8. Dezember

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Nervige Verwandte oder Bekannte kommen zum Adventskaffee


"Ich hab doch auch keinen Bock! Aber einmal im Jahr zwei Stunden Kaffe trinken mit ihr halten wir schon durch."

Mik verdrehte die Augen.

"Ey, Kostas, ich hab wirklich nichts gegen deine Familie, aber deine Tante..."

Er ließ offen, was mit meiner Tante war.

"Ich weiß...", ich seufzte, "Wenn du willst, geh ins Kino. Oder mit Ivy eine Runde drehen. Oder ins Office. Du musst nicht hier bleiben, wenn meine Tante kommt."

"Kommt nicht in Frage. Ich lass dich doch jetz nicht allein."

Ich seufzte.

"Danke."

"Da müssen wir halt durch jetzt. Aber sie wird nicht lange bleiben. Hoffe ich."

Sie blieb lange.

Es war inzwischen zwei Stunden her, dass es an der Tür geklingelt hatte und meine Tante gekommen war, sich über die Hundehaare überall beschwert hatte, weshalb Ivy jetzt im Schlafzimmer lag und dort schlief. Unsere Deko war natürlich viel zu kitschig und sowieso die Wohnung nicht so eingerichtet, wie sie es getan hätte. Inzwischen trank sie schon den dritten Kaffee, der natürlich auch wieder nicht recht war, sowieso hätte sie viel lieber Glühwein gehabt, wobei ich aber befürchtete, dass sie dann nicht mehr würde fahren können und über Nacht bleiben würde, weshalb ich ihr unsere Vorräte an dem Wintergetränk verschwieg und zugab, dass dieser uns LEIDER gestern aus gegangen sei. Dafür versuchte sie gerade durch lautstarkes Klagen, wie viel Zeit inzwischen schon vergangen war und wie hungrig sie inzwischen sei, sich bei uns zum Abendessen einzuladen. Mik seufzte und sah mich fast schon verzweifelt an. Ich schüttelte leicht den Kopf. Nein. Bei aller Liebe, und eigentlich mochte ich meine Tante, bloß im eigenen Haus war sie eben sehr anstrengend, das wollte ich Mik nicht antuen. Dieser versuchte eh schon bestmöglich, seine leidende Miene zu unterdrücken. Noch dazu kam, dass meine Tante meinen Freund nicht im Geringsten ausstehen konnte.

»Tut mir leid, ich würde ja sagen, du könntest zum Essen bleiben«, lächelte ich sie gerade freundlich an, »aber wir sind selbst heute Abend bei Freunden eingeladen und müssen dann auch bald los. Aber ein anderes Mal gerne.«

»Ach, das ist aber schade. Dabei war es so schön wieder. Wir müssen uns ganz dringend öfter sehen. Es ist so schade, dass es nur so selten klappt.«

Ich bemerkte, wie Mik ein Grinsen unterdrücken musste. Aber selbst das bemerkte ich nur, weil ich ihn so gut kannte, ansonsten blieb seine Miene Todernst und freundlich.

»Auf jeden Fall«, stimmte der Schwarzhaarige zu, wobei er sogar echt überzeugend klang. Er war schon immer freundlich zu meiner Tante gewesen, obwohl sie sich nicht ausstehen konnten, was man von ihr nicht zu einhundert Prozent behaupten konnte. Aber dieses Mal riss auch sie sich zusammen und quetschte sich ein Lächeln auf die Lippen.

»Wisst ihr was? Ihr könnt mich in der Silvesterwoche gerne besuchen kommen. Da habe ich frei und es ist ja jetzt wirklich nicht weit bis Berlin.«

Ich setzte einen reuevollen Blick auf.

»Danke für die Einladung. Wir versuchen es auf jeden Fall. Aber wir sind gerade mitten in der Produktion, du weißt schon. Ich denke kaum, dass wir beide da Zeit finden werden. Gerade Mik ist als Kopf des ganzen Projekts eigentlich immer voll geplant.«

Mik nickte zustimmend und lächelte mich erleichtert an.

»Ich hoffe, es klappt trotzdem. Dann werde ich mich einmal wieder auf den Weg machen. Dennis, begleitest du mich noch zur Tür?«

»Natürlich doch. Schade, dass wir nicht mehr Zeit hatten.«

Mik verabschiedete sich mit einem Händedruck von meiner Tante, während ich ihr den Vortritt in den Flur ließ. Gerade hatte ich schon die Hand an der Haustürklinke, als sie mit gesenkter Stimme erneut zu sprechen begann.

»Ich finde es ja immer noch nicht gut, dass du bei deinem Lebensgefährten angestellt bist. Das kann nicht gut enden. Du bist so auf ihn angewiesen. Wenn er dich fallen lässt, bist du arbeitslos. Du solltest dich nicht so auf einen Menschen angewiesen machen, wer weiß, wie lange das mit euch hält.«

Ich seufzte.

»Mik und ich sind jetzt schon seit vier Jahren zusammen. Über eine Trennung haben wir in der Zeit nicht ein Mal nachgedacht. Außerdem ist »Tubeclash« ein Projekt unter Freunden, und wir sind Freunde. Beste Freunde. Und selbst wenn ich aus irgendeinem Grund darauf verzichten müsste, habe ich immer noch den Job als Tanzlehrer. Mach dir bitte keine Sorgen. Mik ist nicht so schlecht, wie dein Bild von ihm. Er ist die tollste Person, die ich mir vorstellen kann.«

»Na dann ist es ja gut. Ich mache mir doch bloß Sorgen um dich.«

»Weiß ich doch. Brauchst du aber nicht. Aber danke.«

»Wenn irgendetwas ist, ihr euch trennt, kannst du jederzeit zu mir kommen.«

»Ich weiß. Danke. Aber das wird nicht passieren.«

»Bist du dir ganz sicher?«

»Ja. Zu einhundert Prozent.«

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