Schiefer Haussegen

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Namjoon

Die Stunde mit Herrn Min war ganz ok. Er meinte ich solle ihn einfach Yoongi nennen. Yoongi war zum Glück nicht so verklemmt, wie ich mir einen Psychiater vorgestellt hatte.

Danach ging ich wieder auf mein Zimmer.
Dort lag ein kleiner rosa Zettel, auf meinem Tisch. Ich hatte da schon so eine Ahnung, von wem dieser sein könnte.

"Unter deinem Bett steht eine Kleinigkeit ^^ Lass es dir schmecken!
~ Jin."

Ich schmunzelte, während ich die kleine Notiz las. Er hatte eine saubere Handschrift, das musste man ihm lassen.
Ich setzte mich auf den Boden und zog den Beutel hervor. Es war der, mit dem pinken Krönchen.
Ich lehnte mich an mein Bett und aß in Ruhe. Er hatte mir Kimchi mit Curryreis gebracht und ein paar Muffins. Ob er das wohl alles selber machte? Ich sollte ihm so oder so danken!

Seokjin

Die folgenden Tage hatte ich immer Frühdienst. Aber ich verpackte Namjoons Essen gut und stellte es unter sein Bett, nachdem ich es in der Mikrowelle nochmal angewärmt hatte.
Ich wollte, dass es Namjoon gut ging.

Seufzend ging ich nach Hause. Ich hätte gerne noch mit ihm gegessen, aber das würde etwas seltsam wirken. Es würde irgendwann auffliegen, dass ich ihm ständig Essen bringe, wenn ich immer bei ihm bliebe. Und es war alles andere als erlaubt, einen Patienten, Essen ins Krankenhaus zu schmuggeln.

Ich schloss die Tür zu meinem Haus auf. Am liebsten wäre ich wieder raus gegangen. Vor mir lagen überall Klamotten verteilt. Von meiner Frau und einem anderen Mann.

Ich fing an alles aufzusammeln und schmiss es auf die Couch. Vor unserem Schlafzimmer lag noch eins ihrer Dessous. Ich konnte hören, wie sie noch dabei waren und verzog angewidert meine Mundwinkel. Ich nahm das Dessou, schmiss es zu den anderen Sachen und ging in die Küche, wo ich meine Kopfhörer aufsaß.

Erinnerungen schlangen ihre Arme um mich.
Sumi, meine Frau, kannte ich schon seit der Mittelstufe. In der Oberstufe sind wir ein Paar geworden. Wir kannten uns in und auswendig und alles schien perfekt. Doch was ich zu dem Zeitpunkt noch nicht wusste: sie war nicht der treue Unschuldsengel, den ich immer in ihr sah.
Als mein Vater meinte ich solle sie doch zur Frau nehmen, um so schneller könne ich eine Familie gründen, wollte ich sie überraschen. Ich wollte sie mit auf ein Picknick nehmen und das Thema vorsichtig ansprechen. Wir waren noch jung, vielleicht wollte sie ja auch noch keine Familie.
Ich kam mit einem Blumenstrauß nach Hause.

"Sumi? Jagiya??"

Mit einem fröhlichen Lächeln, suchte ich nach ihr.

Narr.

Ich ging in unser Schlafzimmer. Vor Schreck weiteten sich meine Augen und ich ließ die Blumen fallen. Mein Schreck verwandelte sich in Wut. Ich trat auf den Blumenstrauß (wie sie auf meine Gefühle), als ich ging. Überraschenderweise kam sie mir hinterher. Sie hatte sich meine, ihr viel zu große, Jacke übergeworfen und ich sah noch den Kerl, mit seinen Klamotten, aus dem Haus gehen. Ich nahm ein Glas welches auf der Abwäsche stand und es klirrte zu Boden, während ich sie wütend anstarrte.

"Wie lange geht das so schon?", sagte ich ruhig aber mit Aggressionen in meiner Stimme. 

"J..jinie.. Jagiya... I.. Ich..." sie storrte und machte Anstalten, nach meinen Arm zu greifen.
Ich zog weg.

"ICH FRAGTE WIE LANGE!", schrie ich nun.

Sie guckte mich erschrocken an.

"Seit ein paar Jahren...", ich guckte sie weiter wütend an.
"Seit der Oberstufe...", gestand sie schließlich.

"Du warst mir nur ein paar Monate treu?! Und betrügst mich seit 5 Jahren?!"
Meine Brust zog sich zusammen.

"Ich war so ein Idiot. ", sagte ich enttäuscht von mir selbst und wandte mich zum gehen.
Sie hielt mich an meinem Shirt fest.

"N..nein! Geh nicht!"

"Hol dir deinen Sex bei den anderen Typen! Scheinst ja genug Männer um den Finger gewickelt zu haben. Ich hab die Schnauze voll!"

Ich ging weiter. Da sie mich noch immer festhielt, fiel sie auf ihre Knie. Direkt in die Scherben. Ich guckte sie erschrocken an, doch es schien, als würden die Scherben sie nicht weiter stören. Sie sah mich einfach flehend an.

"E..Es tut mir leid. Ich weiß es ist falsch. I...Ich konnte einfach nichts dagegen machen. I..Ich brauch diese Anerkennung von Anderen. Aber dich brauch ich genauso! Ich kann nicht ohne dich."

"Aber du kannst genauso wenig ohne deine anderen Liebschaften? "

Sie blickte beschämt nach unten. Ich wollte gehen, aber sie blickte mich erschrocken an und begann zunehmend mehr und mehr zu weinen.

"GEH NICHT JIN! BITTE! Bitte... Ich brauche dich."

Es tat weh sie so zu sehen. Die Frau, die ich immer beschützen wollte.
Es brannte in mir, als ich sie so sah. Jeder Muskel, jeder Nerv schrie sie einfach in den Arm zu nehmen. Im Inneren führte ich einen Kampf mit mir selbst und jedes weitere Schluchzen von ihr tat mehr und mehr weh.
Ich nahm sie hoch in meine Arme und sie schlang ihre Beine um meine Taille. Ich legte sie auf die Couch und verarztete ihre Wunden.

"Danke.", flüsterte sie schwach und ich nickte lediglich.

Und so ging unsere Beziehung weiter. Mehr oder weniger. Nichts ließ uns mehr wie ein Paar wirken. Ich mochte sie nicht ein Mal mehr küssen, da ich wusste, dass nur wenige Minuten zuvor noch ein anderer Mann daran geklebt hat.

Ich seufzte und ging etwas draußen spazieren. Aufs Essen verzichtete ich. Ich besaß diese Eigenart nur in Gegenwart anderer, die ich mochte, essen zu können. Diese Gegenwart blieb mir verwehrt. Komischerweise gefiel es mir auch sehr, mit Namjoon zu essen.
Es herrschte diese angenehme Stille und ihn glücklich schlürfen zu hören, erfüllte mich mit Freude und Wärme, wie ich sie lange nicht mehr spürte.

Ich mochte ihn wirklich sehr.

Wie sehr wusste ich nicht. Das war warscheinlich auch besser so. Immerhin hatte ich eine Frau und er war ein Patient.

×Lovesick Fools× {Namjin}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt