein kaltes Gesicht. Es fühlt sich falsch an. Doch das würde in wenigen Momenten schon egal sein. In wenigen Momenten würde mein ganzes Leben umsonst gewesen sein. Ich breche erneut und krümme mich zusammen. Die Schritte kommen näher. Ich frage mich, wer es ist. Ich will wissen, wer den Job übernehmen wird, mich umzubringen. Denn egal, ob derjenige bewaffnet ist, oder nicht, sogar ein kleines Baby wäre in jenem Moment stärker als ich. Ich bin so müde, so erschöpft. Ich sehe den wagen Umriss einer Person, die über mir steht. Ich will erkennen, wer dieser schwarze Schatten ist. Ich will es so sehr und doch schaffe ich es nicht. Meine Augen fallen einfach zu und ich spüre nichts mehr.

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Danke ihr Lieben für's Lesen :) <3

Ich würde mich ganz doll über ein Feedback von euch freuen, also wenn ihr grad etwas Zeit habt, fänd ich's schön, wenn ihr mir einen Kommi hinterlassen könntet! :D :)

Noch ein frohes restliches Jahr (Sind ja nur noch 3 Tage und 21 Minuten :D)

LG Michelle <3

Hunted - Gefangen. Gejagt. Gebrochen.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt