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,,Lass uns aufbrechen." Sagte Manu und erhob sich. Ich stimmte ihm zu. Wir würden beide wohl kaum ein Auge mehr schließen können und Nachts wären wir sicherer. Manu nahm alle Sachen. Auch die von mir. ,,Gib mir auch was. Ich möchte nicht, dass du alles alleine schleppen musst. Nach kurzer Zeit schüttelte er den Kopf. ,,Als ob ich einem Verwundeten, etwas zum tragen gebe!Nene sicher nicht." Ich gab mich nach einer langen und ausführlichen Diskusion geschlagen. ,,Nun gut. Können wir?" Fragte Manu schnippisch und lief los. Ich folgte ihm kompromisslos und sah wieder das Portal. ,,Manu. Was meinst du ist das?" ,,Keine Ahnung, aber bei diesen komischen Geräuschen sicher nichts gutes. Lass uns weitergehen. Hier ist es nicht sicher." Das stimmte. Hier war kein Schutz. Wir liefen weiter von der Mitte weg. Mein Blick blieb immer weiter am an der lila,wabernden Masse des Portals hängen. Ich war neugierig, doch gleichzeitig wusste ich, dass es gefährlich sein würde. Woher konnte ich das wissen? Ich hatte absolut keine Ahnung. Ich ging Manu weiter hinterher immer darauf bedacht meinen Arm an keinem Ast zu streifen. Noch immer wusste ich nicht ob ich ihm vertrauen konnte, doch das wurde meistens von meinen Glücksgefühlen überspielt, als ich in seiner Nähe war. Wir liefen noch eine ganze Weile, bis die Sonne tief über den Bäumen lag. Auf einmal schreckte ich auf. Ich roch etwas. Auch Manu schien es zu riechen und setzte ein angespanntes Gesicht auf. Es roch nach Rauch. Die Bäume bedeckten den Himmel, wodurch es uns unmöglich war zu gucken ob Rauch aufstieg. Wir setzen unseren Weg fort. Angespannter und vorsichtiger bahnten wir uns durch dichte Äste und Blätter. Auf einmal sah ich es. Das grelle Licht blendete mich und eine Hitzewelle stieß mir entgegen, welche mir vorher noch nicht aufgefallen war. Das Knistern des Waldes war sehr laut und es war ein Wunder wie es vor meinen und Manus Ohren verdeckt geblieben sein konnte, so stark hatten wir uns auf unsere Umgebung konzentriert. Jetzt aber erblickte ich die züngelnden Flammen, die sich gnadenlos in das Holz der dicken Eichen fraß und wild um sich schlug. Ich starrte mit Schweiß auf der Stirn in die sich windenden Feuersbrunst. Es weckte Erinnerungen. Grausliche Erinnerungen. An einen Wald. Wie der hier indem ich stand und indem einfach nur auf das Werk der Natur starrte, welches sich immer weiter vorantrieb. Äste schlugen auf dem Boden auf und gaben lauten Lärm von sich. Bäume stürzten um und begruben alles was sich nicht schnell genug retten konnte. Ich schaffte es nicht mich zu bewegen. Mir war so unglaublich heiß und mein Kopf! Es tat so weh. Ich hielt mir die Hände an die Stirn. Was war das? Wieso kommt mir diese Situation nur bekannt vor? Plötzlich wurde ich am Arm gepackt und weggerissen. Ich kam ins schludern und wäre um ein Haar hingefallen, wenn mein treuer Teamgefährte nicht an meiner Seite gewesen wäre und mich tapfer gestützt hätte. Ich blinzelte. Ruß war mir in die Augen gekommen und meine Kehle fühlte sich so trocken an wie noch nie zuvor. Ich hustete und Manu hielt mir die Wasserflasche hin. Ich nahm einen tiefen Schluck und wir entfernten uns weiter vom Geschehen.

Die Sonne hatte ihren Tiefpunkt erreicht und war gerade noch so über den Berggipfeln zu erkennen, während der Mond sich langsam ihren Platz klaute. Ich war unendlich froh aus dem Wald draußen zu sein. Wir waren an einem kleinen Fluss. Zuckerrohr wuchs am Flussrand und der rote Abendhimmel spiegelte sich leicht im Wasser, welches fröhlich vor sich hin sprudelte. Ich lehnte mich an Manu. Ich war mit meinen Gedanken am Ende und wollte nichts anderes als aus diesem schrecklichen Alptraum aufwachen. Das Spektakel am Himmel wurde immer weniger und dunkle Schatten breiteten sich über uns. Auch die schützenden Äste, der Linde an der wir lehnten, hatte einen bedrohlichen Einfluss. ,,Manu es ist dunkel." Flüsterte ich. Der brünette nickte und erhob sich. Gemeinsam machten wir uns nach einem Schlafplatz kundig und fanden recht schnell einen geeigneten Platz zwischen Farnwedeln und Büsche. Es war nicht der gesichertste Platz, doch war er ausreichend für mich und Manu. Er hatte sich schon zu einer kleinen Schnecke zusammengerollt und schloss die Augen. Auch ich war müde, doch spukten mir die Bilder des Brandes, dann die Augen des Jungen und all das Blut im Kopf herum. Unter diesen Umständen war es mir unmöglich einzuschlafen. Mein Kopf brummte. Was waren das für Erinnerungen? Wieso kam mir das Feuer so bekannt vor? Was ist vor der Arena passiert? Es waren so viele Fragen die mich quälten und unbarmherzig meinen Kopf nach möglichen Antworten durchforsteten. Doch auch wenn ich alles von vorne und hinten durchging bekam ich keine Lösung. Es war zum Verzweifeln. Ich konnte nicht sagen wie lange ich wach lag, doch nach gewisser Zeit musste mich doch der Schlaf eingeholt haben.

Ich erwachte das nächste mal von einem Schmatzen direkt an meinem Ohr. Erschrocken fuhr ich hoch und hatte schon mit einem Angreifer gerechnet, doch da erblickte ich Manu, welcher sich besitzergreifend um mich schlang. Durch mein Aufsetzten war sein Kopf auf den Boden gerutscht und sein Arm ebenfalls. Der andere ruhte auf meinem Bauch. Meinem Arm ging es allmählich besser, wenn auch nur langsam. Von Tag zu Tag merkte ich, dass die Wunde immer mehr verheilte. Es würde wohl trotzdem eine Narbe zurückbleiben. Ich kuschelte mich wieder zu Manu, welcher meine Körperwärme wohl willkommen hieß, denn er zog mich wieder an sich. Ich konnte zwar nicht mehr einschlafen, doch hatte allein Manus Nähe einen hypnotisierenden Effekt auf mich. So konnte es immer sein. Doch im nächsten Augenblick war die Gedankenblase zerplatzt, denn Manu bewegte sich und richtete sich auf. Auch ich öffnete die Augen und sah Manu an. Seine Wangen färbte ein leichtes rosa und eine Strähne hing ihm ins Gesicht. Seine Haare standen wild zu allen Seiten ab und er hatte einen leicht verpennten Blick aufgesetzt. Die Sonne trug ihren letzten Beitrag hinzu und erleuchtete den Himmel in wunderschönes rot und unterstrich damit die romantische Szene die sich uns bot. Leider war es schneller vorbei als es Anfing, denn Manu stand räuspernd auf. ,,Nun gut... Wir haben noch eine Weite Strecke." Damit packte er alle Sachen beisammen und forderte mich mit einer Handbewegung auf mir zu folgen. Wie gerne ich ihn hätte küssen wollen. Es wäre der perfekte Moment gewesen. Jedoch nur für mich, nicht für ihn.

Varo-Kürbistumor~tödliche WahrheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt