1. Wie die Tusse, frisch aus dem Farbtopf, wieder sauber wurde.

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1. Wie die Tusse, frisch aus dem Farbtopf, wieder sauber wurde.

Ich beobachte den Himmel. Er wird von Minute zu Minute immer dunkler. Auch wenn ich das Gefühl habe, dass es schon garnicht mehr dunkler geht.

"Mach dir keine Sorgen Honey", flüstert mir Liam, der mich von hinten umarmt, ins Ohr,

"Nur noch diese eine Stunde dann können wir nach Hause. Bis dahin wird der Sturm sicherlich noch schwach genug sein."

Noch immer etwas verunsichert nicke ich. Wir haben Pause und stehen an der Tischtennisplatte. Der Neue, Zayn, ist auch hier. Aber in sicherer Entfernung. Irgendwie verfolgt er mich schon die ganze Woche. Es nervt richtig. Seitdem werde ich immer angestarrt, weil es heißt er sei kriminell.

"Averyyy, Schatz. Trisha in da House", flötet eine viel zu hohe Stimme uns zu. Oh nein. Das kann nur meine Mutter sein. Und tatsächlich. Vom Haupteingang bewegt sich eine Anfang 40 Jährige, mit Klamotten die wohl eher in meinen Kleiderschrank passen würden, in meine Richtung.

"Du hast dein Pausenbrot vergessen Avery." Sie drückt mir einen Schmatzer auf die linke Wange und sieht mich erwartungsvoll an. Soll ich mich auch noch dafür bedanken, dass sie mich zur Lachnummer der Kingston-High macht oder was?

"Ma, das wäre wirklich nicht nötig gewesen!" Hinter mir muss sich Liam ein Lachen verkneifen. Ich trete ihm ins Schienbein und er ist augenblicklich still. Gut so.

"Ist dir deine eigene Mutter etwa peinlich? Ok ich verstehe schon. Bye Schatz, bis heut Nachmittag. Ich hab dir auch dein Lieblingsessen gemacht. Pfannkuchen", sie verabschiedet sich und stöckelt auf ihren viel zu hohen Schuhen wieder davon. Das Pfannkuchen schon seit sieben Jahren nicht mehr mein Lieblingsessen ist, scheint sie nicht zu interessieren.

Mir entfährt ein kleiner Seufzer, als ich mich zu meinen Freund umdrehe.

"Sie ist sooo peinlich", sage ich und vergrabe meinen Kopf in seiner Brust. Er riecht so gut. Vertraut. Nach Liam einfach. Kurz küsst er mich auf den Kopf. Mein ganzer Körper fängt an zu krippeln. Ich liebe ihn, wie noch nie einen anderen Jungen zuvor. Dieses Gefühl, wenn er in meiner Nähe ist, ist einfach das Schönste, das es gibt.

"Wenn du willst kannst du ja nach der Schule mit zu mir kommen und wir könnten.... Naja verbotene Dinge tun."

Sofort befreie ich mich aus Liams Armen und sehe in das Gesicht von Zayn. Was sollte das?

"Ich glaub du lässt deine Finger von meiner Freundin!", er drückt mich hinter sich und baut sich vor Zayn auf.

"Was wenn nicht?" Auf Zayns Gesicht spiegelt sich ein dreckiges Grinsen wieder. Ich könnte diesen Typen im Moment gegen die Wand kloppen. Kann der sich nichtmal zurückhalten??

"Dann wirst du was erleben!", Liam rückt ein Stück vor und funkelt aus bösen Augen an. Man kann ihren Hass auf einander förmlich spüren. Damit sie nicht auch noch anfangen sich zu prügeln, stelle ich mich zwischen sie. Versuche mit all meiner Kraft Liam von hier fort zu drücken. Nur leider ist mein Freund muskulös und ziemlich groß, was ihn nicht gerade leicht macht. Ich versuche mein Glück mit der Unterrichtsausrede:

"Komm jetzt. Wir dürfen nicht zu spät zu Mathe kommen."

Und tatsächlich. Während er sich in Bewegung setzt, nimmt er meine Hand in seine. Zieht mich hinter sich her. Für jeden mögen wir wie ein normales Pärchen aussehen. Aber da gibt es einen wahren Grund warum er mich an die Hand nimmt. Liam will auf gar keinen Fall, dass ich Zayn auch nur ansehe.

Trotzdem kann ich nicht anders. Irgendetwas an ihm zieht mich regelrecht an. Ich sehe zu Zayn, der uns immer noch mit seinen dreckigen Grinsen hinterher sieht. Als er bemerkt das ich ihn anstarre, zwinkert er mir zu. Liebend gern würde ich jetzt eine Reaktion darauf zeigen. Eine, die leider zeigt, dass er heiß ist. Zum Glück kann ich mein Gehirn aber im letzten Moment vom Gegenteil überzeugen. Kurz sehe ich ihn böse an um mich schnell wieder umzudrehen.

"Hey", begrüße ich die kleine Gruppe als ich den Raum betrete. Freitags nach der Schule gehe ich immer in eine Lerngruppe. Eigentlich auch nur weil Liam, Ruby und Eleanor hier dabei sind. Die anderen kann ich nicht so ausstehen. Obwohl Louis ganz nett ist.

"Averyyyyy", kommt es von Ruby und Eleanor wie aus einem Mund. Mit einer Umarmung begrüße ich meine besten Freunde.

"Und was lernen wir heute?", frage ich als ich mich an den runden Tisch in der Mitte des Klassenzimmers setze und meine Jacke ausziehe. Da wir Januar haben ist es richtig kalt draußen und alle sitzen in dicken Klamotten hier obwohl die Heizung an ist.

"Ich dachte wir könnten Mathe lernen. Ich hab da letztens eine 5 geschrieben und noch ne schlechte Note kann ich mir nicht erlauben." Diese tolle Idee kommt von der 'bezaubernden' Phoebe. Genervt verdrehe ich meine Augen. Ruby sieht mich an und muss kichern. Auch Niall scheint von der Idee nicht begeistert zu sein. Einmal etwas, was wir gemeinsam haben.

"Aber wir schreiben doch nächste Woche Chemie. Wäre es da nicht sinnvoller das zuerst zu lernen?", schlägt er vor.

Begeistert von dieser Idee sehe ich die anderen an. Alle scheinen damit zufrieden zu sein. Bis Phoebe Harry beleidigt ansieht und ein bisschen mit ihren Wimpern klimpert. Den fallen natürlich gleich die Augen aus. Er versucht sie zu unterstützen:

"Ich bin auch für Mathe. Das kann man immer lernen."

"War ja klar das du dich von ner Tusse, die anscheinend in einen Farbtopf gefallen ist, manipulieren lässt", meine ich drauf zickig. Phoebe zieht stark die Luft ein.

"Ist doch egal Babe. Die Mehrzahl war eh für Chemie." Zufrieden lächle ich Liam an, der mir darauf hin einen kleinen Kuss gibt.

"Achtung!", schreit eine Stimme hinter mir. Es geht so schnell, dass ich grade noch so mitbekomme wie mich eins, zwei Tropfen treffen. Da liegt auch schon ein Eimer auf Phoebes Kopf. Sie selber plitschnass.

Sie pfeffert den Eimer gegen die Tür und steht ruckzug von ihrem Stuhl auf. Ich muss sofort anfangen zu lachen. Den Anderen geht es da nicht besser. Sie sieht einfach zu witzig aus. Ihr Make-up lässt ein paar Lücken und man kann deutlich ihre Pickel sehen. Der rote Lippenstift ist im ganzen Gesicht verteilt und ihre Augen sehen aus wie von einem Panda. Pechschwarz. Dank der viel zu fett aufgetragen Mascara. Vom Eyliner garnicht zu sprechen.

"LOUIS WILLIAM TOMLINSON! Komm sofort hierher." Dieser versteckt sich nur hinter Eleanor.

"Lass mein Baby verschont", beschwert sich seine Freundin. Schiebt ihre Unterlippe vor. Phoebe sucht sich um. An Harry bleibt ihr Blick hängen:

"Helf mir bitte." Aber auch Harry haut ab und hält die Hände vor sich:

"Komm mir bloß nicht zu nah!"

Ich liege mittlerweile lachend auf den Boden, als es an der Tür klopft.

Survive as long as you canWo Geschichten leben. Entdecke jetzt