Kapitel X

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"Ich habe meine Mutter nie kennengelernt." Ich spiele mit den Fingern an einem Faden der Bettwäsche herum.
Es herrscht eine kurze Stille und dann fragt Namjoon "Willst du drüber reden?"
Ich atme tief durch.
"Sie ist bei meiner Geburt gestorben. Mein Vater hat vor Frust angefangen zu trinken und hat sich nie um mich gekümmert. Das haben einige Nachbarn mitbekommen und haben es dem Jugendamt gemeldet. Die haben mich dann meinem Vater weggenommen und in ein Kinderheim gesteckt. Das ist das was man mir erzählt hat. Ob es wirklich so war weiß ich nicht. Wie denn auch, wenn ich ein Baby war..?"
Meine Stimme bricht ab.
Ich merke, wie ich den Tränen immer näher komme.
Ich traue mich nicht zu Namjoon rüber zu schauen.
"Komm mal bitte her, Seokjin." sagt dieser dann in einer weichen und einfühlsamen Tonlage.
Bevor ich aufstehe atme ich noch einmal tief durch, dann humpel ich zu seinem Bett herüber und setze mich auf den Rand seines Bettes.
Namjoon lehnt sich zu mir und legt seine Arme um mich. Ich lehne mich vorsichtig gegen ihm und lasse meinen Tränen freien Lauf.
"Schon gut.." Namjoon streicht mir beruhigend über den Oberarm.

Wieso erzähle ich ihm das? Und warum ist er so nett zu mir? Wir kennen uns doch gar nicht.

Ich drücke mich von ihm weg.
"E-es tut mir leid.. Ich wollte dich nicht mit meinem Scheiß voll labern.."
Gerade als ich aufstehen wollte, hält Namjoon mich am Arm fest.
"Alles in Ordnung. Es macht mir nichts aus, wenn du mir so etwas erzählst. Bitte, bleib hier sitzen." Er schaut mich mit einem Blick an, mit dem mich noch nie jemand angesehen hat.
Er ist besorgt.

Besorgt? Um dich? Warum sollte er besorgt sein?

Vielleicht mag er mich ja? Kann ja sein..

Dir ist klar, dass dich bis jetzt niemand mochte. Nicht mal dein eigener Vater war besorgt!

Ich beginne wieder zu weinen. Ich kann es nicht stoppen, so gerne ich auch aufhören würde, es geht einfach nicht.
Namjoon zieht mich wieder zu sich und legt die Arme fest um mich. Es ist ein schönes Gefühl, von jemandem das Gefühl zu bekommen, nicht vollkommen egal zu sein.
Zu den Tränen der Trauer kommen ein paar Freudentränen.

Jetzt reiß dich mal zusammen! Tu nicht so, als ob die Welt untergehen würde.

Ich atme tief durch und unterdrücke das Weinen. Namjoon streicht sacht über meinen Rücken, was noch mehr zu meinem Beruhigen und Wiedereinkriegen beiträgt.
Als er bemerkt, dass ich mich beruhigt habe drückt er mich ein Stück von sich weg, lässt die Hände aber noch auf den Schultern liegen. Er öffnet den Mund und noch bevor er was sagen kann, komme ich ihm zuvor.
"Es tut mir leid, ehrlich.. Es kam einfach so aus mir heraus ge-"
"Hör auf!" unterbricht er mich, nicht wütend oder genervt oder sonst etwas dergleichen. Trotzdem schaue ich ihn etwas erschrocken und verwirrt an.
"Es muss dir überhaupt nicht leid tun. Ich bin sogar froh darüber, dass du mir das erzählt hast. Dass du dich mir anvertraut hast. Ich höre dir zu, wenn du mit mir reden willst. Egal um was es geht, egal zu welcher Zeit, denn jeder verdient jemanden, der ihm zuhört." er lächelt mich an.
"I-ich.. Ich weiß einfach nicht, was ich darauf antworten soll, bis auf: Danke!" ich falle ihm um den Hals und drücke ihn unbewusst an mich. Als ich von Namjoon ein Geräusch höre, das sich nach Schmerzen anhört, weiche ich sofort wieder zurück und schaue ihn etwas besorgt an. Sein Gesicht ist leicht verzogen und er hält sich die Seite.
"Tschuldigung Namjoon, ich wollte dir nicht weh tun."

Sag mal, kannst du auch was anderes, als dich ständig zu entschuldigen?

"Sch-schon gut.. Geht schon wieder.."
Er nimmt die Hand weg und versucht zu lächeln.

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Ich hab da mal so eine Frage..
Bin ich die einzige die momentan wieder Weihnachtsmann & Co.KG guckt?
Ich feier das nämlich extrem. Gibt einem immer so'n Gefühl wieder 'n kleines Kind zu sein und weckt ein paar Erinnerungen.

~Toni ȏ.̮ȏ

Das Gemeinsame SchicksalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt