Was kannst du eigentlich? - Ich kann es nicht mehr hören.

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Heute möchte ich mit euch auf einige Antworten eingehen, die man so bekommt, wenn man Zeug kritisiert.  Vorher möchte ich allerdings ein Phänomen behandeln, das damit zusammenhängt.

Viele der Geschichten, die wir von der Mafia rezensieren oder privat kommentieren, wurden vorher mit Kommentaren überflutet, in denen Dinge stehen wie: "Beste Geschichte ever", "Voll geil", "Ich heiße genau wie die Hauptperson", "Du schreibst so geil", "Schreib schnell weiter, ist voll geil" und "Ich liebe deinen Style". Und in diese Masse klatschen wir dann einen Text mit Kritikpunkten.

Und dann geht die Huddelei los, es wird rumgeheult, was uns einfiele, wir seien ja so fies und bla. Da frage ich mich automatisch: Warum interessiert euch ein einzelner Kommentar so sehr, wo da doch zehnmal so viele sind, die den eigentlich wieder ausgleichen? OMG, da ist eine Person im Internet, die meine Geschichte nicht super findet, der HORROR! So jemand kann ja nur scheiße sein! Ganz ehrlich, pfeif halt drauf? Sagt euch halt: Na und, die anderen finden meine Geschichte toll, weil ... Weil ... Weil halt.

Es mag arrogant erscheinen, aber ich mag Quietschies nicht, also Kommentare wie oben erwähnt. Die nutzen mir nichts, die bedeuten mir nichts, sie sagen nichts drüber aus, warum der Leser die Geschichte mag. Wenn die einzige Meinung zu meiner Geschichte, die auch auf etwas fußt, eine negative ist, würde mich das auch stören, glaub ich.

But well, legen wir los.

Lies es halt nicht, wenn du es nicht magst.

Dazu hab ich mich ja im Part Wie man es nicht macht schon ausführlich geäußert. Hier noch einmal in Kürze: Erstens weiß ich nicht, ob ich es mag, bevor ich es lese. Klar kann man schon Schlüsse aus Cover und Klappentext ziehen, aber ich beurteile Bücher so ungern nach Äußerlichkeiten. Phrasen wie Don't like, Don't read passen übrigens nur in Fällen, in denen jeand eine Geschichte kommentiert, deren Grundsituation er schon scheiße fand. Eine Piratengeschichte zu lesen und sich dann zu ägern, weil man Piraten nicht leiden kann, ist zuemlich bescheuert. Eine schwule Geschichte zu lesen, wenn man homophob (und damit ein Arscheimer) ist, auch. Dann kann man sich fragen, ob die Person damit nur Stunk machen wollte. Wenn ich eine Geschichte über eine Beziehung zwischen zwei Weibern lese und mich dann aufrege, dass vorn und hinten nichts stimmt, dann nicht. Dann bin ich enttäuscht und verleihe dem Ausdruck. Weil ich es kann.

Lies weiter, wird später besser.

Ich quäle mich  nicht durch kapitelweise Unsinn, um dann irgendwann vielleicht eine kleine Verbesserung feststellen zu dürfen. Wann ist dieses später? Warum schreibt man nicht von Anfang an gut? (Da ist tatsächlich eine, die behauptet, sie habe am Anfang absichtlich so klischeebeladen geschrieben, um die Massen anzulocken. Das, liebe Kinder, nennt man, seine Seele zu verkaufen. Ferner warte ich immer noch drauf, diesen Punkt in der Story zu finden, da sich das ändert.) Es ist eine Sache, generisch anzufangen und irgendwann den Plot Twist zu bringen, aber gerade da muss es was geben, das den Leser bei der Stange hält. Sympathische Charaktere, zum Beispiel.

Das ist meine Geschichte und ich schreib das, wie ich das will.

Ja, und? Verbiete ich dir das, indem ich dir sage, was daran Unsinn ist und warum? Klar kannst du undwidersprochene Frauenfeindlichkeit, Rassismus und romantisierte missbräuchliche Beziehungen in deine Geschichte schreiben, aber erwarte doch nicht, dass die Leute das einfach hinnehmen. Klar kannst du Pappaufsteller mit Glitzer bestreuen und erzählen, das wäre das niedlichste Liebespaar ever, aber denk nicht, dass sich niemand über mangelnde Tiefe beschweren wird. Es ist genau wie bei diesem Geheule um Meinungen, das gerade überall umgeht. Dass du etwas sagen oder tun darfst, heißt nicht, dass es richtig ist und dass alle anderen das hinnehmen müssen. Hass und Falschinformation sind übrigens keine Meinung.

Es ist nur ein Buch.

Was kannst du eigentlich? Es ist nicht mal ein Buch, egal wie oft ihr mir das erzählen wollt. Na gut, eigentlich geht es um den Inhalt dieser Aussage. Lest dazu auch mal in Suedies Meinungsbuch rein. Ein Buch ist nie nur ein Buch. Mindestens der Schreiberling steckt irgendetwas hinein, und wenn es unbewusst geschieht. Du würdest nicht auf diese Weise über die Beziehung von Miesabella und Damien Darkshadow-Nightraven schreiben, wenn du sie nicht knorke fändest. Damit vermittelst du eine Weltanschauung, die auch den Leser erreicht. Wenn das alles nichts bedeuten würde, warum sollte es dann irgendeiner tun? Warum sollte ich etwas lesen, das nicht irgendetwas in mir hervorruft? Und sobald es das tut, ist es nicht mehr nur ein Buch. Wollt ihr euch ernsthaft in Bedeutungslosigkeit suhlen? Was für eine Einstellung?
Will hier ernsthaft jemand, dass ich einen Vortrag über die kulturelle Bedeutung von Schriftgut halte? Mit Aussagen wie dieser triggert ihr so was.
Übrigens funktioniert auch Realitätsflucht nur, wenn man auch etwas hat, wohin man flüchten kann. Also eine andere fiktive Realität, aus der ich immer wieder rausfalle, wenn etwas nicht zusammenpasst.

Denk doch nicht so viel drüber nach, was du liest.

Damit disqualifizierst du dich automatisch. Wenn euch jemals einer dazu auffordet, euer Hirn auszuschalten, haut ihm eine rein und rennt. Daraus resultierten einst solche Dinge wie die NS-Zeit und heute kann man das montags in Dreden, mittwochs in Erfurt (Ich schäme mich so.) und tagtäglich in den USA beobachten.
Hinterfragt alles, was man euch vorsetzt, liebe Kinder. Aber auch nicht zu sehr, sonst glaubt ihr irgendwann, Deutschland wäre eine Firma. Wobei solcher Unsinn wieder daraus resultiert, dass man auf dieser Seite nicht mehr hinterfragt. Es ist nicht alles gut, einfach weil es dem Mainstream widerspricht.

Du kannst es doch auch nicht besser.

Was hieltest du davon, wenn der nächstbeste Kellner das zu dir sagt, wenn du im Restaurant eine als Schnitzel getarnte Schuhsohle vorgesetzt bekommst? Wie kommst du eigentlich zu der Annahme? Fühl dich frei, bei mir zu kritisieren, ich will sehen, ob es Hand und Fuß hat.
Was hat es für einen Sinn, in den Kommentaren zu Deiner Geschichte davon abzulenken?

Es gibt hier noch viel schlechteren Kram!

Und sich an Schlechterem zu messen ist Mist. Der Hinweis darauf, dass woanders größere Probleme herrschen, lässt die hier nicht verschwinden.

Hast du kein Leben, dass du hier Leute runtermachst?

Erstens macht man Leute nicht runter, indem man ihre Geschichten kritisiert. Zweitens tu ich den Tag über etliche Dinge. Mich mit Wattpad-Kiddies beefen ist nur ein Bruchteil davon. Ist Leuten Multitasking so unbekannt? Glauben die, ich säße den ganzen Tag nur F5end vor dem Rechner, um ja sofort antworten zu können?

Hab ich was vergessen? Bestimmt.

P.S.: Um mehr Fragen vorzubeugen: Ja. Ja, dürft ihr.

Sephi schreibt euch vor, was ihr zu denken habtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt