7. Entscheidung des Herzen

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7. Entscheidung des Herzen

~ Avery

Ich liege neben Zayn. Er schläft mittlerweile und ich beobachte ihn dabei. Seitdem wir hier eingesperrt sind, ist Liam so seltsam. Er redet kaum noch mit mir. Macht fast alles mit Ruby. Es verletzt mich wirklich.

Jetzt habe ich viel Zeit zum nachdenken. Zayn bewegt mich dazu, nur mit dem was er sagt. Es klingt ziemlich verrückt, ich weis. Aber es macht mich halt nachdenklich. Er muss dieses Mädchen sehr geliebt haben. Wahrscheinlich tut er es immer noch. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass mich Liam jemals sein Mädchen genannt hat. Dieses Funkeln in den Augen, das Zayn hat wenn er über sie spricht, das fällt mir bei Liam auch nie auf. Liebt er mich überhaupt? Oder eher gefragt hat er das jemals? Vielleicht bin ich auch einfach ein Projekt für ihn. Warum hält die Beziehung denn so lange an? Ich bin verwirrt.

Schritte kommen wieder näher zur Tür. Zayn dreht sich auf die andere Seite. Schläft unruhig weiter. Er träumt schon die ganze Zeit so schlecht. Nimmt ihn das so mit?

Die Schritte werden lauter. Ich stehe auf und gehe zur Tür. Jetzt kann mich keiner aufhalten. Silvan klopft leise an, als die Schritte verhallen.

"Was willst du Silvan?", flüstere ich mit Abscheu in der Stimme.

"Avery? Bist du das?"

Neee, ich bin die Kaiserin von China. Innerlich schlage ich mir mit der Hand gegen die Stirn.

"Ja", hauche ich schließlich. Ich habe keine Lust mir seinen Ärger einzufangen.

"Willst du mir verraten warum du so neugierig bist? Das könnte dich in Schwierigkeiten bringen", meint er nun. Das braucht ihn doch nicht zu interessieren ob ich mich in Schwierigkeiten bringe oder nicht.

"Ich habe dich zuerst gefragt!", langsam werde ich ungeduldig.

"Also na gut", er legt eine dramatische Pause ein, "Weist du Avery, kannst du dir vorstellen wie es ist zu verdursten?"

Bedrückt schüttle ich meinen Kopf. Nein. Das kann ich im der Tat nicht. Ich hatte immer genügend zu trinken, wenn ich es benötigt habe. Silvan sieht mein Schweigen als ein nein an:

"Nun, ich werde es dir erklären. Ich habe bewusst verdursten gesagt, weil ihr das verhungern bis dahin nicht mehr erleben werdet. Schon in ein paar Stunden solltet ihr anfangen wirres Zeug zu denken. Ihr werdet hin und her schwanken und keine vernünftigen Sätze herausbringen. Ihr werdet eure Blase nicht mehr kontrollieren können. Das heißt euch zupissen. Und da wäre noch euer knurrender Magen. Die Leere in euch, die so stark sein wird, dass ihr euch übergeben müsst. Vielleicht werden ein paar Lebensstarke zu Kanibalen mutieren. Ihr werdet euch gegenseitig am lebendigen Leibe verspeisen. Kurzgefasst, ihr mutiert zu Zombies, die nacheinander einen quaaalvollen Tod erleiden werden. Ihr müsst euch dabei zu sehen. Die Leidensschmerzen und Schreie der anderen ertragen. Und irgendwann wird die Stunde kommen, in der dein Freund stirbt. Mit viel Glück erlebst du das sogar noch mit. Ich finde das klingt alles ziemlich verlockend. Du nicht?"

In dem Moment bin ich so geschockt, dass ich nicht mehr zu einer Antwort fähig bin. Meine Beine geben unter mir nach, sodass ich an der Tür entlang zu Boden sinke. Das darf ich ihnen nicht antuen. Sie sind meine Freunde. Und auch wenn ich die Hälfte von ihnen nicht ausstehen kann, wäre es doch meine Schuld wenn sie sterben. Das darf ich nicht zulassen!

"Anderer Seits fände ich dich viel verlockender. Werden deine Freunde sich um dich sorgen? Wir könnten es herausfinden. Zusammen. Du musst dich nur jetzt für das Richtige entscheiden."

Gerade wünsche ich mir nichts sehnlicher, als das Zayn oder Liam oder irgendeiner von ihnen, alles mitbekommen hat. Mich hiervor rettet. Aber ich darf sie nicht in Stich lassen. Tränen brennen stechend heiß in meinen Augen. Komm. Sei kein Feigling.

Survive as long as you canWo Geschichten leben. Entdecke jetzt