"Ich gratuliere Ihnen! Sie haben hervorragend abgeschnitten! Sie können gleich morgen anfangen!" Der Direktor schüttelt mir begeistert die Hand. Ich erstarre. "Wie bitte ?"
"Ich bin wirklich beeindruckt von Ihnen. Sie haben alle schriftlichen Tests mit höchster Punktzahl abgeschlossen und machen einen seriösen Eindruck auf mich. Und da wir gerade eh ein Mangel an Lehrern haben, können Sie gleich Morgen beginnen." Ich komme immernoch nicht ganz mit. "Aber ist das denn überhaupt möglich ? Ich meine, ich habe so gut wie keine Erfahrung und kann unmöglich bis morg-" "Natürlich können Sie das! Außerdem befinden wir uns gerade in einer Zwickmühle... 2 Lehrer sind dieses Jahr in den Ruhestand gegangen und eine weitere Lehrerin hat Schwangerschaftsurlaub... wir brauchen so viele helfende Hände wie möglich." "Aber-" Schon wieder fällt mir der Direktor ins Wort. "Ich werde Ihnen alle weiteren Informationen zukommen lassen. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich habe leider einen sehr strengen Terminkalender einzuhalten." Er erhebt sich von seinem Schreibtisch und läuft mit ein paar Unterlagen unter dem Arm auf die Tür zu. Kurz bevor er hinausgeht, dreht er sich noch ein letztes Mal um. "Ich verlasse mich auf Sie.", lächelt er mich an und schließt die Tür hinter sich. Ich kann es immernoch nicht fassen. Ich habe es geschafft!"Sie sollten jetzt besser auch gehen.", sagt die Sekretärin eindringlich. Ohne ein weiteres Wort zu sagen, nehme ich meine Aktentasche und verlasse das Büro des Direktors. Das Schulgebäude ist wie leergefegt. Kein Schüler, kein Lehrer weit und breit. Die feuerrote Abendsonne scheint durch die alten, etwas milchigen Fenster des Gymnasiums, durch die man auf den riesigen Sportplatz und die etwas heruntergekomme Sporthalle sehen kann. Ein Schatten zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Da ist jemand auf dem Sportplatz. Wer sollte um diese Uhrzeit noch hier sein ?
Ich beschließe mir das Ganze genauer anzusehen, laufe die Treppen hinunter zum Eingang und steuere direkt auf den Sportplatz zu. Einige Meter entfernt bleibe ich stehen und muss lächeln. Ein kleines braunhaariges Mädchen spielt Fußball und ist so darin vertieft, dass sie mich nicht einmal bemerkt. Sie probiert einige Tricks mit dem Ball aus, bis sie ein Fehler macht und der Ball in hohem Bogen zu mir fliegt, direkt vor meine Füße. Erst jetzt merkt sie, dass ich sie beobachtet habe. Ich muss mir ein Lachen verkneifen als ich ihren überraschten und leicht beschämten Gesichtsausdruck sehe. Spielerisch leicht nehme ich den Fußball auf und führe die besten Tricks aus, die ich, als ich noch etwas jünger war, gelernt habe. Als ich fertig bin und mit meinem Fuß auf dem Ball wieder aufsehe, fällt ihr fast die Kinnlade runter. Tja, ich bin halt nicht so alt wie ich aussehe. Gekonnt passe ich ihr wieder den Ball zu. "Du solltest dich langsam auf den Weg nach Hause machen, es ist schon spät." Das Mädchen nickt stumm und bleibt starr stehen. Ich winke ihr noch zum Abschied zu und mache mich selber auf den Weg nach Hause. Als ich mich in mein altes Auto setzte und in den Rückspiegel sehe, ist das Mädchen schon verschwunden. Ich starte den Motor und fahre von dem nahezu leeren Parkplatz auf die Straße. Ich muss lächeln. Früher, als ich noch etwas kleiner war, habe ich auch wann immer ich Zeit hatte, wie besessen geübt und wollte am liebsten den lieben langen Tag nichts anderes tun."Das machst du toll Erwin! Ich bin so stolz auf dich!", sagte sie mit ihrem liebevollen Lächeln und wuschelte durch sein Haar.
"ttttUUUUUuuuuut!!!!!" Ein lautes Hupen reißt mich aus meinen Erinnerungen und bringt mich zurück in die Realität. Als ich realisiere was sich gerade abspielt trete ich sofort auf die Bremse und komme gerade noch so zum Stehen. Fast wäre ich mit einem LKW zusammengestoßen, welcher gerade Abbiegen wollte. Mein Puls schießt in die Höhe und meine Hände beginnen zu zittern. Ich fahre etwas langsamer als sonst weiter und versuche mich wieder zu beruhigen. Wie konnte ich mich nur so ablenken lassen ?! Etwas wütend auf mich selbst, bringe ich den Wagen vor meiner Wohnung zum stehen und mache mich auf den Weg nach oben. Im 4. Stock angekommen, schließe ich meine Tür auf und lasse sie hinter mir zufallen. Immer noch etwas geschockt lasse ich mich auf mein Sofa fallen und lehne mich zurück. Das war echt verdammt knapp.
"Lass das Mama, du machst noch meine Frisur kaputt!", jammerte der 8-jährige, worauf sie einfach nur mit einem liebevollen Lächeln antwortete und ihn fest in den Arm nahm. "Ich hab dich lieb...", flüsterte sie leise an sein Ohr. "Ich... ich dich auch.", antwortet der kleine Junge und klammerte sich an ihr fest.
Ich rapple mich schnell wieder vom Sofa auf, setzte mich an meinen Computer um meine E-Mails zu lesen und verdränge schnell wieder diese grauenvollen Gedankengänge. Tatsächlich habe ich eine E-Mail vom Direktor erhalten, in der die genaueren Informationen zum Ablauf von Morgen stehen. Ich mache mir ein paar Notizen und versuche mich so gut es geht vorzubereiten. Wie es aussieht werde ich morgen Unterricht mit der 11c haben... Geschichte und an einem anderen Tag Sport. Als ich fertig bin und auf die Uhr schaue ist es bereits 22:49 Uhr, also mache ich den PC aus und esse schnell noch etwas, bevor ich mich fertig mache und ins Bett gehe. Ich mache das Licht aus und schlafe schnell ein.
...'BANG! BANG!' ... "NNNEEEIIINNN!!! MAMA!!! MAMAAA!!!", schrie sich der Junge die Seele aus dem Leib, wobei er von einem kräftigen Mann zurückgehalten wurde. "MAMAAAAA!!!!!" Die Tränen flossen ihm in Strömen sein schmerzverzerrtes Gesicht hinunter. Er versuchte gegen den Mann im schwarzen Anzug anzukämpfen, doch er hielt ihn mit einem einzigen Arm zurück."MA-" Seine Schreie versiegten kurz vor Schreck, als sich ein Mann mit schütterem Haar vor ihn schmiss, einen Schuss aus seiner Kanone abgab und nach einem weiteren Knall zu Boden sackte. Eine weitere riesige Pfütze aus Blut bildete sich unter ihm. Ein grauenhaftes Röcheln kam aus seinem Mund, zusammen mit noch mehr Blut. Seine Augen waren vor Schmerz geweitet, der ekelerregende Gestank von Kupfer lag in der Luft. Er windete sich schmerzerfüllt am Boden und zuckte mit seinen Gliedmaßen. Als er den Jungen sah, entspannte sich sein Gesichtsausdruck ein wenig und ein leichtes Lächeln zierte sein Gesicht, bis sein Röcheln verklang und keiner seiner Muskeln sich mehr regte. Dem kleinen Jungen blieb die Luft weg und der grauenhafte Anblick des vom Tode entstellten Mannes brannte sich in sein Hirn ein...
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Vielen Dank für's lesen, ich freue mich jederzeit über euren Support und ich hoffe es hat euch gefallen \(*v*)/Viele Grüße an dich, Denise! <3
^^ Dein SCHATZI !!!! LG E.

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The Path Behind Us
Fiksi PenggemarErwin Smith wird an einem Gymnasium als Lehrer angenommen und kann endlich das machen, wovon er schon immer geträumt hatte. Alles scheint gut zu laufen, bis ihn schließlich seine dunkle Vergangenheit wieder einzuholen droht. Sein Vater wird ermordet...