Kapitel 8

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Der Wind wehte über die Wüste und türmte die bereits vorhandenen Dünen auf. Das ging schon minutenlang so und die Mittagssonne schien die Hitze auf die drei Gems zu pressen. Die Gems waren zwar Hitzeresistenz, aber sie waren nicht gegen die Langeweile gewappnet. Langeweile: ein Gefühl das Hawky und Amazonite nun zum ersten mal spürten. Nachdem sie Tanzanite alles über ihren Plan mitgeteilt hatten und ein Bericht an Amazonite geschickt wurde, warteten sie nun auf Sandstone und die anderen. Es war, Tskidiamodi, auch Friedenstag genannt, der immer am letzten Tag der 14-tägigen Woche stattfand. Dies war der einzige Tag an dem keiner Angst haben musste angegriffen zu werden, selbst die Kristall Gems nicht. Schon in den ersten Monaten des Krieges, zwischen den Diamonds und der Rebellion, einigten sich beide Seiten darauf, sich an einem einzigen Tag, der immer in einer Woche stattfand, nicht zu bekriegen. Zuerst dachte man das sich Rose Quartz und ihre Anhänger  nicht an den Pakt halten würden, aber dann wurde schnell klar, dass sie ihn sogar begrüßten. Denn jede Spezies würde alles dafür geben, auch nur einen Tag lang, nicht mit der Angst leben zu müssen vernichtet zu werden und so auch die Gems. An diesem Tag war so gut wie jeder Gem auf der Straße, nur die Kindergärtner mussten arbeiten. Es war der beste Tag sich durch die Massen zu quetschen und unbemerkt nach draußen zu kommen. Sandstone lief nun mit schnellen Schritten auf die drei Gems zu. Hinter ihr war Pearl, gefolgt von Pietersite und Rubellite. „Ihr habt es geschafft?" Hawky sprang vom Sandboden auf und ging auf Rubellite zu. Jade wartete lieber bis die anderen beiden zu ihr kamen. „Ja, die falschen Berichte, die wir geschrieben haben, wurden zum Glück angenommen!" Sie lachten, bis Pietersite dazwischen ging und ihnen mit einem ernsten Gesichtsausdruck sagte, dass sie nicht zum Spaß hier waren. Sie wendete sich nun zu dem neuen Gem hin. „Ist das die Tanzanite für unsere Mission?" fragte sie Jade. Sie nickte, doch Pietersite war schon längst dabei Tanzanite genauer unter die Lupe zu nehmen. Sie hob ihr Kinn an und schaute in ihre blaugrauen Augen, die sie verwirrt ansahen.

„Hm, Blauer Hautton und blaue Augen...sie sieht okay aus!" Tanzanite wollte schon protestieren, doch Pietersite fuhr schon mit den Fingern durch ihre langen, strubbeligen und hellblauen Haare. „Tut mir leid, ich will dich ja nicht beleidigen, aber du bist halt nicht perfekt. Außerdem ist ein Teil deiner Haare viel länger als der andere!" Sie nahm den längeren Teil der Haare und legte ihn über Tanzanites Schulter. „Besser!" Sie schaute sie weiter an, während die anderen ungeduldig darauf warteten, dass sie mit ihrem Urteil fertig wurde. Auch Tanzanite selbst wurde es etwas zu viel, nicht zuletzt weil sie sich beleidigt fühlte. Sie fand es auch etwas unheimlich von Pietersites großen Augen angestarrt zu werden. „Ist doch egal wie sie aussieht, sie muss doch nur ihre Kräfte anwenden können!" Sagte Hawky in einer genervten Stimme, aber sie bekam nur ein Kopfschütteln zurück. „Ihr versteht das nicht, jeder Makel an ihr könnte bedeuten, dass wir sie ganz umsonst den weiten Weg mitgeschleppt haben!" Hawky, die sich angesprochen fühlte, ging nun verärgert zu Pietersite und riss ihr die völlig verwirrte Tanzanite aus der Hand. Nun war sie es, die sie von Kopf bis Fuß anstarrte und musterte. „Ein dunkelblauer Jumpsuit, mit White Diamonds Emblem in der Mitte und einem grau-blauen Tanktop darunter. Dazu noch grau-blau gestreifte Schuhe. So jetzt wissen wir alle wie sie aussieht, also können wir gehen, oder?" fragte Hawky, während sie Pietersite böse anstarrte. Diese wollte schon Protestieren, doch nun ging Jade dazwischen und versuchte den Streit zu klären. „Pie, hör bitte auf, Hawky hat Recht!" Sie zog an ihren Arm und wollte sie zu den anderen Bugsieren, damit sie endlich gehen konnten, aber Pietersite war immer noch fest davon überzeugt, dass das was sie tat richtig war. „Das war ein Befehl!" fügte sie mit verärgerte Stimme hinzu. Sie drehte sich zu Tanzanite, um sich für Pietersites Verhalten zu entschuldigen, doch sie bekam nur ein Nicken zurück. Tanzanite ging zu Hawky und Rubellite, die sich mit weitem Abstand zu den anderen gestellt hatten und nun immer wieder zu Pietersite herüberschauten. Es hatten sich unbewusst zwei Gruppen gebildet und eine davon war in der Unterzahl. Beide Gruppen redeten untereinander, durcheinander, übereinander, doch keiner konnte die Worte des anderen verstehen. Keiner wusste worin das Problem lag, weil es auch keiner Wahrhaben wollte. Sie waren grade dabei auf eine Mission zu gehen, als Freunde, um jemanden zu retten den sie nicht kannten, aber sie gingen Schweigend und ohne miteinander zu reden, als einzelne Gruppen, in die gefährliche Sandwüste hinein. Eine unangenehme Stille breitete sich aus. Niemand redete miteinander, nicht mal die Gruppen untereinander, so wie vor kurzem noch. Sie dachten nach. Über die Fallen der Sandwüste und wie sie sie bekämpfen könnten. Alleine. 

Tanzanite, die sich für alles verantwortlich fühlte, schaute nun schon die ganze Zeit zu Hawky runter. Sie war nämlich sehr groß, doch Hawky starrte mit verärgerter Miene auf den Boden und bemerkte sie nicht. Also zog Tanzanite an ihrem Arm, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen und es funktionierte sogar. Hawky schaute mit einem gequälten, aber freundlichem Lächeln zu ihr auf. „Hast du was auf dem Herzen?" fragte sie, wie eine Mutter die mit ihrem Kind sprach. „Ihr habt doch gesagt das ich euch alles fragen darf, oder?" Ohne auf Hawkys Antwort zu warten fuhr sie fort. „Warum hast du mir vorhin geholfen?" Hawky war überrascht das sie grade diese Frage beantworten musste, aber im selben Moment war sie schon wieder wütend. Diese Frage hörte sie nämlich nicht zum ersten Mal. Es kam gerne mal vor das Gems bemerkten, dass sie eine paar Fehler hatte und Rubellites Ausreden nicht halfen. -Warum hilfst du ihr?- war das letzte was sie dann sagten. Die zerbrochenen Einzelteile ihrer Gems mussten sie verstecken und damit keiner bemerkte das sie weg waren, fälschten sie ihre Daten. So das dort stand, dass sie im Heimatkrieg gefallen waren, danach fragte niemand mehr nach ihnen. „Es ist schwer es zu erklären, verstehst du?...Aber ich bin mir sicher, dass die da vorne es dir eh besser erklären können als ich!" Sie zeigte auf Jade, Pietersite, Sandstone und Golden Pearl, die schon ein ganzes Stück weiter gegangen waren. Immer wieder drehten sie sich um. Sie wollten anscheinend nicht, dass die anderen den Anschluss verlierten, aber sie blieben auch nicht stehen. Tanzanite war fest entschlossen, sie wollte Hawky und Rubellite nicht alleine lassen und Hawky sollte ihr die Antwort geben. Sie schüttelte mit dem Kopf und zeigte mit dem Finger auf sie. „Ich will aber das du mir alles erklärst!" forderte sie Hawky heraus. Sofort wurde sie von Rubellite gepackt, die sie von Hawky wegdrehte. Sie schüttelte heftig mit dem Kopf „Neeein!" flüsterte sie ihr mit zusammengepressten Lippen zu. Tanzanite sah sie mit einem Fragenden Blick an. Sie war verwirrt, es fühlte sich schon an, als ob sie das schon immer war  und sie schaute über ihre Schulter zu Hawky. Leider konnte sie nur einen kurzen Blick auf sie werfen, da Rubellite sie schon wieder von ihr wegdrehte. Das einzige was sie sah, war wie Hawky beleidigt auf den Sand, unter ihren Füßen, starrte und seit ihrer Frage keinen Ton mehr sagte. Rubellite formte ein großes X mit ihren Armen, um ihr zu signalisieren, dass das weder der passende Moment noch der passende Zeitpunkt war um Hawky zu provozieren. Tanzanite verstand ihre Geste und gab ihren Versuch auf, mit Hawky ein vernünftiges Gespräch zu führen. Stattdessen ging sie mit schnellen Schritten zu den anderen herüber. Das war zwar nicht das, was Rubellite von ihr wollte, aber wenn sie unbedingt Antworten wollte, dann sollte sie diese auch bekommen. Sandstone fragte Tanzanite sofort was los war, doch sie wollte unbedingt mit Jade reden. Sie war ja auch einer der ersten Gems, den sie gesehen hatte und deswegen vertraute sie ihr auch mehr. Abgesehen davon hatte sie, seit der Geschichte von der Peridot, Angst, vor Gems die sie nicht kannte. Sie konnte ja immer von jemanden, wie Pietersite zum Beispiel, hintergangen und zerbrochen werden. Genau diese sah sie schon die ganze Zeit an. Sie lief direkt vor Jade, vermutlich damit sie als eine Art Schild diente, wenn Gefahr drohte. Tanzanite ignorierte dies aber gekonnt, auch wenn es sehr unangenehm für sie war und wendete sich an Jade. Sofort stellte sie ihre Frage, sie wartete nicht einmal darauf das sie Jades volle Aufmerksamkeit hatte und erwartete sofort eine Antwort. Natürlich kam aber keine, sondern nur ein verwirrter Gesichtsausdruck und das altbekannte Lachen von Jade. Sie bekam einen weiteren Versuch um Jade alles zu erklären, damit sie den Kontext verstand. Doch trotz Tanzanites Bemühen ihr Gespräch, mit Hawky und Rubellite, zu erklären, schüttelte Jade nur mit dem Kopf. Die einzige Antwort die sie gab, war, dass sie keine Lust hatte ihr das zu erklären und sie es selber herausfinden sollte. Obwohl Tanzanite nicht mit dieser Antwort gerechnet hatte, wurde sie von ihr trotzdem inspiriert. Sie wollte die Antworten auf ihre Fragen, wenn auch nicht alle, selber herausfinden. Das war zumindest ihr Momentanes Ziel. 

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