Partner In Charge

Yves Saint Laurent

Francis ist schon wieder ziemlich zu recht gestriegelt in einem grau melierten Anzug und greift nach seiner ledernen Aktentasche.

"Ich geh dann mal",sagt er und geht dann in die Garderobe.

"Ach ja und danke, dass du Harry gestern nach Hause gebracht hast",flüstert er schon beinahe und sieht dabei nochmal zu mir.

"Kein Problem, dafür bin ich ja hier." Er lächelt und geht schließlich.

Ich sehe an mir runter und bemerke, dass ich noch immer Mums teures Kleid anhabe. O Gott, ich muss schrecklich aussehen mit der ganzen Schminke noch im Gesicht. Ich stehe auf und sehe mich nach einem Spiegel um.

Als ich schließlich zu einer Tür mit der Aufschrift 'Bathroom' komme, öffne ich diese und mein Atem stockt.
Heilige Scheiße.
Vor dem Spiegel steht Harry, oberkörpernackt, und ist gerade dabei sich ein Oberteil anzuziehen. Er sieht wieder topfit aus, im Gegensatz zu gestern. Seine Haare sind noch nass und kleine Tropfen laufen vereinzelt an seinem Oberkörper runter. Wieder zieren einige Tattoos seinen Oberkörper. Oberhalb seines Bauches befindet sich ein schwarzer Schmetterling der ein wahrhaftiges Kunstwerk ist. Wäre ich zwei Minuten früher gekommen hätte ich ihn vermutlich noch nackt gesehen.

"Noch nie was von Anklopfen gehört?" Er wirkt dabei wenig beeindruckt und konzentriert sich weiter auf seine zwei Hemden.

"Was glotzt du so?"

"Ich-"

"Noch nie einen nackten Kerl gesehen?" Er sieht mich an und streicht sich dabei über sein Sixpack. Wieso muss er das machen? Er will mich bloß provozieren.

"Halbnackt",verbessere ich ihn und muss schmunzeln. Er zieht sich ein dunkelgraues Shirt an und fährt dann mit den Fingern durch seine Haare.
"Na los, Abmarsch! Du willst ja nicht das wir zu spät in die Arbeit kommen."

Er geht an mir vorbei und ich flüchte noch kurz ins Bad um mein Makeup zu checken, bevor ihm folge. Im flotten Schritt geht er zur Garderobe zieht sich schwarze Lederboots an, schnappt sich einen smaragdgrünen Mantel und geht zur Tür hinaus.

"Olivia! Bist du jetzt noch Haare waschen oder was?", hör ich ihn von draußen hereinrufen.

"Ich komm ja schon!"

Ich zieh mir noch meine Heels an und stöckle dann so schnell wie möglich hinaus zu Harry.

"So willst du doch nicht ernsthaft zur Arbeit?",fragt er mich und zeigt dabei auf mein Kleid.

"Soll ich nackt hingehen oder was? Ich hab nichts anderes dabei."

"O ja warum denn nicht?" Er lächelt dreckig und kratzt sich dabei am Kinn.

"Harry!", rufe ich und er kichert nur. Da ist ja mal heute jemand mal gut gelaunt.

"Steig ein!"

Wir steigen beide in den Wagen der bereits vorgefahren ist und fahren Richtung Firma.

"Johnny, könntest du hier bitte schon stehen bleiben?"

"Ja Sir." Der Chauffeur fährt rechts ran.

"Du bleibst hier. Ich bin gleich wieder da",fuchtelt dabei mit einem Finger in der Luft herum und steigt schließlich aus. Nach fünf Minuten steigt er mit einer Yves-Saint-Laurent Shopping Tüte wieder ein und stellt sie neben ihm ab.

"Du hast dir grad nicht ernsthaft innerhalb von fünf Minuten bei YSL etwas gekauft?",frage ich erstaunt.

"Hab ich auch nicht. Das gehört dir. Zieh es im Büro am Klo an."

"Du hast mir grad nicht ernsthaft innerhalb von fünf Minuten bei YSL etwas gekauft?" Ich hebe eine Braue.

"Doch hab ich."

"Harry- Das kann ich nicht annehmen."

"Doch kannst du und jetzt Schluss, wir sind gleich da."

Drei Minuten später stehen wir vor dem Büro Gebäude, ich mit dem YSL Täschchen in der Hand.

"Am besten du ziehst dich bei der Rezeption im Erdgeschoss um bevor wir hochfahren is Büro. Nicht, dass du so oben ankommst. Sonst wäre es viel zu offensichtlich, dass du heute nicht Zuhause geschlafen hast."

Ich nicke und gehe Richtung WC.

"Ich fahr schonmal rauf!"

"Ok."

Er hätte ruhig noch die paar Minuten warten können. Ich sperre mich in einer Kabine ein und öffne die Tüte und nehme den Inhalt, der hunderttausend Mal in Seidenpapier eingewickelt ist, heraus. Ich nehme die Kleidung halte sie vor mich, damit ich sie besser betrachten kann. Schick. Er hat mir ernsthaft einen YSL Hosenanzug gekauft und eine weiße Bluse dazu. Das muss ja sündhaft teuer gewesen sein. Zum Glück habe ich annehmbare Schuhe, sonst hätte er mir vermutlich Schuhe auch noch gekauft. Aus Neugierde suche ich ein Preisschild, finde aber keines. Das hat er bewusst runterschneiden lassen. Ich ziehe alles an und mein anderes Kleid stopfe ich in die Tüte. Dann gehe ich aus der Kabine, betrachte mich beim Spiegel und mache mir noch einen Pferdeschwanz. Ich sehe echt gut aus.

Neu eingekleidet, mache ich mich auf dem Weg Richtung Fahrstuhl. Als ich im vierten Stock ankomme, piept der Lift und ich steige aus.
Harry lehnt gerade lässig am Tresen und tratscht mit der Empfangsdame Sophie, während er aus einer Tasse trinkt. Er vernimmt das Geräusch des Liftes und dreht sich, noch immer trinkend, zu mir. Er starrt mich an und muss plötzlich husten, worauf Sophie nur kichert.