Sephi schreibt euch vor, was ihr zu denken habt

GENau, was wir brauchen ...

... eine weitere Heteromanze!

Ich, die ich Leute wegen kleinster Kleinigkeiten shippe, bin natürlich die geeignete Person, diesen Post hier zu verfassen. Mal sehen, wohin er führt.

Es ist, als käme kein Film oder Buch der Welt mehr ohne Liebesgeschichte aus. Romanzen sind Romanzen, ist klar, aber in Medien jedes Genres muss anscheinend noch eine Liebesbeziehung hineingequetscht werden, sei es Dystopie oder Polizeiaction. Das ist erstmal okay, schließlich kann Liebe allen zu jeder Zeit passieren. Was mich stört, ist, dass es oft so angeklebt wirkt und nichts zur eigentlichen Handlung beiträgt. Dass diese Beziehung plötzlich ein viel wichtigeres Problem ist als das eigentliche. (Die Welt geht unter? Pfft, sag mir lieber, von welchem von beiden Kerlen ich mich nageln lassen soll!) Dass die Figuren flach und langweilig sind und manchmal nicht mal wissen, was sie am Partner dolle finden sollen außer deren Aussehen.

Und dann, so viel Spaß ihr am Shipping habt und ich gönne euch das. Wenn es aber wirkt, als sei jede andere Form zwischenmenschlicher Beziehung weniger wert, eww. Ja, Produzenten und Schreiber legen es darauf an, dass Leser und Zuschauer sich Ewigkeiten fragen: Wann kommt ihr denn endlich zusammen? D: [siehe auch: Queerbaiting] Und ja, für mehr queere Beziehungen in den Medien!

Aber romantische/sexuelle Beziehungen sind nicht das höchste Ziel. Man sollte Jugendlichen nicht weismachen, dass ihr Leben erst vollständig ist, wenn sie einen glitzernden Heini gefunden haben, der sie ohne ihr Wissen beim Schlafen begafft, weil das so romantisch ist. Es reicht, dass aus dem persönlichen Umfeld großer Druck auf junge Leute ausgeübt wird. So langsam wird es mit fünfzehn ja schon Zeit, dass du mal nen Macker hast, eh? Und hat dein Sohn immer noch keine Freundin mit heim gebracht? Keine Angst, dass er schwul ist? Da muss das nicht auch noch aus anderen Ecken kommen.

Kids: Es ist okay, wenn ihr kein Interesse an einer Partnerschaft habt, egal in welchem Alter und in welcher Form.

Leute können ewig miteinander befreundet sein, ohne was miteinander anfangen zu wollen. Klingt komisch, ist aber so. Und Freundschaften sind awesome. (Was auch nicht heißen soll, dass Freundschaften besser sind als Liebe, you know, sie sind aber auch keine Vorstufe dazu.) Geschichten, in denen Liebesbeziehungen keine (vordergründige) Rolle spielen, nennt man Gen. Ich würde gern mehr davon schreiben, aber noch sind Emma und Co mit ihren Beziehungshuddeleien zu laut. Der Spiegelsensenmann ist aber schon ein Beispiel. Auch in dessen Neubearbeitung wird es nichts in die Richtung geben.

Erlaubt mir, persönlich zu werden. Ich war sechzehn, als ich mehr oder weniger mit einem Kerl verkuppelt wurde, der auf gewisse Art und Weise ganz gut funktioniert hat. (Wir sagen manchmal immer noch dieselben Dinge.) Irgendwie waren wir fünf Jahre zusammen und abgesehen davon, dass wir viel gezockt haben, war es nicht gut. Ansichten in wichtigen Angelegenheiten gingen zu weit auseinander und auch, wenn ich endlich irgendwen mit allem zuheulen sollte, was schief gelaufen ist, will ich manche der Dinge nicht wiederholen. Und noch während ich mit ihm zusammen war, tauchte Trin auf und ich verliebte mich bald in sie. In ihre Worte und Gedanken, die ich vor allem anderen kennen lernte.

Die Moral von der Geschicht: Liebe findet man, sucht man sie nicht.

Der Hausmeister bitte in Gang IX, es muss eine Schleimspur aufgewischt werden!

Was ich sagen will: Wenn man krampfhaft sucht, weil man glaubt, es gehöre dazu oder würde von einem erwartet, findet man Leute, die genauso krampfhaft suchen. Dann klammert man sich an alles, was entfernt nach Harmonie aussieht, um endlich gefunden zu haben. Aber wenn man sich langsam aneinander herantastet und entdeckt, was da ist, dann ist es vielleicht echt.

Alter, was bin ich, ein Flirt-Ratgeber? No way!

Was ich wirklich sagen will: Alles funktioniert, alles ist erlaubt, so lang ihr euch gut damit fühlt.

Im RL wie in den Medien. Es kommt auf die Umsetzung an.