Weil ich so ein toller Hecht und eine große Nummer bin, reißen sich alle heißen Bräute drum, von mir gepusht zu werden, etwas von meinem Glanz abzubekommen und etwas bekannter zu werden. In Frage kam das natürlich nur für die heißeste Braut von allen, und was könnte heißer sein als ein Baguette, das den Ofen selbst anheizt? Mademoiselle Bernaguette, übernehmen Sie.
Über die Schuld der Fähigkeiten
Vielleicht kennt es der ein oder andere Zeichner unter euch. Ein Phänomen, das den vernünftigen Menschen an sich und den Künstler insbesondere mit dem Kopf gegen die Tischplatte schlagen lässt: „Du musst das und das zeichnen, weil du es kannst und ich nicht."
Oder, wie es der Anlass dieses Eintrages formulierte: „Es ist unfair, wenn Leute, die zeichnen können, nur für sich selbst zeichnen."
Ich will nicht mit dem Finger auf einen Einzelnen zeigen und ihn an den Pranger stellen, sondern allgemein über diesen Gedanken sprechen. Ich denke, ihr könnt mir folgen, wenn ich sage, dass, nein, es nicht unfair ist, wenn ein Zeichner für sich selbst zeichnet. Nur weil der Zeichner zeichnen kann, muss er es für niemand anderen tun. Oder, um von meinem Beispiel wegzukommen: Eine Fähigkeit stellt den Fähigen nicht automatisch in die Schuld, diese einzusetzen. Auch, und insbesondere, für andere. Oder „das Gute". (Ich füge dies an, weil mir aufgefallen ist, dass dies etwas ist, was mich auch bei sehr vielen Geschichten stört, insbesondere der klassischen Erwählten-Fantasy. Dazu später mehr.)
Über die Schuld des Fähigen
Der Titel mag etwas seltsam anmuten, für den ein oder anderen eventuell klingen wie die Übersetzung eines antiken oder frühmittelalterlichen Traktats, und das hat natürlich seine Gründe.
Der eine ist, dass ich mich in diesem Beitrag mit einem philosophischen Gedanken befassen möchte, der andere – dass ich es kann. Ehrlich, ich finde es einfach klangvoll. Was meine ich nun mit der Schuld des Fähigen? Folgendes Szenario gab den Anlass: Zeichner teilen im Internet ihre Kreationen mit der Welt. Jemand schlägt etwas vor, das der Zeichner aus irgendeinem nicht näher relevanten Grund nicht umsetzen mag. Jemand behauptet daraufhin: „Es ist unfair, wenn Leute, die zeichnen können, nur für sich selbst zeichnen." (Man kann sich ein ähnliches Szenario natürlich auch im privaten Raum denken.)
Wer nun auch nur ein wenig mit Vernunft gesegnet ist, schüttelt vielleicht einmal den Kopf über diese Aussage, und auch ich wollte nach einem Moment der Fassungslosigkeit einfach darüber hinweggehen. Doch hier setzt dieser Beitrag erst ein. Ich behaupte, es sei völlig in Ordnung, wenn ein Zeichner ganz allein für sich selbst zeichnet. Aber warum eigentlich? Was führt mich zu der als selbstverständlich empfundenen Aussage, dass ein gewisses Können nicht im geringsten zur Verpflichtung führt, es einzusetzen – oder: Was entbindet den Fähigen von der Schuld, seine Fähigkeiten einzusetzen? Auch, und insbesondere, für andere. Oder „das Gute". (Ich füge dies an, weil mir aufgefallen ist, dass dies etwas ist, was mich auch bei sehr vielen Geschichten stört, insbesondere dem topos der Prophezeiten Retter. Dazu später mehr.)
Ohne bei Adam und Eva anfangen zu wollen, sehe ich zunächst auf die Gesellschaft. Nach moderner westlicher Auffassung stellt das Individuum und seine (Entfaltungs-)Freiheit ein hohes Gut, man möchte sagen, das höchste innerhalb unterschiedlich ausgeprägter Grenzen des Zusammenlebens dar. Dabei ist das Leben in der Gesellschaft von einer Reihe von Rechten geprägt, aus der wiederum eine Reihe von Pflichten resultiert. Das Individuum – modern gesprochen ein Element aus der Summe aller Menschen, seitdem wir grundsätzliche Menschenrechte durchsetzen – hat dabei Ansprüche und Pflichten gegenüber der Gesellschaft (um das Wort 'Staat' semi-geschickt zu umschiffen), in der es lebt.
Hier eröffnet sich eine Bandbreite, gängige Beispiele wären Steuern, Wehrdienst und die Schulpflicht, zugunsten einer gewissen Abstraktion spezifiziere ich hier nicht genauer. Ich stelle jedoch fest, dass diese Pflichten grundsätzlich jedes (mündige) Individuum unabhängig von seinen Fähigkeiten betreffen. An dieser Stelle werfen manche von euch sicher zurecht kritisch Argumente wie Steuerklassen, Wehrdienstverweigerung und Ausnahmeregelungen für Leute, die derlei aufgrund persönlicher Einschränkungen nicht ausführen können, ein. Dies betrifft ebenso in unterschiedlichen Arten und Weisen die Gesellschaften des modernen Gedankens, doch ich möchte dagegen halten, dass sie – wie vor allem der Punkt Ausnahmeregelungen deutlich macht – ein Konstrukt aus Differenzierungen und Spezifika sind, die einem zugrunde legenden Prinzip aufgepropft werden. Dieser gesellschaftsabhängige und veränderliche Aufbau stellt dabei vielmehr eine Anpassungsfähigkeit dar, die in der Praxis organisch aus einem Grundsatz erwächst.
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Sephi schreibt euch vor, was ihr zu denken habt
NonfiksiMeinungsbuch, Dinge auf Wattpad und das Schreiben generell betreffend