Verloren

Kapitel 10

Sie gingen schon die ganze, verdammte Zeit diesen dunklen Tunnel entlang, der tief unter White Diamonds Palast lag. Immer nur grade aus. Amazonite fragte sich langsam, warum sie diesen Pearls überhaupt noch folgte. Kurz nachdem sie mit ihrer Arbeit fertig war, kamen zwei Pearls und baten sie mitzukommen. Sie hatten eine Genehmigung von White Diamond, die es ihnen erlaubte andere, höherrangige Gems, zu eskortieren. Auch wenn es Amazonite komisch vorkam, sie hatte nichts gegen die Pearls, also ging sie ohne ein schlechtes Gewissen mit. Erst als die große, metallene Tür, die hinter White Diamonds Gemach versteckt war aufgemacht wurde, fragte sie sich worauf sie sich überhaupt eingelassen hatte. Jetzt starrte sie die schwarze Wand an, die nur schwach, mit alt wirkenden Kerzenhaltern, erleuchtet wurde.

„Wo sind wir hier?" fragte sie die Pearls. „In einem alten Verlies, der von den Menschen vor uns gebaut wurde." Amazonite bekam bei dem Wort "Verlies" Angst, große Angst. Aber sie hatte sich keiner Regel widersetzt, geschweige denn hätte eine gebrochen. Eine der Pearls bemerkte, wie sie sich panisch umschaute, und versuchte sie zu beruhigen. „Wir bringen dich aber woanders hin." Wohin genau verschwieg sie aber. Auch Amazonite schwieg, was fürs erste das beste war. Sie hätte eh nicht mehr protestieren können, da sie anscheinend schon an ihrem Ziel angekommen waren. Eine weitere, noch größere, Stahltür musste von den Wächtern aufgeschlossen werden. Während die Pearls die verschiedenen Passwörter eingaben, schaute Amazonite sich genauer um, und sie entdeckte sogar etwas Interessantes. An den Wänden wurden verschiedene Namen eingraviert, wie Azibo, Hondo oder Khentimentiu. Es waren die Namen von Menschen, also völlig unbedeutend und trotzdem fragte sie sich warum sie genau hier eingraviert wurden. Doch sie hatte keine Zeit mehr um zu überlegen, denn die Pearls öffneten schon die Stahltür und sie konnte in den Raum sehen. Er war erstaunlich hell und komplett weiß, ansonsten konnte sie nur ein großes, schwarzes Fenster am Ende des Raumes sehen. Dann wurde sie schon aufgefordert hineinzugehen, diesmal ohne die Wächter. Als sie, wie aufgefordert, sich in die Mitte des Raumes stellte, schlossen die Pearls die Tür wieder hinter sich zu. Amazoite war nun ganz alleine, doch sie nahm all ihren Mut zusammen und versuchte ruhig zu bleiben.

 Um die Zeit zu überbrücken, denn es war immer noch nichts passiert, schaute sie sich nun noch genauer um. Als erstes entdeckte sie die große Öffnungen auf der linken und rechten Seite, vor denen große Eisengitter waren. Dann sah sie dorthin, wo eigentlich die Decke sein sollte. Wie in einem Turm, nur unter der Erde, konnte man sehr weit nach oben schauen. Sogar das Tageslicht, was sich schon rötlich verfärbte, kam von oben runter. Aber das interessierte Amazonite nicht, sondern das große Fenster, mit dem schwarzen Glas, am Ende des Raumes. Wurde sie etwa beobachtet? Es wäre zumindest logisch, dachte sie sich, wenn jemand aufpassen würde das sie nicht floh. Und wie es der Zufall so wollte, hörte sie Schritte aus dem anderen Raum kommen, große Schritte. Insgesamt hörte sie 4 Personen, die durch den Raum gingen und sich hinsetzten, und eine davon war auf jeden Fall White Diamond. Als nächstes hörte sie wie sich jemand räusperte. Die Stimme von White Diamond, wie vorhergesehen, hallte im ganzen Raum wieder. Die anderen zwei mussten wohl ihre Pearls sein und ihre persönlichen Leibgarden. „Amazonite Number 2050, Facet 5h3t, cut 6hz, sie haben das Recht zu schweigen!" Das war mal eine Ansage! Amazonite hatte ihre Angst schon wieder abgelegt, da die Situation anscheinend eh aussichtslos war. So etwas konnte sie gut. Sie hatte sozusagen einen Ausschalter für ihre Angst, den sie immer anmachen konnte, damit sie nicht völlig durchdrehte. Das Problem daran war aber, dass sie dann alle Hemmungen verlor und sich selbst White Diamond gegenüber schlecht benahm. Damit war nichts anderes gemeint als den kleinen Befehl von eben zu ignorieren. „Warum sollte ich? Was habe ich getan?" Sie bereute ihre Aktion sofort, als sie die geballte Faust, von einer bestimmten Person, auf den Tisch knallen hörte. „Und sie haben das Recht zuzuhören!" White Diamond machte kurzen Prozess, nicht so wie die anderen Diamonds. Ja, wenn man alle 4 miteinander vergleichen würde, wäre sie die strengste. Blue Diamond und Yellow Diamond gaben ihren Gems immer eine zweite Chance, und Pink Diamond versuchte sogar ihre sogenannten„Schützlinge" aus Kämpfen fernzuhalten. Leider funktionierte das nicht so gut, da genau wegen ihr der Krieg um die Erde anfing. Ihr sollte nämlich die Erde gehören. Warte, warum dachte Amazonite das? Sie wollte, nein sie musste sie einfangen! Aber wen? Ach, das war doch egal, sie würde einfach jedem hinterher jagen! Sie war verwirrt, doch dann hörte sie White Diamond singen. Warum war ihr das nicht schon vorher aufgefallen, sie mochte das Lied sogar. Es war irgendwie beruhigend. Man hörte nur einen einzigen Ton, keinen richtigen Gesang, dennoch kam es von White Diamond. Erst jetzt bemerkte Amazonite auch das ihre Hand irgendwie weh tat, beide Hände sogar. Sie fasste sich an den Kopf, da es schlimmer wurde. Sie wusste nicht warum, aber ihr tat nun alles weh, aber es war auszuhalten. Grade als sie das dachte wurde es schlimmer, viel schlimmer! Sie sank zu Boden und mit jeder Sekunde wurde der Schmerz schlimmer. Selbst der grade noch, für sie, schöne Ton wurde lauter und unangenehmer. Ihre Sicht verschwamm und ihr wurde schwarz vor Augen. Sie versuchte verzweifelt nicht in Ohnmacht zu fallen, aber das war leichter gesagt als getan. Schließlich musste sie aufgeben. Sie versuchte noch ein letztes mal ihre Augen zu öffnen. Das letzte was sie sah, war ihre sich verändernde Armprothese, die mit dem Rest ihres Körpers verschmolz.