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Wir liefen schon eine ganze Weile und versuchten niemanden auf uns aufmerksam zu machen. Manu hatte seit der ganzen Zeit kein Wort mit mir gewechselt. Ab und zu hatte er mir merkwürdige Blicke zu geworfen und selbst als er so komisch war, hatte ich den drang ihn zu beschützen. Wir liefen über eine Wiese. Es war eine breite Fläche ohne einen Baum oder etwas das und Schutz hätte geben können. Es war ziemlich dumm hier entlang zu laufen, aber wir hatten keine andere Möglichkeit um unseren Pfad weiter fortzusetzen. Wir konnten nur hoffen von niemanden entdeckt zu werden. Wir verschnellerten unsere Schritte und rannten beinahe. Unser Ziel war der Wald. Plötzlich hörte ich ein zischen. Ich drehte meinen Kopf. Ein Pfeil. Mir kam es auf einmal so vor als würde es wie in Zeitlupe verlaufen. Ich erblickte den Pfeil, dann Manu und danach nur noch, wie ich mich dazwischen warf. Dann ging alles ganz schnell. Mit einem Schmerzensschrei blickte ich zuerst in Manus erschrockene Augen und kurz darauf auf meinen Arm. Es tat höllisch weh und Blut lief über meinen Arm und tropfte an meinen Fingern herunter in die Erde. Manuel löste sich aus seiner Starre und schaute sich um, um den Angreifer zu finden. Ich konnte mich nur noch auf meinen blutenden Arm,sowie meine Schmerzen konzentrieren. Manu half mir auf. Er warf vernichtende Blicke immer wieder in die andere Richtung, doch machte keine Anstalten, zu unserem Feind zu rennen. Wir hatten den Wald erreicht und ich lehnte an einem Baum. Wir waren ziemlich weit gegangen und ich merkte wie sehr mir die Schmerzen und der Blutverlust zusetzten. Meine Sicht war verschwommen und Manus beruhigende Stimme hörte sich Meilenweit entfernt an. Mein Atem ging flach und ich hatte den drang mich der wohlwollenden Dunkelheit hinzugeben, die versuchte mich einzulullen. Ich bemerkte wie Manu mir etwas um den Arm band und wie sehr er mich zum wach bleiben animierte. Ich strengte mich an nicht das Bewusstsein zu verlieren. Keuchend dachte ich daran wie leicht es wäre einfach loszulassen, wäre Manus Stimme nicht bei mir gewesen. Er gab mir immer mal wieder Wasser und auch meinen Arm wusch er so gut es ging. Es brannte höllisch. Meine Augen flatterten und ich wusste, dass es nicht mehr all zu lang dauern konnte,bis
mich der Schlaf gefangen nehmen würde. ,,Manu, ich kann nicht mehr." Wisperte ich unter Tränen und Schweiß. ,,Ist gut, Pdizzl ruh dich aus." Sprach er beruhigend. Sobald er dies sagte wurde ich in die Dunkelheit gerissen.

Ich öffnete meine Augen. Es war ein wunder, denn diese waren verklebt, von Schweiß, Tränen und Dreck. Ich lugte auf meinen Arm. Er war in Stoff gewickelt und es hatte aufgehört zu bluten. Ich war nicht Tod und das war es was mich glücklich machte. Es wäre ein Leichtes gewesen uns zu töten, doch wir waren es nicht. 'Wir'. Erst da bemerkte ich den schlafenden Manuel auf meinem Schoß. Es musste ihn viel Kraft gekostet habeb mich hierher zu schleppen, denn bei genauerem umblicken erkannte ich, wie befremdet mir dieser Ort vorkam. Wir waren in einer Höhle. Sie war ziemlich klein und bot gerade so für zwei Personen platz. Seine Haare bedeckten sein Gesicht und sein Mund war leicht geöffnet. Ich stieß einen tiefen Seufzer aus. Obama sei dank, dass wir leben. Da bemerkte ich, dass Manu sich bewegte. Er schlug die Augen auf und sah sofort zu mir hoch. Er setzte ein Lächeln auf, als er meine erblickte. ,,Du bist endlich wach!" Jauchzte er und schlang seine Arme um meinen Bauch. Ich umschloss auch ihn, jedoch nur mit einer Hand, denn mein Arm legte bei jeder Bewegung Proteste ein. ,,Du warst drei Tage weggetreten!" Sprach er gedämpft in meinen Pulli. ,,Ich habe mir Sorgen um dich gemacht!" ,,Tut mir leid." Flüsterte ich. ,,Warum hast du das getan?" ,,Was getan?" Fragte ich. ,,Dich für mich in den Pfeil geschmissen. Ich dachte... ich dachte du hasst mich." Die letzten Worte wurden immer leiser. ,,Ich könnte dich niemals hassen, du kleiner Dummkopf." Damit war seine Frage zwar nicht beantwortet, doch auch ich konnte nicht sagen, warum. Er schaute mich aus treudoofen Augen an und man sah ihm die Erleichterung an. Mein Magen knurrte und ich fing an zu lachen. Auch Manu huschte ein lächeln über die Lippen und er hielt mir Fleisch hin. Ich fragte nicht woher er es hatte. Wahrscheinlich hatte er es selbst besorgt, doch ich biss gierig hinein. Mein Magen fühlte sich unendlich leer an. Er gab mir auch Wasser und dankbar nahm ich es entgegen. ,,Danke." Kaute ich und er nickte bloß. ,,Was war denn so in den drei Tagen los?" Fragte ich neugierig, um meine Gedächtnislücke zu füllen. ,,Ich bin auf einen Einzelgänger gestoßen. Er hat versucht uns zu töten und dann...Naja... Jedenfalls habe ich die Zeit genutzt um zu jagen, Essen zu besorgen, trinken aufzufüllen und sowas eben." Als er den Einzelgänger erwähnte schluckte ich. Mir war es sichtlich unangenehm, doch es war besser als es vor mir geheim zu halten. ,,Und sonst ist nichts vorgefallen?" Fragte ich nochmal nach. Er starrte kurz in die Luft und tippte mit seinem Finger an sein Kinn, doch schüttelte dann entschieden den Kopf. ,,Okay." Meinte ich nur. ,,Können wir weitergehen oder möchtest du dich noch ausruhen?" Ich blickte Manu an und sah die tiefen Augenringe. Auch wenn er es nicht zugab, war er wohl derjenige, der die meiste Ruhe brauchte. Er sah aus als hätte er die ganzen Tage wach gelegen. ,,Ich denke ich würde mich gerne noch etwas ausruhen." Sagte ich demnach. Manu nickte und war wohl ziemlich zufrieden mit der Entscheidung. Müde, wie er war rollte er sich wieder zusammen und legte seinen Kopf auf meinen gesunden Arm. Auch ich entschied mich bald für eine halbwegs bequeme Pose und dämmerte bald weg.

Ein Ruf ließ mich Aufschrecken. Es war Manuels Stimme gewesen, dabei war ich mir sicher. Ich schaute mich um. Ich lag nicht mehr in der Höhle. Ich stand auf einer weiten Wiese. Als ich mich suchend nach den Schreien umblickte sah ich zwei Augen. Es waren, die des blonden Jungen. ,,Nein! Lass mich! Hör auf mich zu verfolgen." Mein Herz schlug wild in meiner Brust und ich drehte mich um, in der Hoffnung die gespenstischen Augen nicht mehr zu sehen. Plötzlich hörte ich ein aufjaulen und im nächsten Moment stand ich in der Höhle, in welcher einem Junge die Kehle aufgeschlitzt wurde. ,,Nein. Hört auf! Geht alle weg! Lasst mich." Ich schrie schon aus Frust, Wut und unbändiger Angst.

,,Palle! Hey, wach auf." Rüttelte jemand an mir. Ich blickte in ein grünes Augenpaar, welches mich besorgt anblickte. ,,Deine Alpträume werden immer schlimmer, hm?" ,,Ja." Nickte ich, noch aufgewühlt vom Traum. Ich würde wohl nicht mehr einschlafen können. Manu merkte dies und setzte sich auf. Ich tat es ihm gleich. Er kuschelte sich an mich und ließ meinen Puls auf hundertachzig steigen. Meinen Kopf legte ich auf seinen und mit meiner Hand streichelte ich ihm über den Rücken. ,,Danke." Flüsterte Manu. ,,Wofür denn?" ,,Dass du mich nicht ablehnst." ,,Ich könnte dies eh nicht." Gab ich zu und war mir absolut sicher, dass ich Liebe ihm gegenüber empfand. Mehr als je zuvor.

Varo-Kürbistumor~tödliche WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt