15. Angst, Einsamkeit und Entdeckung

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15. Angst, Einsamkeit und Entdeckung

-Avery

Silvan hat mich in den Schulkeller geschleppt. Ich habe keine Ahnung woher er überhaupt weiß, dass es den gibt. Das wusste ich bis vor ein paar Sekunden nicht mal selber. Aber anscheinend denkt er wohl ernsthaft darüber nach unser "Quartier" hier einzurichten. Wahrscheinlich hat er Angst um mein Wohlergehen. Er denkt wohl ich könnte es nicht verkraften auch nur eine Sekunde in dem Raum zu sein, in dem Zayn wohl in ein paar Minuten umgebracht wird. Blöderweise liegt er damit genau richtig. Allein bei dem Gedanken dreht sich mein Magen um die 180 Grad. So grausam kann doch kein Mensch sein. Nicht einmal Silvan. Zayn hat ihm doch nie etwas getan.

Schluchzend, nicht nur vor Angst sondern auch durch die Schmerzen, die mir Dank Silvan durch die Arme gehen, stolpere ich in den ekelhaften, kühlen Raum hinein. Er soll wohl als Abstellkammer dienen, denn hier und da sieht man alte Tische und Stühle, die teilweise nicht mehr zu benutzen sind. Der ganze Raum ist in grau Tönen gehalten und die Neonröhren an der Decke gestalten den Raum, als stamme er direkt aus einem Horrorfilm. Wenn man es genau sind, befinde ich mich gerade in einem Horrorfilm. So ein typischer Teenager-sind-in-der-Schule-mit-einem-Psychopaten-gefangen- Film. Früher fand ich diese Filme immer witzig, doch mittlerweile vergeht mir das Lachen darüber. Sobald man persönlich in so einer Situation gefangen ist, wird es wirklich Horror.

Nachdem Silvan mich etwas barsch anweist auf einen klapprigen Stuhl zu setzen, gehe ich mit wackeligen Schritten darauf zu. Es hat keinen Zweck den Psychischgestörten nur noch wütender zu machen. Das musste ich schon früh erfahren. Darum setze ich mich etwas unfreiwillig auf den Stuhl, der mich wahrscheinlich keine zwei Minuten auf sich halten wird. Altes, schäbiges Ding. Alter, blöder Typ. Noch nie in meinem Leben habe ich so einen Hass auf jemanden gehegt. Früher dachte ich immer, dass ich das gar nicht so richtig kann. Klar habe ich öfters mal jemanden nicht ausstehen können, aber gerade wird mir zum ersten Mal bewusst, was es eigentlich bedeutet wirklich zu hassen. Und diese Einsicht lässt mich nur noch mehr heulen. Silvan gefällt das ganze überhaupt nicht, was er mir gleich zu verstehen gibt.

,,Halt doch endlich deinen Mund.", sagt er. ,,Zayn ist es nicht Wert, dass du weinst."

Drohend nimmt er sein Messer aus der Jackentasche, für den Fall, dass ich nicht vorhabe auf ihm zu hören. So wie es aussieht ist diese ganze Schwesternsache noch nicht stark ausgeprägt. Ansonsten würde er darauf achten mir nicht mal ein Haar zu krümmen. Obwohl er im Ernstfall mal wieder einen Rückzieher machen würde. Es ist schon fast erstaunlich, wie weit ich Silvans Verhalten innerhalb so kurzer Zeit analysieren konnte. Ich weiß, ich bin sicher. Zayn aber wird er ohne mit der Wimper zu zucken umbringen.

Langsam verebben meine Schluchzer. Lediglich ein sanftes Zucken zieht sich durch meinen Körper. Lähmt meine Adern. Eine Weile beobachtet er mich stumm. Bis er anscheinend so weit ist mich alleine zu lassen.

,,Hast du Hunger?", fragt Silvan nämlich. Mir ist wirklich nicht nach Essen. Ich antworte nicht wohl wissend, dass meine Essen sofort wieder hochkommen würde. Schweigend sehe ich auf den Tisch, auf welchen meine Hände ineinander verschränkt sind. Sturr. Nicht vorhabend, ihn auch nur noch eines Blickes zu würdigen.

,,Gut, wie wäre es mit einem Deal? Du isst und trinkst was und ich bringe Zayn noch nicht gleich, sondern erst in 3 Stunden um, huh?"

Überlegend sehe ich doch auf. Mein Vorhaben hat nicht lange gehalten. Doch diese Frage hat mich geschockt. Keinen Ahnung ob im positiven oder negativen Sinne. Soll ich das Angebot eingehen und Zayn mehr Zeit verschaffen? Zeit, die ihn wahrscheinlich quälen wird. Wohl unendlich lang sein wird. Aber hat er dadurch nicht auch die Chance abzuhauen, bevor Silvan ihm etwas antun kann?

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