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Ich saß noch eine gefühlte Ewigkeit da. Die Sonne ließ bunte Lichtflecken erscheinen, die über das Gras und die Bäume tanzten. Manu blieb die ganze Zeit bei mir und hielt mich. Es tat gut zu wissen, dass er bei mir war, doch ließ es meine Schuldgefühle nicht abdämpfen. Ich fühlte mich matt und zerissen. ,,Wir müssen langsam weiter." Ergriff Manuel das Wort. Ich konnte Michael hier doch nicht einfach zurücklassen! Dies würde mir wie ein Verrat vorkommen. Ich schüttelte den Kopf. ,,Komm schon Palle." Sagte Manuel mitleidig. ,,Ich kann ihn hier doch nicht einfach zurück lassen! Er ist ein guter Freund für mich gewesen!" Rief ich. Konnte Manu meine Gefühle nicht verstehen? ,,Wir können ihn beerdigen..." Setzte Manu unsicher an. Ich überlegte. Plötzlich kam ich mir vor wie bei der aller ersten Begegnung mit Michael. Es war doch nicht viel anders. Er hatte über seinen Freund Maurice getrauert und ich hatte ihn aufgefordert weiter zu gehen. Manu war in diesem Moment ich. Ich nickte Manuel zu. Es war momentan die beste Idee ihn zu begraben. Langsam erhob ich mich mit Michael in den Armen. Er war blass und wenn die Kälte nicht wäre hätte man denken können er wäre friedlich am schlafen. Ich blickte zu seinem Mörder. Ich verspührte so einen Hass gegen ihn.Auch Manus Blick war zu dem Platz gewandert, an welchem der Körper des Jungen lag. Missbilligend musterte ich nun Manu. Er hatte mir noch immer nichts über die ganze Sache erzählt.

Nachdem ich eine geeignete Stelle gefunden hatte, legte ich den leblosen Körper vorsichtig auf den Boden. Seine Hände legte ich ihm auf die Brust. Ich schaute auf den kleinen Bach. Zuckerrohr wuchs an vereinzelnden Stellen. Die Sonne strahlte leicht durch die Blätter der Trauerweide. Die langen, rutenförmigen Äste bogen sich bis zum Boden und sahen aus als würde sie die Arme vor Traurigkeit hängen lassen. Ich machte mich ans Werk.

Meine Hände waren verschmutzt und meine Kleidung strotzte nur so vor Dreckflecken. Ein großer Berg der ausgehobenen Erde häufte sich direkt neben dem Knie tiefen Loch. Es hatte circa zwei Stunden gedauert. Manu war mir ab und zu zur Hand gegangen, doch schickte ich ihn weg. Ich wollte ihn nicht sehen. Auch wenn es zu meinem eigenen Schutz war... So leicht würde ich ihm nicht verzeihen. Ich stieg aus der Grube und klopfte mir die Hose aus. Ich nahm Michael und legte ihn in das Loch. Ein kleines Kreuz, welches ich aus Zuckerrohr gebastelt hatte legte ich schlussendlich auf das Grab. Tränen rannen mir währenddessen die ganze Zeit über die Wangen. Es war meine Schuld gewesen. Warum war ich überhaupt hier? Wollte ich hier überhaupt lebend raus?

,,Bist du soweit?" Flüsterte Manu, als ich zu ihm getrottet kam. Schniefend nickte ich und wischte mir die Tränen weg. ,,Gehen wir weiter."

Meine Gedanken kreisten wirr umher und zogen bunte Kreise in meinem Kopf. Auch wenn Manuel mir immer wieder sagte, dass es nicht meine Schuld war, dass Michael starb war ich davon nicht überzeugt. Es war eindeutig mein Verdienst gewesen.
Da hörte ich wieder die Worte des Jungen.

,,Was denn? Ich habe nur das getan, was von mir verlangt wurde."

,,Mann!" Rief ich ,,Wieso muss alles immer so verdammt bescheuert sein!" Manu drehte sich überrascht um und blickte mich mit seinen grünen Augen an. ,,Ist was?" Murrte ich. ,,Nein." Und somit war das Gespräch beendet. Er hatte wieder diesen Blick. Diesen -ich habe ein Geheimnis und du wirst es nie erfahren- Blick. Schnell drehte er sich weg.

Plötzlich hörten wir lauten Krach. Es gab den Laut einer Explosion. ,,Was war das?" Flüsterte ich. Der Boden wackelte und ich musste für einen kurzen Augenblick um mein Gleichgewicht kämpfen. ,,Keine Ahnung." Sprach er mit verwirrtem Blick. Ich schaute in die Richtung des Lärms. ,,Sollen wir hin gehen?" Fragte ich. Ehrlich gesagt wollte ich nicht hingehen, aber Manuel schaute neugierig in diese Richtung. ,,Schauen wir doch mal hin!" Schlug er vor. ,,Sicher? Meinst du nicht es ist etwas zu gefährlich?" Ich war ziemlich unsicher. ,,Vielleicht... Aber es könnte irgendwas cooles passieren." Voller Tatendrang schaute er mich an. Ich war nicht überzeugt. ,,Und wenn es eine Falle ist?" ,,Wenn, dann eine die gerade ausgelöst wurde." ,,Manu... Ich weiß nicht..." ,,Man muss auch mal was riskieren! Na los." Ich gab mich geschlagen. GermanLetsPlay würde sowieso so lange diskutieren bis ich aufgab. ,,Also gut. Aber nur kurz." Hastig nickte er. Ich hatte Angst. Wie in letzter Zeit eigentlich immer. Es war langsam gang und gäbe dieses Gefühl zu empfinden. Jedenfalls bei mir. Manu hatte damit kein Problem. Ich fragte mich sowieso ob er etwas fühlte... so wie ich für ihn... Ich war immer noch sauer. Jedenfalls sollte ich es sein. Ich hatte dazu jedes Recht, doch irgendwie vergaß ich meine Wut manchmal einfach wenn ich so neben ihm stand. Wir liefen durch einen dicht bewucherten Wald. Man hätte annehmen können es wäre ein Dschungel oder soetwas. Vielleicht war es ja auch einer. Lianen hingen mir ins Gesicht und sobald ich eine weg wischte, peitschte mir die nächste in mein Gesicht und ich musst meine Hände schützend davor halten. Es war nicht besonders hell hier, da die riesigen Bäume die Sonne so gut wie möglich abschirmten. Die Geräusche von Insekten und Zirp Laute waren deutilch zu vernehmen und ab und zu raschelten die langen Wedel der Büsche unnormal, so als würde ein großes Tier hindurch schreiten. ,,Manu, lass uns umkehren." Flüsterte ich aus Angst irgendwelche Tiere auf uns aufmerksam zu machen. ,,Wir sind bestimmt bald da." Protestierte er und spornte mich an weiter zu gehen. ,,Wir verirren uns hier nur! Das hier ist das einzige Labyrinth!" ,,Sei nicht so ein Angsthase." ,,Wie könnte ich keiner sein? Bei all dem was passiert ist." ,,Pscht." Manu hielt sich den Zeigefinger an den Mund. ,,Bitte, lass uns einfach..." Setzte ich an, doch Manu war schneller und drückte mir geschwind seine Hand auf den Mund. ,,Keinen Mucks." Seine Augen funkelten und er blickte sich suchend um. Langsam schob ich seine Hand weg und tat es ihm gleich. Wonach Manu auch immer suchen sollte, es musste nah und gefährlich sein. Ich wagte es kaum zu Atmen. Jedes Geräusch könnte Aufmerksamkeit erregen. Da hörte ich es. Es waren Schritte und sie kamen immer näher. Kamen sie von einem Menschen? Einem Tier? Da bemerkte ich ein fauchen. Eine kleine Katze schlich durch das Unterholz und musterte uns durch zusammen gekniffenen Augen. Sie war ockerfarben und auf ihrem Pelz waren rosettenförmige Flecken abgebildet. Ihr Schweif wedelte hin und her und sie ließ uns keine Sekunde aus den Augen. Sie war größer als normale Katzen und sah auch ziemlich anders aus, aber in erster Linie erinnerte sie mich an eine Katze. ,,Nur ein Ozelot." Sprach Manu und atmete aus. Auch ich entspannte mich. Ozelots fraßen nur Tiere, welche unter einem Kilogramm wogen und meistens auch nur Wirbeltiere. ,,Gehen wir weiter." Setzte ich an und wollte loslaufen, doch ich erkannte nicht woher wir kamen und wohin wir wollten. ,, Wo lang müssen wir?" Fragte ich an Manuel gewandt. Auch er schaute sich suchend um. ,,Keine Ahnung..." ,,Na super! Jetzt haben wir uns auch noch verlaufen. War ja ein toller Plan." Ich ließ deprimiert die Schultern hängen. ,,Ja, du hast recht. Wir hätten niemals loslaufen sollen." Er blickte schuldbewusst auf den Boden. Ehrlich gesagt sah es ziemlich süß aus, doch davon lies ich mich nicht beirren. ,,Wo lang müssen wir nun?" Fragte ich ihn gereizt. ,,Ich weiß es nicht, okay? Ich habe keinen Plan, aber selbst wenn ich einen hätte wären wir doch sowieso orrientierungslos durch die Gegend geirrt." Das stimmte. ,,Du hast ja recht, tut mir leid." Nun war ich derjenige der auf den Boden starrte. ,,Egal. Vergessen wir das ganze und gehen einfach." Er überlegte kurz und zeigte kurzerhand nach rechts. ,,Da lang." Ich nickte. ,,Okay. Dann da lang." In dieser Richtung war dichtes Gestrüp und eng aneinander gedrängte Bäume, durch welche man keinen Millimeter hindurch sehen konnte versperrten mir die Sicht auf anderes. Es endete jede leicht durchschaubare Lücke an einem anderen Baum. Wie sollten wir hier je wieder heraus finden? Wie sind wir überhaupt hier herein gelangt?

Varo-Kürbistumor~tödliche WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt