Am nächsten Morgen wachte ich schon früh auf. Mein Magen grumelte und meine Knochen schmerzten noch von den Stunden die ich in dem übelriechenden Käfig verbringen musste.
Myron neben mir schien noch tief und fest zu schlafen, vorsichtig sah ich zu ihm rüber während mir all die schrecklichen Dinge, die er getan hatte, durch den Kopf schossen. Er war grausam, und er hatte meinen Vater ermordet.
Er nahm mir meinen Helden, mein Vorbild und gleichzeitig nahm er mir die Aussicht auf eine Zukunft als Königin. Er würde dieses Land nicht mehr hergeben, wie er gesagt hatte, und das gefiel mir ganz und gar nicht.
Unsicher riskierte ich einen weiteren Blick, während ich darüber nachdachte ob ich wirklich keine Chance gegen ihn hätte. Wenn ich wüsste wo meine Messer waren, könnte ich diese Sache hier ganz schnell erledigen. Aber ich wusste nunmal nicht wo sie waren, und wenn ich jetzt nach ihnen suchen würde und er mich dabei erwischen würde, hätte ich ein sehr sehr großes Problem.
Während ich neben ihm lag, gestand ich mir ein, dass ich verwirrt war, ich hatte keine Ahnung was ich tun sollte. Was tat man in so einer Situation? Sollte ich liegen bleiben und warten bis er aufwacht, oder sollte ich ihn aufwecken, oder sollte ich doch lieber aufstehen und den Raum verlassen um zu flüchten. Kurz dachte ich über meine Optionen nach, bevor ich mich dazu entschloss aufzustehen. Vielleicht könnte ich in die Küche laufen und dort nach einem Messer suchen. Aber war er wirklich so dumm, und schlief einfach in dem Bett neben mir, ohne irgendwelche Vorkehrungen zu treffen? Er hatte mir zwar die Messer abgenommen, aber ich könnte ganz schnell woanders neue finden.
Meine Frage erübrigte sich aber, als ich an dem Türknauf rüttelte und sich nichts tat. Er war also doch nicht so dumm.
"Du hast doch nicht wirklich geglaubt, ich würde die Tür nicht zusperren, damit du gemütlich durch die ganze Burg spazieren kannst"
Erschrocken zuckte ich zusammen und ließ den Türknauf los, vorsichtig drehte ich mich um und sah wie Myron, oberkörperfrei das Bett verließ und auf mich zu kam.
Über seinen Oberkörper zogen sich lange Narben, die nicht so aussahen als wären sie unabsichtlich entsanden. Dafür waren sie zu gerade und regelmäßig.
Eine frische Wunde zog sich längs über seinen Bauch und sah so aus als wäre sie ziemlich schmerzhaft. Ich hatte noch nie eine wirkliche Wunde gehabt. Ich hatte zwar schon viel Erfahrung im Kämpfen, nur waren diese Kämpfe nie ernst, und keiner hat es je so weit kommen lassen, dass ich mich ernsthaft verletzten hätte können.
"Diese hier, habe ich deinem dummen Verlobten zu verdanken, bevor ich auch ihn getötet habe. Ich mag ihn nicht, in dem kurzen Gespräch das wir hatten, das während der Schlacht stattfand war er viel zu arrogant."
Verwirrt starrte ich auf seine Wunde und fragte mich woher er wusste das Ralath mein Verlobter gewesen war. Jetzt war er es ja nicht mehr, weil er irgendwo regungslos auf dem Schlachtfeld lag.
"Wenn du dich fragst, woher ich dass weiß, er hats mir erzählt. Er hat voller Stolz verkündet, dass er mich töten wird und dann als Sieger zu seiner Verlobten,der Prinzessin, heimkehren wird."
Immer noch schweigend sah ich auf seinen Bauch, die Wunde zog mich irgendwie in den Bann und ich konnte nicht mehr wegsehen.
Sie war ekelhaft aber so faszinierend zugleich, sie strahlte so viel Schmerz aus, dass ich fast das Gefühl hatte, wenn ich sie berühren würde, würde der Schmerz sich auf mich übertragen.
Ein absurder Gedanke, dass war mir bewusst.
"Tut sie sehr weh? Ich hatte noch nie solch eine Verletzung."
Ein leises, raues Lachen entfuhr ihm, während er sich von einem Stuhl sein Hemd nahm und es sich überstreifte.
Ein leises schmerzhaftes aufstöhnen entfuhr seinem Mund, als das Hemd seine Verletzung streifte. Ich war mir sicher, es würd eine große Narbe bleiben, genauso wie bei den anderen.
"Wie du siehst ja."
"Wieso verbindest du sie nicht? Sie könnte sich entzünden und zu eitern anfangen, dass würde noch viel mehr weh tun. Du hast doch bestimmt einen Arzt unter deinen Männern, unseren kann ich dir leider nicht zur Verfügung stellen, da er höchstwahrscheinlich auch tot ist."
Die letzten Worte sprach ich zischend aus, um ihm zu zeigen, wie sehr ich ihn und seine Männer hasste.
"Das ist eine gute Idee Adora, rechtmäßige Thronfolgerin. Du wirst mich heute übrigens den ganzen Tag begleiten, ich will nicht dass du irgendwelche Dummheiten anstellst."
Was hatte ich Gott getan, dass er mir so etwas antat. Ich könnte doch keinen ganzen Tag mit dem Mörder meines Vaters verbringen.
Ich verstand sowieso nicht, warum er mich nicht einfach in den Kerker sperrte, und dort verrotten ließ. Stattdessen rührte er mich nicht an und schlief mit mir in einem Bett, und jetzt sollte ich ihn auch noch den ganzen Tag begleiten.
Ich verstand diesen Mann wirklich nicht, und das mochte ich ganz und gar nicht. Ich mochte keine Menschen, die ich nicht verstand und die mich verwirrten. Die mich nicht durch sich hindurch blicken ließen und dessen nächste Schritte sich nicht vorhersagen ließen.
Es gab mir das Gefühl keine Kontrolle zu haben, und in Zeiten wie diesen, würde ich Kontrolle unbedingt benötigen. Sonst würde ich es nie schaffen irgendwie diesen Mann, der gerade neben mir die Gänge der Burg entlang ging, aus meinem Land zu vertreiben.
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He's called King Myron
FantasyAchtung: diese Geschichte enthält gewalttätige Szenen wie auch beleidigende Ausdrücke "Ich liebe dich" "Nein, das tust du nicht. Du kannst nicht lieben. Du bist ein grausamer Mensch ohne Herz." Wütend umgriff seine Hand meinen Hals und drückte mich...