•Kapitel 24•

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Es war nun ein Tag nach dem Zoobesuch. Ein stinknormaler Dienstagmorgen und ich stand mal wieder verzweifelt vor meinem Kleiderschrank und wusste nicht, was ich anziehen sollte. "Frühstück ist fertig!", hörte ich meine Mutter von unten rufen. Ich nahm mir ein paar Sachen, die einigermaßen zueinander passen, mit ins Badezimmer und warf sie mir über. Anschließend schminkte ich mich noch ein wenig.
Als ich unten in der Küche ankam, saß meine Mutter bereits am Esstisch und kaute auf ihrem Croissant herum. "Setz dich.", schmatzte sie und deutete auf den Stuhl vor ihr. Ich kam ihrer Bitte nach und nahm Platz. Auch ich griff nach einem Croissant und nahm einen Bissen. "Morgen haben wir den Termin mit Ms. Fields. Denkst du da bitte dran?" Ich begann zu husten, da mir ein paar Krümel in meine Luftröhre gerutscht waren. Meine Mutter stand sofort auf, um mir auf den Rücken zu klopfen. Als es besser wurde setzte sie sich wieder vor mich. "Ach der ist schon morgen?", fragte ich leicht unsicher. Ich hatte den Elternsprechtag total vergessen!
Meine Mutter nickte.
Plötzlich klingelte mein Handy und ich sah auf eine Nachricht, die von Spencer kam:

"Auch mal rauskommen oder?????"

Ich blickte auf die Uhrzeit. Shit.
Rasch sprang ich von meinem Platz auf und holte meine Tasche. "Ich muss los!", rief ich noch meiner Mutter, als ich anschließend die Tür hinter mir zuwarf. Spencer lehnte am Auto. Als er mich erblickte, öffnete er mir die Beifahrertür, sodass ich gleich einsteigen konnte. Ohne ein 'Hallo' fuhren wir los zur Schule.

Wir hatten es noch rechtzeitig zum Unterricht geschafft. Welch ein Wunder. Ich sollte mir echt mal angewöhnen früher aufzustehen. Spencer ist immer pünktlich. Von mir kann man genau das Gegenteil erwarten.

Nach den ersten beiden Stunden hatten wir Pause. Als Spencer und ich den Schulhof betraten, sah ich Amanda, die wohl nun Pausenaufsicht hatte. "Geh ruhig.", unterbrach Spencer unser Schweigen und ich sah zu ihm. Er lächelte und ich erwiderte dieses Lächeln nun. Ich nickte ihm noch zu, ehe ich schon auf dem Weg zu Amanda war.
"Guten Morgen.", begrüßte sie mich zuerst, als sie mich sah. Ich stand ihr nun direkt gegenüber und lächelte sie an. "Na ihr zwei?" Ich blickte nach rechts. "Jetzt ist es kein guter Morgen mehr.", flüsterte ich noch schnell zu Amanda, bevor nun auch Mr. Malic sich zu uns gesellte. Amanda gab mir einen leichten Tritt gegen meinen Knöchel und ich warf ihr einen kurzen, genervten Blick zu. "Hey Daryl!"
Ich kotze gleich.
Mr. Malic umarmte Amanda, wie gestern schon, zur Begrüßung. Dann sah er zu mir und zog leicht seine rechte Augenbraue hoch.
"Ist was?", fragte ich und spürte Amandas Blicke auf mir ruhen. "Du und Ms. Fields scheint euch ja gut zu verstehen." Er klang irgendwie so provozierend. Zumindest mit viel Fantasie. Ok... In meiner Fantasie. Ich darf mich nicht provozieren lassen! Nicht von ihm!
"Sephora war eine Problemschülerin. Ich helfe ihr, sodass sie wieder mit der Schule klar kommt.", mischte sich nun Amanda ein und ich sah ganz verwirrt zu ihr hinüber. Ihre Unsicherheit in der Stimme war so deutlich herauszuhören, dass ich mich fragte, wie Mr. Malic dies nicht auffallen könnte. Sie überspielte ihre Unsicherheit mit einem charmanten Lächeln und schon hatte sie ihn wieder am Harken. Hätte ihr nichts besseres einfallen können?
Er nickte und wandte sich dann wieder mir zu: "Wie geht's deiner Freundin? Alles geklärt?"
Fragend sah ich nun zwischen ihm und Amanda hin und her. "Ähm... Ja. Alles bestens.", murmelte ich und trat einen Schritt von beiden weg. Amanda sah auf den Boden und bewegte ihre Füße hin und her. Ihr war diese Situation sichtlich unangenehm. "Ich geh dann mal lieber. Ihnen noch einen schönen Tag Ms. Fields.", sagte ich und machte dann auf dem Absatz kehrt. Ich lief zu Spencer, der mir schon misstrauisch entgegen kam. "Was wollte der?", fragte er mich, als ich ihn erreicht hatte und schaute zu Mr. Malic. Ich folgte seinem Blick und seufzte anschließend. "Mir den Morgen verderben.", antwortete ich betrübt und wandte mich dann wieder Spencer zu, der noch immer zu den beiden hinübersah.
"Ich hab langsam das Gefühl, dass er ständig da ist, wenn ich mit Amanda reden will.", versuchte ich das alles ins Lächerliche zu ziehen und fing auch deshalb zu lachen an. Von Spencer kam nur ein nachdenkliches 'Hm' und wir sprachen nicht länger über die beiden.

"Musst du eigentlich zum Elternsprechtag?", fragte ich Spencer, während wir die Treppen hochliefen. Die Pause war nun vorbei und wir waren auf dem Weg in unseren Klassenraum. "Ja. Richtig ätzend. Aber was will man machen?" Ich nickte und hielt im Treppenhaus Ausschau nach Amanda. Eigentlich müsste sie hier gleich vorbei kommen.
Ich drehte mich noch ein letztes Mal um, kurz vor der letzten Stufe und tatsächlich erblickte ich sie. Sie ging gerade lachend den Flur entlang. Ihre Begleitung? Mr. Malic. Wer auch sonst?
Nervös biss ich mir auf die Lippe. Ich hasste diesen Kerl. Ich wollte gerade weiter die Treppe hochlaufen, als ich seine Hand an ihrem Rücken erblickte. Gefährlich nah an ihrem Hintern.
Ehe ich mich versah, stolperte ich über diese verflixte letzte Stufe und legte mich - unübersehbar, unüberhörbar - auf die Nase. Schmerz.
"Alter! Sephora geht's dir gut?", fragte Spencer panisch und kniete sich zu mir auf den Boden. Es wurde kurz ganz still im Treppenhaus, bis ich Gelächter einiger Schüler wahrnahm. Ein wenig benebelt sah ich zu Spencer, der mich besorgt ansah. "Scheiße. Deine Nase blutet heftig." Er griff mir unter die Arme und half mir hoch. Ein stechen durchzog meinen Kopf und ich hielt reflexhaft meine Hand an meine Stirn. "Was ist passiert?" Ich sah auf und blickte in die erschrockenen Augen von Amanda. "Sie ist gestolpert.", erklärte Spencer ihr und die beiden brachten mich zum Sekretariat. Ich spürte währenddessen Amandas Hand um meine Hüfte. Ganz vorsichtig streichelte sie mit ihrem Daumen meine Seite. Als wir am Sekretariat ankamen, setzte ich mich auf einen der Stühle und Amanda eilte ins Lehrerzimmer, um mir ein Kühlpack und Taschentücher zu holen. Spencer setzte sich währenddessen neben mich und musterte mich besorgt. "Er geht dir ganz schön an die Nieren, nicht wahr?" Ich sah zu ihm auf und nickte. Dann spürte ich wieder dieses Stechen in meinem Kopf und verzog mein Gesicht.
Ich wollte mich gerade über Mr. Malic beschweren, da kam Amanda mit den notwendigen Sachen und verarztete mich.

Es schellte und Spencer ging schon mal vor in den Unterricht. Ich hingegen verblieb hier auf meinem Stuhl. Amanda neben mir. Sie hielt mir das Kühlpack an den Kopf, während ich versuchte, mein Nasenbluten unter Kontrolle zu bekommen.
"Was ist denn hier los?" Mr. Malic sah zuerst mich und dann Amanda an. Der hat mir gerade noch gefehlt.
"Sie ist die Treppen hochgefallen. Ich kümmer mich schon um sie. Keine Sorge." Ihre Stimme klang so sanft und doch so sicher. Ich sah zu ihm auf und sein Blick verriet mir, dass er mich nicht leiden konnte. Er hatte seit unserer ersten Begegnung diesen Blick. Zuerst konnte ich ihn nicht deuten, jetzt bin ich mir sicher, dass er mich einfach nicht leiden konnte. Das beruht auf Gegenseitigkeit.
"Nächstes Mal solltest du wohl besser darauf achten, wo du entlang läufst. Wir wollen ja nicht, dass du dir noch etwas Brichst." - "Und Sie sollten darauf achten, dass Sie nicht Ihre Kolleginnen während der Schulzeit begrapschen." Sein Blick wurde zornig und er sah zu Amanda, die nun aufstand und mich ebenso wütend ansah. "Sephora, darüber reden wir noch.", mahnte sie mich und verschränkte ihre Arme vor der Brust. "Amanda, geh doch schon mal vor. Ich muss deiner Schülerin wohl ein paar Takte über das Verhalten gegenüber Lehrer aufklären." Amanda biss sich auf die Unterlippe, nickte dann aber. Sie überreichte mir das Kühlpack, welches sie eben noch an meinen Kopf gehalten hatte und verschwand im Lehrerzimmer. Ich blickte nun zu Mr. Malic und sah ihn ebenso provokant an, wie er mich. "Du scheinst Ms. Fields sehr zu mögen. Denkst du ich bemerke die Blicke nicht? Tja, ich sag dir nur eins: Sie ist deine Lehrerin und ich weiß, dass sie niemals für ein dummes Mädchen, wie dich, ihren Job aufs Spiel setzen würde. Also mach dir keine Hoffnungen. Und was uns beide betrifft: Mach dir mal lieber keine Gedanken darüber, wo meine Hände sind. Sie war schließlich meine Verlobte."

Autsch.

Dangerous Love Story [TeacherXStudent]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt