Leben

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L wie Leben

"Also, erzähl.", Milly blickte Linus erwartungsvoll an, schnappte sich einen Donut und lehnte sich zurück. Ihnen beiden war nicht klar, wie Milly in dieser Situation noch essen konnte. Ihr Blick ruhte kühl auf Linus, welcher sich um seine Fassung bemühte. 

Es war nun über einen Monat her. Ein Monat in dem sich ihr Zustand verschlechtert hatte. Ein Monat in dem sich die beiden aus dem Weg gegangen waren. Ihnen war bewusst, dass sie sich wie kleine Kinder benahmen. Auf den Fluren hatten sie einfach in eine andere Richtung geguckt, waren an einander vorbei gegangen, mit einem komischen Gefühl im Bauch. Und nun saßen sie hier in diesem Café, aßen Donut und tranken Tee, und das alles nur, weil Jenna sie gezwungen hatte. 

Linus seufzte und lehnte sich ebenfalls zurück. Er wusste, dass er sich wie ein richtiger Mann benehmen musste und nicht wie ein kleiner Junge, das war er Milly schuldig. 

"Es tut mir wirklich leid. Ich hätte dich nicht immer hetzen sollen, wegen der Liste. Du hattest so sicherlich schon genug zu tun, mit dem Krebs und so.", er machte eine kleine Pause. Es fühlte sich äußerst komisch an ihre Krankheit so noch einmal zu erwähnen. "Es hilft schließlich auch nicht , wenn ich dich unter Druck setze oder so.", man sah Linus die Reue an, und Milly konnte nicht anders als zu lachen. Es war kein lautes Lachen, aber immerhin war es ein Lachen. Linus zog fragend eine Augenbraue hoch:" Was ist los? Was ist so lustig, hab' ich irgendwas falsches gesagt, oder hab' ich was im Gesicht?". Er konnte nicht anders als ein wenig zu grinsen.

Er schnappte sich schnell einen Donut. Milly hatte sich beruhigt und blickte Linus nun ernst an. 

"Mir ist aufgefallen, wie kindisch wir doch eigentlich waren." - "Ja, da hast du recht.", bestätigte Linus nach einer kurzen Bedenkzeit. Er blickte aus dem Fenster und sie schwiegen wieder. 

Draußen schien die Sonne und viele Leute liefen in kurzer Kleidung herum. Auch Linus hatte sein Hemd gegen ein kurzes T-Shirt mit einem willkommenen Lächeln ausgetauscht. 

"Was hältst du davon, wenn wir schwimmen gehen?", Linus grinste Milly an. Überrascht guckte sie ihm in die Augen, lächelte dann aber leicht. 

Es war komisch, indem Gegenwart von Linus fiel ihr das Lächeln so leicht, sie ließ sich einfach von seiner guten Laune anstecken. 

"Ok, allerdings nur, weil du es bist, Henkersmahlzeit. Wir nehmen die Donut aber mit.", sie bemühte sich um einen neutralen, ja fast schon kühlen, gleichgültigen Gesichtsausdruck. Linus strahlte vor Freude und nickte: "Dann treffen wir uns in gut 40 Minuten bei dir."

Milly nickte ebenfalls und rief die Kellnerin. Diese kam freundlich lächelnd zu den beiden:" Wie kann ich ihnen helfen?" Milly blickte sie gelangweilt an, während Linus weiter vor sich hin strahlte. "Wir würden gerne zahlen und uns die Donut einpacken lassen.", erklärte Milly der Kellnerin nüchtern.

Diese nickte eifrig, während Linus sie von oben bis unten anzüglich betrachtete. Sie war hübsch, keine Frage, aber sie war nichts gegen Milly, Linus' Meinung nach zumindest. 

"Natürlich, die Rechnung kommt gleich.", mit diese Worten und schwingenden Hüften verschwand die blonde Frau. Linus starrte ihr auffällig hinterher, während Milly aus dem Fenster blickte und die Leute draußen beobachtete. Ihre Augen folgten einer Gruppe junger Studenten, welche sie aus ihren Kursen kannte. Sogar Ben war dabei. Die Jungs alberten herum und schubsten sich ab und zu herum. Insgeheim war Milly traurig. Sie wünschte sich auch so sorgenfrei durch das Leben gehen zu können, doch ihr war es leider vergönnt.

"Na, bin ich nicht mehr genug?", Milly drehte ihren Kopf langsam zu Linus, welcher sie arrogant angrinste. Millys Gesichtsausdruck wandelte sich von neutral zu einem zuckersüßen Lächeln. "Wobei, eigentlich bist du auch nichts im Vergleich zu meinem Verlobten.", sagte sie und lächelte ihn noch einmal ein wenig böse an. Bevor sie sich langsam erhob, legte sie noch Geld auf den Tisch. 

"Hier, für die Rechnung, wir sehen uns in 40 Minuten", winkend ging sie zur Tür und grinste ihn noch einmal gespielt an. 


50 Minuten später stand Linus vor Millys Tür und klopfte an. 

"Ist offen", erklang es aus der kleinen Wohnung. Milly packte gerade ihre letzten Sachen zusammen. 

Als Linus eintrat umhüllte ihn der Geruch von Lavendel und Sandelholz. Leicht lächelnd betrachtete er Milly. Diese stand mit dem Rücken zu ihm und packte noch einHandtuch ein. 

"Ich hätte auch einRäuber sein können.", schmunzelte Linus. "Ach, mit dem wäre ich schon fertig geworden.", grinsend drehte Milly sich um und Schanktisch ihre Tasche, "Wollen wir dann?".

Er nickte und nahm ihr die Tasche ab. Gemeinsam gingen sie hinunter und stiegen ins Auto. Millys Tasche wanderte in den Kofferraum. 

"Wo genau fahren wir hin?", sie blickte ihn nüchtern an und sprach mit sachlicher Stimme, sie versuchte nicht allzu interessiert zu wirken, doch er wusste genau wie neugierig sie war. "Wirst du schon sehen, ich hoffe du magst Seen.", lächelte er geheimnisvoll.


Sie fuhren aus der Stadt heraus Richtung Südenwesten, auf die Autobahn und an der fünften Abfahrt wieder hinunter. Dann fuhren sie in ein kleines Dorf hinein und bogen in den Wald. 

"Was machen wir hier? Willst du mich so vergraben, dass mich niemand findet?", scherzte Milly und lachte sogar fast. Linus schüttelte grinsend den Kopf. Obwohl Milly desinteressiert klang wusste er, dass es sie amüsierte, auch wenn ihre Augen ihn dunkel anfunkelten. "Nein, Satansbraten, dafür mag ich dich zu sehr.",gab er ihr belustigt zur Antwort und linste kurz zu Milly hinüber. 

Er hielt am Ende des Weges und Blickte sie erwartungsvoll an. Milly nickte und gleichzeitig stiegen sie aus. Linus eilte zum Kofferraum, öffnete ihn und reichte Milly ihre Tasche. Nüchtern nahm sie diese an und wartete auf Linus, welcher nun seine eigene Tasche heraus holte. 

Langsam schlenderten sie nebeneinander her. Als bald wurde Milly doch ein wenig hibelig, gerade als sie fragen wollte wie lange sie noch bräuchten tauchte ein kleiner See hinter den Büschen auf. Es war kein besonders märchenhafter See, doch er war schön. 

Die Sonne spiegelte sich auf dem Wasser, am Rande des Sees wuchsen Sträucher, Gräber und Blumen. Rund herum war Waldboden, braunrot, mit Bucheckern, Blättern und Moos, von sattem grün, bedeckt. Die Baume rund herum zeichneten sich durch eine glatte, mit Moos bewachsene Rinde aus.

Durch das grüne Blätterdach des Buchenwaldes fielen einige Sonnenstrahlen auf den Waldboden und den See. Sie verliehen dem Wasser ein leichtes Glitzern, welches nur von dem Schatten eines Baumes unterbrochen wurde, welcher über den Rand des Sees ragte.

Noch während Milly den See bestaunte zog Linus sich bis auf seine grün schwarze Badehose aus und ging auf den See zu. Kurz bevor Linus ganz in dem See verschwand warf Milly einen Blick auf seinen muskulösen Rücken, welcher sich ihr entgegen streckte.

Während Linus in die Mitte des Sees schwamm begann auch Milly damit sich bis auf ihren Badeanzug zu entkleiden. Verstohlen erhaschte Linus einen Blickt über seine Schulter und musste feststellen, dass auch ihr Badeanzug von einem tiefen Schwarz war, und so, wie all ihre Kleidung, einen Kontrast zu ihrer porzellanartigen Haut bildete. 

Vorsichtig setze Milly ihre Füße, einen nach dem anderen, auf den Waldboden und ging auf den See zu. Langsam schritt sie in den See und schwamm dann auf Linus zu. Es war gar nicht so kalt wie sie gedacht hatte. 

Bei Linus angekommen drehte dieser sich um und spritzte ihr eine Ladung Wasser ins Gesicht. Zuerst erschrocken, aber dann lachend blickte sie ihn an und startete einen Gegenangriff.

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