Kapitel 8

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Kelly und Lax liefen durch den düsteren Wald. Das dichte Blätterdach ließ nicht besonders viel Licht durch. Wegen der Angst lief Kelly ziemlich schnell, wobei Lax kaum hinterher kam. "Kelly, beruhig dich. Du musst nicht so schnell laufen." Kelly verlangsamte ihren Schritt und sagte: "Tut mir leid. Ich bin es nicht gewöhnt zu fliehen." Lax lächelte traurig. "Man gewöhnt sich nie dran.", murmelte er. Sie liefen um die eine Stunde lang schweigend weiter, bis sie an einen kleinen Fluss kamen. "Machen wir eine Pause, Kelly." Sie ließ sich vor dem Fluss fallen und begann zu trinken. Dann drehte sie sich zu Lax um, welcher sich erst hingesetzt hatte. Er schaute auf seinen Fuß. "Alles okay?", fragte Kelly. Lax blickte sofort hoch an und lächelte: "Ja, alles okay." Lax blickte wieder nach unten. Misstrauisch kniff Kelly ihre Augen zusammen. Sie setzte sich neben ihn und fragte: "Hast du keinen Durst?" "Nein." Unauffällig musterte Kelly Lax genau. Wieder fiel ihr auf, wie Lax seine Hand schützend um den Fuß legte, den er auch vorhin schon angesehen hatte. "Was ist mit deinem Fuß?", sprach sie ihn direkt an. "Da ist nichts." "Okay, wenn da nichts ist, dann kannst du mir ihn ja auch zeigen."

Lax sah ein, dass Kelly nicht locker lassen würde. Vorsichtig krempelte er seine Hose hoch. Kelly war schockiert. Das was sie von seinem Fuß sah, war blau. Dann zog Lax noch seinen Schuh aus, wobei er vor Schmerz das Gesicht verzog. Lax Knöchel war blau und angeschwollen. "Oh Gott! Warum hast du nichts gesagt?!" "Weil ich genau wusste, dass du so reagieren würdest. Das konnte ich mir nicht erlauben. Auch wenn wir Soul erstmal los sind, müssen wir trotzdem so schnell wie möglich die Survivors finden. Nur sie können uns noch helfen." Kelly fuhr sachte über den blauen Knöchen, wobei Lax leicht zusammen zuckte. "Ist er gebrochen?", fragte Kelly unsicher. "Kann gut sein", antwortete Lax. "Wie ist das passiert, doch nicht etwa als-", sie stockte.

Lax nickte. "Oh nein! Dann ist ja alles meine Schuld! Wäre ich nur nicht so zickig gewesen, dann wäre ich auch nicht nach oben gestürmt und wir hätten noch rechtzeitig aus dem Fenster fliehen können! Und nun sind wir hier wobei du mit deinem Fuß doch kaum laufen kannst!" Lax legte sanft seine Hand auf ihre Schulter. "Nichts ist deine Schuld. Wenn dann habe ich das alles zu verantworten. Ich hätte dir meine Identität schon früher verraten sollen." Kelly kamen die Tränen. Doch vor seinen Augen loszuheulen wäre ihr zu peinlich gewesen, weshalb sie aufstand und von Laxs Rucksack sein weißes Tuch holte. Mit diesem lief sie zu dem Fluss und tauchte es ins Wasser. Dann kam sie zurück und legte es auf seinen Fuß. Er biss die Zähne zusammen.

Wie hatte Lax es überhaupt ausgehalten über eine Stunde so durch den Wald zu laufen? Kelly plagte das schlechte Gewissen. Auch wenn sie den Unfall nicht zu verantworten hatte, konnte sie ihr schlechtes Gewissen nicht unter Kontrolle bringen. "Lax, hast du starke Schmerzen?" "Es geht schon." "Das sagst du doch nur, damit ich mir nicht so große Sorgen mache", sagte Kelly und sah auf den Boden. Lax musste lächeln. "Ja. Da hast du recht. Aber ich muss sagen, dass du eigentlich ganz süß aussiehst, wenn du dir Sorgen machst." Kelly sah in geschockt an und merkte, wie sie rot wurde. Hastig sah sie weg. "Wenn du solche Sprüche rausbringen kannst, dann geht es dir anscheinend nicht so schlecht wie ich dachte." Lax lachte und sah sie an. "Endlich hast du es verstanden." Langsam versuchte Lax aufzustehen. Kelly half im indem sie seinen Arm um ihre Schulter legte. "Kannst du gehen?", fragte sie unsicher. "Ich werde es schon hinkriegen." Kelly streifte sich seinen Rucksack über und langsam liefen sie weiter.

Da Lax humpelte, stützte er sich an Kelly leicht ab. Sie hatte ihre rechte Hand auf seinen rechten Arm gelegt, der auf ihrer rechten Schulter lag. Kelly versuchte Lax so viel Arbeit abzunehmen wie nur möglich. Doch so stark war sie nicht. Immer wieder legten die beiden kleine Pausen ein. "So geht das nicht weiter", sagte Lax nach einer Weile. "Wir müssen schneller werden. Oder Soul holt uns noch ein." "Aber du kannst nicht schneller laufen!" Lax setzte sich auf einen Baumstamm. "Verdammt!" Er ärgerte sich über seine Verletztung. Vorsichtig zog er wieder sein Hosenbein hoch. Es hatte sich nichts verändert. Eine Weile blieben sie noch, bis Lax aufstand und weiter ging. Kelly trat sofort wieder an seine Seite um ihm zu helfen. Er nahm die Hilfe auch gerne an.

Hunted! Jäger der ZukunftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt