12. Dezember

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Weihnachtseinkäufe mit der/m besten Freund/in. Freiwillig? Tortur oder Spaß?

»Wir brauchen noch etwas für Myriam. Und ich hab noch nichts für Ali.«

»Für Ali hab ich etwas und für Myriam schauen wir wo anders. Das hier ist überhaupt nicht ihr Stil.«

»Für sie irgendetwas fürs Costplayen? Oder ansonsten irgendwas in die Anime Richtung.«

»Oder Musik.«

»Damit wir uns das im Office dann antun müssen den ganzen Tag? Nee, danke.«

Mik lachte leise auf.

»Stimmt auch wieder. Aber ich glaube, für sie müssen wir online bestellen. Da werden wir hier so oder so nichts finden.«

Ich sah mich um, musterte die Geschäfte um uns herum.

»Stimmt schon. Für Ali finde ich online auch eher etwas, oder?«

»Wahrscheinlich. Und wenn nicht, kommen wir halt noch einmal her. Aber die Chancen stehen besser, dass du wo anders etwas findest.

»Für den Rest des Teams haben wir ansonsten schon alles, oder?«

Ich nickte.

»Okay. Wir haben etwas für deine Eltern, für meine Eltern und meinen Bruder.«, Mik schien zu überlegen, »Ich glaube, ansonsten haben wir so gut wie alles.«

Ich nickte zustimmend, ansonsten fiel mir auch nichts mehr ein.

»Zeit für Kuchen?«

Zustimmend nickte ich und gemeinsam machten wir uns auf die Suche nach einem Café, das wir auch bald fanden. Es war ein total gemütliches Ambiente und die Kuchen, die in der Vitrine präsentiert wurden, sahen einfach köstlich aus. Und wie sich herausstellen sollte, schmeckten sie sich auch genauso gut. Und obwohl es so wahnsinnig lecker war, herrschte keine Sekunde Schweigen zwischen uns. Wir überlegten, planten und phantasierten vor uns hin, über Weihnachten und unsere Zukunft allgemein. Es dauerte bestimmt zwei oder drei Stunden und mehr als nur ein Stück Kuchen, bis wir zahlten und das Café, Hand in Hand wieder verließen. Mik und ich hielten selten in der Öffentlichkeit Händchen, oder ließen allgemein das Pärchen heraushängen, doch gerade passte es einfach. Es war nicht so, dass wir uns verstecken würden, vor irgendwelchen homophoben Idioten oder sonst wen, nein. Vielmehr war es so, dass wir eben nicht NUR ein Paar waren, sondern eben auch, schon viel länger und noch viel mehr, beste Freunde. Mik war mein fester Freund, ja, und das machte mich unglaublich glücklich. Aber was ihn wirklich so perfekt machte, war, dass er eben auch mein bester Freund war und mich so gut kannte wie kein anderer. Und das eine und das andere - Beziehung und Freundschaft - wäre ohne das andere nicht so perfekt, wie es nunmal war.

Zuhause angekommen ließen wir uns erst einmal auf das Sofa fallen, die Einkaufstüten ließen wir einfach unbeachtet im Flur stehen, darum konnten wir uns immer noch später kümmern. Mik verband sein Handy mit den Lautsprechern im Wohnzimmer und stellte die Musik auf Shuffle, bevor er sich auf Sofa schmiss, halb sitzend, halb liegend und mich im fast selben Moment auf ihn zog. Ich grinste.

»So anhänglich heute?«

»Klar. Wenn wir schon einmal den ganzen Nachmittag für uns haben.«

Mik küsste mich auf den Nacken und ich lächelte ihm leicht zu.

»Sobald Finalclash vorbei ist, wird das alles wieder etwas stressfreier.«

»Und trotzdem ist die Zeit während Tubeclash jedes Jahr die beste.«

»Stimmt.«

Kurz herrschte Schweigen zwischen uns, Mik wirkte leicht betrübt, als er erneut zu Reden ansetzte:

»Das were ich vermissen, wenn wir nach London ziehen.«

»Was? Tubeclash?«

»Ja. Tubeclash, die Stimmung im Office, das Team, unsere Freunde. Alles.«

»Ich auch.«

»Alleine würde ich das niemals durchziehen, egal wie sehr ich es mir wünschen würde.«

»Doch, Mik, würdest du. Sowas hat dich noch nie aufgehalten.«

»Doch. Ich bin nicht so mutig, wie du denkst.«

»Du bist um einiges mutiger, als dir selbst bewusst ist.«

»Trotzdem würde ich das niemals durchziehen. Nicht, wenn ich dich dafür hier lassen müsste.«

»Du würdest für mich hier bleiben und diesen Traum aufgeben?«

Mik nickte stumm.

»Ich weiß, ich hatte damals, als ich damit angefangen hatte, gesagt, dass ich für ein paar Monate nach London wolle und ob du das schlimm finden würdest. Aber ich hätte das im Endeffekt doch niemals allein durchgezogen.«

»Dann ist es ja gut, dass ich gesagt habe, dass ich mitkomme.«

»Stimmt. Etwas besseres hätte mir nicht passieren können.«

»Etwas besseres als meine Zustimmung?«

»Etwas besseres als du.«

Ich wurde rot, kuschelte mich enger an meinen Freund.

»Danke.«

»Babyboii.«

Mehr sagte er nicht, bloß dieses eine Wort. Babyboii. Doch kaum etwas hätte mich glücklicher machen können. Minutenlang kuschelten wir einfach nur auf dem Sofa, als ein neues Lied aus den Boxen anging und Mik lächelnd anfing, den Text leise mit zu summen und zu singen.

But babyboii just stay with me, don't gimme one more déjà-vu.

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