2.

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Ich saß am Grab meiner Mutter und starrte auf die nasse Erde auf welcher sich mehrere Wildblumen häuften. Eine einzelne Träne bahnte sich den Weg aus meinem Augenwinkel um dann mein Kinn runter zu rollen. Vor genau elf Jahren war sie von uns gegangen. Damals war ich sechs gewesen von da an hatte mein Vater sich verändert. Er trank mehr, spielte und wettete auf unser ganzes Hab und Gut. Es war nur eine Frage der Zeit bis wir auf der Straße landen würden.

"Mary! Bist du hier?!" ,schrie eine weibliche Stimme.

Ich drehte mich um und wischte mir verstohlen die Träne weg. Meredith, eine junge heitere Frau mit braunen kurzen Haaren lief auf mich zu.

"Dein...dein...Vater...wurd-wurdeee...von..Soldaten festgenommen! Sie sind in eurem Haus!", stieß sie hervor.

Ich schlug die Hände vor meinem Mund zusammen.

"Los los los! Du musst sofort weg von hier! Er scheint dich irgendwie in seine Wetten eingebaut zu haben! Die Soldaten fragen schon nach dir!"

Meredith packte meinen Arm und zog mich hoch. Zusammen liefen wir in den angrenzenden Wald hinein. Ich stolperte immer wieder über die wuchernden Wurzeln. Als wir bei der Lichtung ankamen, stoppte mich Meredith und drehte mich zu ihr. Eindringlich sah sie mich an und hielt meine Schultern fest.

"Hör gut zu! Ab hier läufst du immer weiter! Du drehst dich nicht um, hast du mich verstanden? Egal was passiert, egal was du hörst!"

Ich nickte stumm, noch immer betäubt und unfähig einen klaren Gedanken zu fassen.

"Hier" ,sie griff kurz in die Falten ihres Rockes, "es ist nicht viel, aber..."

"Nein, das kann ich nicht annehmen", fing ich an.

"Du wirst es nehmen! Wer weiß wo du hin musst"

Sie drückte mir die Münzen in die Hand und umarmte mich schnell. Schluchzend drückte sie mir einen Kuss auf die Wange und schob mich dann von sich.

"Und jetzt lauf!" , rief sie.

Benommen stolperte ich weiter, noch immer ihren Blick haltend bis ich das Wiehern von Pferden hören konnte. Wie aus einem Reflex verschnellerten sich meine Schritte.

Ich drehte mein Gesicht nach vorne und rannte so schnell ich konnte. Plötzlich durchriss ein Schrei meine knackenden Schritte. Ich drehte mich wieder um, blickte hilfesuchend um mich.

Meredith. Sie haben Meredith!

Unfähig etwas zu tun, stand ich einfach regungslos da. Ich wusste nicht wie lange ich so da stand bis ich wieder anfing zu laufen.

Ist es nicht einfacher sich zu verstecken?

Das Wiehern und Galloppieren der Pferde kam immer näher. Ich beschleunigte meine Schritte. Es war fast unmöglich schneller zu laufen bei den ganzen Wurzeln und Bäumen. Ich kam in eine Lichtung.

Orientierungslos schaute ich mich wieder um. Dort hinten war eine Steinbaracke. Ich kauerte mich dahinter und versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken.

Mein dummer Vater! Immer musste er sich mit seinen Spielen in Gefahr bringen. Und jetzt hatte er mich aucv reingezogen!

Ich hörte sich wieder galloppierende Schritte nähern. Ich biss angsterfüllt in meine Hand um nicht zu schreien.

"Sie muss hier irgendwo sein!" , rief eine männliche Stimme.

"Schwazzze Haaare, Grün...eeeee Auggggen" , hörte ich meinen Vater lallen.

Ich vernahm einen dumpfen Fall und Schritte näherten sich hinter mir. Grob wurde ich an meinem Arm gepackt und hochgezogen. Ich fing an zu wimmern und schlug um mich.

Angsterfüllt blickte ich in blaue Augen. Der Mann, der mich festhielt schien deutlich größer als ich zu sein.

Zwei Köpfe vielleicht?

Der Mann ergriff meine Handgelenke und hielt mich soweit es ging auf Abstand, sodass ich ihn jedes Mal mit meinen Tritten verfehlte.

"Hör auf zu zappeln!" , fauchte er mich an.

Ich stieß immer fester zu.

Irgendwann muss er ja loslassen.

Wieder holte ich aus und stoppte, dann in meiner Bewegung als ich einen stechenden Schmerz an meinem Hinterkopf verspürte.

"Süße Träume"


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Die Tochter des BauernWo Geschichten leben. Entdecke jetzt