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Wir kämpften uns durch das lästige Grünzeug. Es war wirklich anstrengend und glücklicherweise hatten wir unsere Waffen, sonst wären wir wohl ziemlich aufgeschmissen gewesen. ,,Hat das auch irgendwann mal ein ende?" Seufzte ich und schnitt eine Liane durch. Manu antwortete nicht. Jeder unserer Schritte war ziemlich laut. Das rascheln der Blätter und das Knacksen der Zweige hörte ich schon gar nicht mehr so sehr wurde es mir langsam zur Gewohnheit. Die Sonne warf nicht viel Licht hier herunter,doch auch mit viel Helligkeit würde ich keinen Meter durch das dichte Gestrüpp blicken können. Die feuchte Luft drückte mir auf die Lunge und die Gerüche waren langsam nicht mehr aushaltbar. Es roch unter den hohen Bäume ab und zu nach Verwesung und ziemlich modrig. Es war die reinste Qual hier durch. Ich öffnete den Mund um wenigstens etwas der ekelhaften Düfte zu umgehen. Ein unwohles Gefühl durchzog meine Magengegend und ich hielt mich angsterfüllt dicht hinter Manuel. ,,Irgendwas passiert gleich." Flüsterte ich und schaute mich weiter um. Da sah ich es. In dem Moment in welchem ich Manu zur Seite stoßen wollte schnappte die Falle zu. Ein Netz riss sich aus dem Boden und umschlang meinen Freund. ,,Patrick!" Schrie er, doch er war schon in den Fängen des Netzes. Erschrocken schaute ich auf den herunter hängenden Manu. Sein Blick war angsterfüllt, aber doch gefasst. ,,Such den Anfang des Seiles und lass mich dann langsam runter." Schrie er mir zu. Es war leichter gesagt als getan. Das Tau schien eine Ewigkeit durch den dichten Wald zu gehen. ,,Ich muss weit laufen, denke ich..." Rief ich zu ihm hinauf. Hoffentlich würde es nicht zu lange dauern. Ich konnte meinen kleinen Manu nicht zurück lassen. Er würde der Gefahr ausgesetzt sein in seiner hilflosen Situation anderen Menschen zu begegnen. Ja, ich betrachtete ihn schon als meinen kleinen Manuel.Niemand würde ihn nur ansatzweise zu nahe kommen, doch ich musste ihn Wohl oder Übel in seiner momentanen Lage lassen. Ich malte mir alle möglichen anderen Lösungen aus. Wenn er das Netz aufschneiden würde, wäre er aus mindestens zwanzig Meter Höhe gefallen und dies wäre auf jeden Fall ein Bruch, wenn nicht sogar mehrere. Das Gleiche galt, wenn ich das Seil von meiner Position abschneiden wollen würde. ,,Beeil dich!" Schrie Manuel noch, bevor ich mich umdrehte und ging. Ich folgte dem schmalen, bewucherten Pfad. Wer kam bitte auf die Idee, den Strick so weit weg zu befestigen? Selbst für eine Tierfalle oder ähnliches wäre es zu weit entfernt, außer man wolle das Tau zerschneiden und helfende Personen weg locken um den Gefangenen aus dieser Höhe fallen zu lassen. Bitte lass es alle, aber nicht diese Möglichkeit sein! Ich kämpfte mich weiter vor, immer weiter dem gespannten Strick folgend. Bald sollte es weit genug sein um Manu gefahrlos herunter zu lassen. Plötzlich fiel das Seil zu Boden. Ich schluckte schwer. Ich hatte es nicht abgeschnitten oder anderweitig berührt... Es konnte nur bedeuten, dass andere Spieler Manu gefunden hatten! Ich sprintete los, den Weg wieder zurück, den ich gegangen war. Einige Pflanzenwedel schlugen mir ungehindert ins Gesicht. Angst machte sich in mir breit. Angst um Manuel. Ich jagte weiter den Weg entlang. So weit war ich doch gar nicht gelaufen?! Es kam mir wie eine Ewigkeit vor auch wenn es sich wahrscheinlich um gerade mal ein paar Minuten handelte.
Als ich kurz darauf wieder die Stelle betrat, sah ich Manu. Er stand an dem Baum gelehnt, an dem er gerade noch gehangen war. Ohne groß zu überlegen fiel ich ihm in die Arme. Mein Puls beschleunigte sich noch mehr aus Glück und Freude, dass er noch am Leben war. ,,Wieso erschreckst du mich so?" Murmelte ich in die Umarmung, welche Manu sacht erwiederte. ,,Wollte ich nicht..." Nuschelte er in meine Schulter. ,,Wie bist du da überhaupt herunter gekommen?" Ich drückte ihn etwas von mir weg, allerdings nur um ihm in seine stechend grünen Augen zu sehen. Noch nie hatte ich so große Erleichterung gefühlt, wie in diesem Moment. ,,Ich habe das Netz zerschnitten und habe mich dann am Seil hochgehangelt. Danach bin ich am Baum herunter geklettert. War etwas rutschig, aber ich habs geschafft." Er grinste breit und ich konnte vor Staunen und Erleichterung kaum noch stehen. Ich lehnte mich wieder gegen Manu, welcher mich in seinen Armen hielt und leicht hin und her schaukelte. Ich schloss die Augen. Es war einfach so wunderschön. ,,Ich hatte riesige Angst um dich, als ich das zerschnittene Seil gesehen habe..." Ich drückte mich noch enger an ihn. ,,Mir geht es doch gut." Er schmunzelt. Ich wollte ihn nie wieder los lassen. ,,Versprich mir, dass wir hier gemeinsam rauskommen." Murmelte ich. ,,Versprochen Pdizzle." Ich merkte wie er an seinen eigenen Worten zweifelte,aber ich wollte mit ihm gemeinsam hier heraus. ,,Danke." Sagte ich noch, bevor ich ihn von mir wegschob und in den tiefen seiner Augen versank. Seine blasse Haut, ließ das Grün nur noch mehr hervor stechen und in diesem Moment hatte ich den Drang ihn zu küssen. Ich merkte wie er immer nervöser wurde. Sollte ich einfach...? Bevor ich etwas tun konnte handelte Manu. Er schob sich an mir vorbei und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. ,,Danke, dass du bei mir bist." Ich bekam Gänsehaut und ich stand da, wie als wäre ich festgeklebt worden. ,,Komm,Patrick, oder willst du hier Wurzeln schlagen?" Ich drehte mich zu ihm um. Meine Wange kribbelte unaufhörlich und ich striff mit meiner Hand sacht darüber. Wie kann man jemanden nur so verwirren? Mein Herz klopfte wie wild, doch dieses mal nicht vor Angst, sondern wegen Manu. Hatte ich doch eine Chance? Gerade war es als wäre ein Traum für mich in erfüllung gegangen und es war ein bedeutender Schritt aus dem Abgrund in dem ich gelandet bin.

Gerade als ich Manu hinterher über den kleinen Hügel laufen wollte, sah ich seinen Schopf dahinter hervorlugen. ,,Manu, wart..." Rief ich, doch beendete meinen angefangenen Satz direkt. ,,Was...?" Setzte ich an. Es kamen zwei gestalten den kleinen Hügel hinauf gelaufen und hatten Manu ein Messer an den Hals gelegt. ,,Lasst ihn sofort los!" Schrie ich aufgebracht. ,,Sonst... was?" Hämisch grinste er, machte jedoch keine Anstalten, Manu frei zu lassen. Ich hatte keine Antwort auf diese Frage und das Grinsen des blonden, großen Jungen wurde noch breiter. ,,Dachte ich es mir doch. Los! Mitkommen!" Befahl er und ich trottete hilflos an Manu vorbei zum anderen Jungen, welcher braune kurze Haare trug. ,,Wieso macht ihr das?" Wimmerte ich, als mir die Hände brutal auf den Rücken gepresst wurden. ,,Halt die klappe." Herrschte er mich an. Sofort verstummte ich. Die Klinge an meinem Hals, ließ meinen Puls noch schneller werden. Sollten wir nach diesem Versprechen sterben? ,,Max! Lass den ja nicht laufen." Meinte der blonde zu meinem anderen 'Entführer'. Ich blickte hilflos zu Manuel, aber auch er starrte mich nur an. Werden wir sterben?

Varo-Kürbistumor~tödliche WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt