Verfolgt

145 11 0
                                        

Schweißgebadet schrecke ich aus meinen Träumen und ringe nach Luft. Nur ganz langsam beruhige ich mich wieder, als ich realisiere, dass ich nur geträumt habe. Draußen ist es noch dunkel und das einzige, was Licht in diesem dunklen Raum spendet ist der Vollmond, welcher mit seinem hellen, klaren Licht, dunkle Schatten in mein Zimmer wirft. Schatten die mich an dunkle Zeiten erinnern…

Als ich auf die Uhr sehe, entfährt mir ein Seufzer. Es ist erst 3:56 Uhr. Doch niemand weiss so gut wie ich, dass es nichts bringt, nochmal zu versuchen einzuschlafen. Also stehe ich auf und laufe langsam in die Küche um mir einen Kaffee zu machen. Während sich die Kaffeemaschine an die Arbeit macht, setzte ich mich an den Tisch und schlage die Zeitung von gestern auf. Doch als ich die Schlagzeile erblicke, erstarre ich. “Autobomben-Anschlag fordert einen Toten”

Sofort beginne ich zu lesen. “Letzten Sonntag ereignete sich auf einem abgelegenen Parkplatz ein Bombenanschlag. Wie die Polizei später feststellen musste, hatte man mehr als einen Kilogramm Sprengstoff an dem Wagen angebracht und mit einem Fernzünder gezündet. Angaben der Polizeipräsidentin Meier zufolge, soll dabei ein Mann, welcher kurz zuvor in den Wagen gestiegen war, ums Leben gekommen sein. Die Identität des Opfers ist bisher unbekannt, es handele sich aber vermutlich um einen etwa 50-jährigen Mann höheren Standes, da es sich bei dem Wagen um einen Jaguar handelte. Die Kennzeichen konnten bisher nicht ausgewertet werden, da sie entweder bei der Explosion zerstört, oder schon vorher abmontiert wurden…”

“Traue nichts und niemandem! Du wirst das Haus nicht mehr ohne Personenschutz verlassen, verstanden ?!” Der Junge schwieg. “Hast du mich verstanden ?!” Der Junge nickte zögerlich, jedoch ohne aufzublicken. Seine Augen waren leblos. Er glich nur noch einer Puppe oder einem Zombie. “Ich habe verstanden…” Mit diesen Worten hauchte er noch das letzte Bisschen Leben aus ihm raus...

Durch das Piepen meiner Kaffeemaschine werde ich aus meiner Trance zurück in die Gegenwart geholt. Dankbar gehe ich zur Maschine und greife nach meiner Tasse. “KLIIIRRR!” Ich blicke zu Boden auf den kleinen Scherbenhaufen und lasse dann meinen Blick auf meine unkontrolliert zitternde Hand schweifen. Das war's wohl mit meinem Kaffee. Ich bücke mich und sammle zuerst vorsichtig die Scherben auf, dann wische ich die dunkelbraune Flüssigkeit vom Boden auf. Während die Kaffeemaschine sich erneut an die Arbeit macht, gehe ich zurück ins Schlafzimmer und ziehe mich an. Mit einem frischen weißen Hemd und einer schwarzen Hose kehre ich zurück und schnappe mir nun erneut den frisch gebrühten Kaffee. Diesmal entscheide ich mich dafür den Fernseher anzumachen und schalte sofort auf den Nachrichtensender. Als ich es mir wieder auf meinem Platz bequem mache und beginne zu frühstücken, kommt erneut die Nachricht über den Anschlag. Doch auch hier erfahre ich nichts genaueres. Autobombe, mehr als ein Kilogramm Sprengstoff, Jaguar, Identität unbekannt, Opfer männlich, um die 50 Jahre alt…

Nach einiger Zeit blicke ich auf die Uhr an meinem Handgelenk und entscheide mich dafür, meine Unterrichtsmaterialien zusammenzupacken und mich auf den Weg zu machen. Ich kontrolliere noch schnell, ob ich nichts vergessen habe und schließe die Tür hinter mir. An meinem Wagen angekommen, steige ich ein und schnalle mich an. Gerade als ich losfahren will, fällt mir ein schwarzer Mercedes mit verdunkelten Fenstern auf. Auch die Insassen sehen sehr verdächtig aus mit ihren Anzügen und Sonnenbrillen. Auffälliger geht es wirklich nicht. Zur Sicherheit präge ich mir ihr Kennzeichen ein und fahre los.

Einige Minuten später an einer Ampel, blicke ich erneut in den Rückspiegel und entdecke den verdächtigen Wagen nur zwei Autos hinter mir. Kann es sein, dass sie mich verfolgen ? Nein..., oder ? Ich werde unsicher und will testen, ob sie es wirklich auf mich abgesehen haben oder ob sich nur zufällig unsere Wege kreuzen. Anstatt wie geplant geradeaus zu fahren, blinke ich und fahre über Rot über die Ampel, welche mir durch einen grünen Pfeil nach rechts signalisiert das ich fahren darf. Meine “Verfolger” sind gezwungen auszuharren, da die Autos vor ihnen geduldig auf das Umschalten der Ampel warten. Ich drücke ein wenig stärker als sonst das Gaspedal und brause davon. Hinter mir ist lange nichts außer die leere graue Fahrbahn zu sehen, die sich über 2 Spuren hinweg streckt, bis plötzlich erneut der schwarze Mercedes auftaucht. Er kommt immer näher, obwohl ich das Höchsttempo bereits um 5 km/h überschritten habe. Wir sind hier in der Stadt! Wie kann man in so einer Gegend so schnell fahren ? Hier sind Kinder! Dennoch… Ich muss sie loswerden. Um jeden Preis. Wer weiss was sie von mir wollen. Schnell fahre ich von der Hauptstraße runter und biege in eine kleinere Straße ein. Einige Augenblicke später folgt der Mercedes. Erneut biege ich ab. Immer und immer wieder wiederhole ich diesen Prozess und erhöhe ab und zu das Tempo. Doch ich weiss das ich damit nichts erreiche, außer vielleicht mir etwas Zeit zu kaufen. Ich brauche einen Plan. Ich habe eine Idee, aber falls sie misslingt, habe ich ihnen direkt in die Hände gespielt… Doch ich habe keine Wahl. Mir läuft die Zeit davon und einen besseren Plan habe ich auch nicht. Also “parke” ich, als ich glaube sie verloren zu haben, schnell mein Auto und rutsche tiefer in den Sitz. Mein Herz pocht mir bis zum Hals. Als ich einen kurzen Blick durch den Außenspiegel erhaschen kann, ducke ich mich sofort wieder.

Sie kommen. Wie erhofft rauschen sie an mir vorbei ohne mich zu beachten. Erleichtert atme ich auf und vergewissere mich kurz ob sie wirklich weg sind, bevor ich umdrehe und zur Schule fahre. Ich habe extrem viel Zeit durch diese bekloppten Spielchen verloren. Gut, das ich etwas mehr Zeit eingeplant hatte, da ich eigentlich früher da sein wollte um mich ein wenig umzusehen. Doch was ist wenn sie wissen wo ich arbeite ? Wenn sie mich wirklich beschatten, sollten sie das doch wissen, oder ? Aber ich habe eigentlich niemandem erzählt das ich mich an diesem Gymnasium bewerbe. Trotzdem, irgendwas ist faul. Wieso werde ausgerechnet ich verfolgt ? Ich habe doch überhaupt nichts getan.

“Wieso bist du raus gegangen ? Habe ich dir nicht ausdrücklich verboten das Haus zu verlassen ?!” Der große Mann sah erzürnt auf den Jungen herab. “Aber, ich wollte doch nur Fußball mit meinen Freunden spielen!”, versuchte sich der Junge verzweifelt zu verteidigen. “Es gibt kein aber! Du verlässt dieses Haus nicht, außer ich erlaube es dir!” “Du kannst mich doch nicht einfach hier einsperren!” “Und ob ich das kann!” Der Junge schwieg kurz und biss wütend die Zähne zusammen. “Ich… Ich hasse dich. Ich hasse dich! ICH HASSE DICH!!!”

'KLATSCH’ Der Junge hielt sich seine vor Schmerz brennende Wange. Tränen liefen langsam und still seine Wangen hinunter. Er würdigte dem Mann keines Blickes, sondern verließ einfach den furchtbar protzigen Raum, ohne ein weiteres Wort zu sagen.

Könnte es... etwas mit meiner Familie zu tun haben ?

___________

Vielen Dank für's lesen ^^
Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen, obwohl ich so eine schäbige Verfolgungsjagd geschrieben habe... >~<
Aber wie sagt man so schön ? Übung macht den Meister ;P

Bis zum nächsten Mal \(*v*)/

The Path Behind UsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt