Zerbrechende Fassade

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Namjoon

Die Sonnenstrahlen kitzelten mein Gesicht, als ich aus meinen Schlaf aufwachte. Ich streckte mich und machte mich auf den Weg ins Bad, welches Jin mir gestern noch gezeigt hat.
Ich machte mich etwas frisch und beschloss nach ihm zu sehen.

Ich wollte wieder die Treppen hoch, zu seinem Zimmer gehen, als ich ein dumpfes Knallen aus dem Wohnzimmer vernahm.
Langsam ging ich dem Geräusch nach und spähte um die Ecke.

Zu meiner Überraschung war dort nichts.

Ich ging vorsichtig in den Raum und sah mich um, bis ich einen schlafenden Körper vor der Couch entdeckte.

Jin!

Er ist anscheinend von der Couch gefallen, aber das hat ihn nicht geweckt.

Vorsichtig hob ich seinen schlafenden Körper hoch und legte ihn wieder auf die Couch.
Er war erschreckend leicht, aber da er normal in meiner Gegenwart aß, war ich wenigstens etwas beruhigt.

Ich holte eine Decke und legte sie über ihn. Er kuschelte sich darin ein und sah dabei unglaublich niedlich aus. Ein Lächeln machte sich auf meinen Gesicht breit und ich beschloss den Frühstückstisch zu decken.
Oder es wenigstens versuchen.

Nachdem ich Jin durch die Haare gestreichelt habe, hopste ich in die Küche und machte essen.

Dann öffnete sich die Haustür und ich sah noch die Shilouette von Jins Frau in das Wohnzimmer verschwinden.

"Ich lach mich tot. Du hast ernsthaft seine Frau vergessen! Er wird dich nie lieben."

Aber... Ich liebte ihn doch nicht ein Mal. Oder... Vielleicht doch. Das würde das Kribbeln und das Gefühl in meinem Bauch erklären, das er in mir auslöste mit allem was er tat. Mit jeder Berührung und jedem Lächeln.

Ich versank in Gedanken und schwärmte von Jin, bis seine Frau wieder aus dem Haus verschwand. Ich deckte noch etwas weiter den Tisch, bis ich nach ihm sah.

Meine Augen weiteten sich vor Schreck, als ich ihn mit der Whisky Flasche in der Hand vorfand.
Seine Augen waren mit Tränen gefüllt, während Wut und Trauer in ihnen kämpften.
Ein Stechen machte sich in meiner Brust breit. Es fühlte sich wie ein Fleischermesser an, mit dem jemand immer und immer wieder zu stach, mit jedem Schluchzen was von Jin kam.

"Jin!"

Ich nahm ihn die Flasche ab. Er wehrte sich etwas aber ich war stärker.

"Beruhig dich Jin! Was ist los?"

Er deutete auf Papiere, die auf einem kleinen Tisch lagen. Es waren Scheidungspapiere. Das war also passiert...
Ich wandte mich wieder Jin zu.

"Jin!"

Er hatte bereits eine neue Flasche hochprozentigen Alkohol in der Hand. Ich wollte sie ihm erneut wegziehen, doch sein Griff war dieses Mal fester und wir knallten die Flasche gegen den Schrank, wo sie mit einem hellen Klirren zersprang.
Wir ließen beide den noch heilen Flaschenhals fallen. Noch bevor dieser aufprallte, fiel Jin in meine Arme und krallte sich an meinem Shirt fest. Ich hob ihn behutsam an und trug ihn zur Couch.

"Dann liebe ich sie halt nicht! Wie auch? Ich hatte sie wirklich geliebt, aber ich war nur ihr Statussymbol, während sie sich von der ganzen Stadt durchnehmen lassen hat. Sie hat es nicht ein Mal mehr versucht es geheim zu halten! Ich bin zu angewidert sie zu küssen, geschweige denn in UNSEREM Bett zu schlafen!"

Jin ließ seinen Gefühlen Luft. Er ließ alles raus. Ich war sehr von der Geschichte überrascht, aber ich hörte ihm schweigend zu und streichelte ihn vorsichtig. Er schmiegte sich an mich und weinte noch eine kurze Weile, dann herrschte totenstille. Wie konnte man so einem wunderbaren Menschen nur so etwas antun?

Langsam richtete Jin sich wieder auf. Er stieß mich zurück und ich lag auf meinen Rücken. Dann legte er sich auf mich und kuschelte sich in meine Brust. Er atmete ruhig und gleichmäßig, was auch mein Herz wieder beruhigte.
Ich legte meine Arme schützend um ihn, wie er es auch einst für mich tat. Vorsichtig strich ich durch sein Haar, bis er erschöpft einschlief.

Sanft küsste ich seinen Haaransatz. Ich ließ meine Lippen an der Stelle ruhen und nahm seinen vertrauten Geruch in mir auf.

Ich liebte diesen Mann. Ich weiß es war falsch. Wir standen mehr oder weniger fest im Leben. Es wäre unser Ende, hier in Korea schwul zu sein.

Ich schüttelte meinen Kopf um den kompletten Gedanken zu verwerfen. Ich musste einfach aufhören ihn zu lieben, was sich als sehr schwierig heraus stellte.


Tage, Wochen vergingen. Meine Gefühle wurden zunehmend stärker und seine Nähe fühlte sich so gut an, es war erstickend, wenn ich versuchte mir einzureden ich liebe ihn nicht.

"Ich hab jetzt eine eigene Wohnung. Ich wollte dir nicht weiter zur Last fallen. Danke für alles Jin."

Ich setzte ein falsches Lächeln auf, als ich von meinem Umzug berichtete.
Er lächelte zurück, aber seine Augen schienen sich zu verdunkeln. Bestimmt nur eine Einbildung.

"A..achso. Du bist mir nun wirklich nicht zur Last gefallen. Es war schön mit dir zusammen zu wohnen. Auch wenn es zu kurz war..", den letzten Satz flüsterte er.
Ich verstand ihn klar und deutlich, aber tat so als hätte ich das nicht.

"Du bist zu nett Jin. Leider fang ich auch bald wieder an zu arbeiten. Der Schulweg wäre von hier zu weit. Ich kann als Lehrer, doch nicht zu spät kommen."

"Ja.. Da hast du wohl recht."

Wir aßen ein letztes Mal zusammen zu Abend, bevor ich am nächsten Morgen in meine Wohnung ging.

Leider wusste ich nicht, dass es das allerletzte mal war, das Jin überhaupt was essen würde.


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Aigoo... Jetzt ist Jin ganz alleine T_T aber das bleibt nicht lange so!

Bis zum nächsten Kapi c:

×Lovesick Fools× {Namjin}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt