Und jetzt?

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Er war überrascht. Ich konnte es spüren. Doch nach einem kurzen Augenblick hatte Seth sich wohl wieder gefasst und erwiederte den Kuss. Und ab da war es wirklich um mich geschehen. Mein Herz schlug noch schneller als sonst, pumpte Adrenalin durch meine Venen, und in meinem Bauch kribbelte es, als würde ich gerade eine Achterbahn fahren. Sanft bewegten wir unsere Lippen aufeinander, es lag nichts drängendes darin, ich hatte das Gefühl, als würden wir in diesen Kuss alles stecken, was wir uns nie gesagt hatten. Oh, wie sehr ich mir in diesem Moment wünschte einmal, nur einen Tag lang, ein normales Mädchen zu sein. Wie wäre es, wenn ich Seth kennen gelernt hätte, ohne in diese Welt hinein geboren worden zu sein? Vermutlich hätten wir ins in unserer Verpeiltheit gegenseitig über den Haufen gerannt. Ich hätte in seine Augen geblickt, und alles wäre für einen Moment stehen geblieben, weil ich gespürt hätte, das er der richtige für mich ist. Seth hätte mich im ersten Moment ungläubig angestarrt, um dann mit seinen Unschuldigen Lächeln nach meiner Nummer zu fragen und mich auf ein Date einzuladen. Tja, und dann währe unsere perfekte, kleine Lovestory ihren Weg gegangen...
Leider war das wahre Leben nun mal nicht perfekt und unser erster Kuss war nicht, wie bei jedem normalen Pärchen - wenn man uns denn al soetwas bezeichnen konnte - voller Unschuld und aufblühender Leidenschaft, sondern er war von der Tatsache überschattet, dass wir - er ein Wolf und ich ein Halbvampir - eigentlich gar nicht für einander bestimmt sein sollten, es aber dennoch waren und das nunmal viele Probleme hinter sich herzog. Dennoch war es unser erster Kuss. Und ich genoss ihn. Wirklich.
Wir waren beide außer Atem, als wir uns voneinander lösten. Snow - ich fragte mich, ob das ihr richtiger Name war - hatte sich wohl in der Zwischenzeit aus dem Zimmer verdrückt und kam nun anmutig wie eh und je wieder in das Wohnzimmer hereinspaziert.
Doch musste sie gar nicht aussprechen, was ihre Augen uns ohnehin schon verrieten. Wir spürten es auch selbst, und zwar nichts. Gar nichts. Natürlich hatte es nichts gebracht, warum auch? Sonst war auch immer alles in meinem Leben kompliziert, also auch diese Sache, sonst währe es ja nicht mein Leben.
"Es gibt ja auch noch unzählige andere Möglichkeiten. Es muss nicht zwangsläufig eine Handlung aus Liebe sein, die deine Blockade löst!", Snow versuchte so zuversichtlich wie möglich zu klingen, und von dem anfänglichen Anflug von Frechheit konnte ich nun nichts mehr in ihrer Stimme ausmachen.
Ich atmete tief ein und versuchte mir die Entäuschung nicht allzu sehr ankennen zu lassen: "Trotzdem vielen Dank, Snow!" Sie nickte mir verstehend zu: "Gerne."
Dann stand ich ohne weitere Worte auf und  wollte mich wieder auf den Weg zum Haus der Cullens machen. Ich war niedergeschlagen und brauchte erst einmal ein wenig frische Luft.  Seth folgte mir trotzdem und rief mir nach: "Liz!"
Ich hörte seine Schritte, wie er rannte. Schließlich blieb er vor mir stehen und packte mich sanft aber bestimmend an den Schultern: "Hey! Liz?"
Ich hielt meinen Kopf geneigt, damit er die Träne nicht ausmachen konnte, die mir einsam über die Wange rollte. Wann war ich denn bitte so emotional geworden?
Er griff mit der rechten Hand nach meinem Kinn und brachte mich so dazu, doch den Kopf zu heben.
"Es wird alles gut! Wir werden das hinbekommen!", Seth versuchte mir gut zuzureden und ich wollte ihm so gerne glauben. So gerne. Doch sagte mir meine innere Stimme, das wir es eben nicht hinkriegen würden. Dass wir dieses Mal kläglich scheitern würden. Er schaute mir mit seien sanften, gutglaübigen, braunen Augen dirrekt in die Seele: "Elizabeth, ich verspreche dir, dass am Ende alles gut werden wird! Du weißt doch, wenn es nicht gut ist, dann ist es auch nicht das Ende!" Warum tat mir das Schicksal nur so etwas an? Mich an diesen herzensguten Wolf zu binden? Sah denn keiner, dass diese Beziehung so kläglich scheitern würde wie die von Romeo und Julia? Schon traurig, dass ich gerade dieses Beispiel nehmen musste.
So oder so würde ich dem armen, unschuldigen Seth das Herz brechen. Und so gerne ich es wollte, würde ich es wahrscheinlich nicht verhindern können. Und das tat mir am meisten weh!
Geschafft nickte ich: "Okay."  Stumm und innerlich voller trauer. Ich musste sie jetzt hinunter schlucken. Ich durfte sie ihn nicht sehen lassen. Er hatte noch Glauben, so viel mehr Glauben als ich. Und den konnte ich ihm jetzt nicht wegnehmen!
"Gut!", er lehnte seine Stirn gegen meine und für den Moment genossen wir beide einfach nur den Augenblick. Die Wärme, die von ihm ausging war wie immer überwältigend. Bei ihm fühlte ich mich geborgen und sicher.
Eine Weile standen wir so da und keiner von uns sagte ein Wort, bis der Wolf mich plötzlich anstubste.
"Also heißt dass jetzt eigentlich dass wir beide von nun an daten?", fragte er mich mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht.
Auch ich konnte nun ein Schmunzeln nicht mehr unterdrücken und nickte ihm zu: "Ja, das tut es."
"Gut!", ohne weitere Worte packte der Wolf mich an der Hüfte und wuchtete mich über seine Schulter. Dann begann er zu gehen. "Hey!", überrascht gab ich ihm einen Klaps auf den Rücken, "Seth, wo bringst du mich hin?"
"Naja", kurz versuchte er mich über seine Schulter hinweg anzublicken, doch auch wenn er es nicht schaffte, konnte ich doch deutlich das Grinsen in seinem Gesicht aus seinem Ton herraus hören, "Ich dachte mir, jetzt wo ich wir schon offiziell daten, können wir auch gleich Snows Vorschlag nachgehen und versuchen unsere Verbindung wieder hinzubekommen."
Und das taten wir. Auf jede erdenkliche weise. Durch die Bindung zu seinen Brüdern konnte Seth ihnen unser kleines Problem auch nicht verheimlichen. Anders als ich es bei Vladimir und Stefan tat, die von meiner Beziehung zu den Wolf wohl nie erfahren würden.
Jedoch machte uns das nicht viel aus, ganz im Gegenteil. In jeder nur erdenklichen, freien Minute versuchten Jacob und sein Rudel uns so gut wie möglich zu helfen. Und sie kamen auch immer wieder auf neue Ideen, die Seth und mir im Traum nicht eingefallen wären. So hatten wir beide nach ungefähr zwei Wochen vom gemeinsamen Bungee-Jumping bis zum romantischen Candlelight-Dinner alles durchgekaut, doch irgendwie schien nichts helfen zu wollen.
Und egal, wie viel Gefühl wir in unsere Küsse und Liebkosungen steckten, nichts schien unsere verkrüppelte Bindung wieder Auf die Reihe zu kriegen.
Und dann kam der Tag, an dem ich wieder einmal bei Seth und Leah zum Übernachten eingeladen war. Eigentlich nur bei Seth zum Filme anschauen... Doch vor meinen "Zieheltern" war es ein Mädelsabend mit Leah, der gerade noch so tolleriert wurde. Letztere schloss übrigens gerade die Haustüre hinter sich, als ich in die Einfahrt zu ihrem kleinen Haus einbog: "Wo willst du denn hin?" Belustigt sah ich die Wölfin an. Irgendwie wirkte sie gehetzt.
"Jacob hat mich zur Patroullie bestellt. Embry ist mal wieder aus irgend einem Grund verhindert und sonst kann auch keiner einsprigen. Ich muss aber dann auch los!", kaum hatte sie ausgesprochen war sie schon mit einem reissenden Geräusch im Wald verschwunden. Einen kurzen Moment blickte ich ihr nach, ehe ich die Schultern zuckte und ein - wie immer - gut gelaunter Seth mir die Türe öffnete. Er hatte mich reden gehört. Was auch sonst.
"Ist deine Mum gar nicht da?", fragte ich, als ich mich in dem Zimmer meines Lieblingswolfes auf das Bett fallen ließ und keinen anderen Herzschlag im Haus vernehmen konnte als seinen. Mittlerweile war ich schon so oft hier gewesen, dass ich dieses Haus eigentlich als meinen Zweitwohnsitz anmelden sollte.
"Nein", antwortete er mir, als er sich auf mich drauf schmiss und wir so beinahe beide vom Bett gekugelt währen, "sie hat heute Nachtschicht. Also haben wir Sturmfrei."
Ich zwinkerte ihm spaßeshalber zu: "Gut zu wissen!" Woraufhinn ich deutlich die rote Farbe sehen konnte, die sein Gesicht danach angenommen hatte.
"Liz, hör auf!", leicht boxte er mir auf die Schulter, worauf ich in schallendes Gelächter ausbrach.
"Warum? Mache ich dich etwa verlegen?", nochmals zwinkerte ich ihm zu und machte dabei einen sehr übertriebenen Kussmund.
Doch ehe ich mich versah, war er schon über mir und hatte mir einen hauchzarten Kuss auf die Lippen gedrückt: "Nein. Ganz im Gegenteil" Der nächste Kuss war intensiver und vordernder. Es gefiehl mir. Ich vergrub meine Hände in Seths weichen Haaren und versuchte gleichzeitig mich ihm entgegen zu strecken. Während unsere Zungen allmählich einen Kampf um Dominanz starteten fuhren seine weichen Hände die Konturen meines Körpers nach und irgendwann glitten sie sanft unter mein Oberteil und schoben es langsam am Saum nach oben. Ich wusste nicht mehr wie mir geschah. Es machte mich verrückt. Ich unterbrach denn Kuss, damit ich mich vollständig von dem weißen T-Shirt, das ich anhatte entledigen konnte. Dann begann ich seinen Hals entlang zu küssen. Sanft aber mit einem gweissen Nachdruck. Und an einem Bestimmten Punkt blieb ich stehen und kratzte leicht mit meinen spitzen Eckzähnen über seine Haut. Was ihn vorher noch zum stöhnen gebracht hatte, ließ Seth jetzt ein knurren entkommen. Und zu schnell um es wirklich wahrzunehmen wurde ich wieder auf das weiche Bettlaken gedrückt und grinste in einen stürmischen Kuss hinein. Kurz verließen seine Lippen die meinen, damit er sich und mich von den übrigen Anziehsachen entledigen konnte, was ich nutzte um weiterhinn seine überhitzte Haut mit meinen kalten küssen abzukühlen. Und es machte ihn verrückt. Diesmal war er es, der mein Schlüsselbein mit Küssen bedeckte und schließlich an meiner empfindlichsten Stelle zu saugen begann. Ich legte meinen Kopf in den Nacken und konnte mir ein zufriedenes Seuftzen nicht verkneifen, als er mit der Hand sanft über meine Schenkel strich.
Ich erwartete mehr, doch dann hielt er inne und sah mich mit seinen guten, braunen Augen sanft an: "Willst du das wirklich? Wir müssen das nicht nur wegen dieser Bindung machen, weißt du? Ich kann auch warten, wenn du noch nicht bereit bist." Er war so gut zu mir. Selbst jetzt, wo sich jeder andere Junge schon längst einen Spaß daraus gemacht hätte, dachte er noch an mich. Und deshalb liebte ich ihn.
So erstickte ich seine Worte nur mit einer Reihe von federleichten Küssen und wisperte dazwischen: "Ja, ich will das wirklich. Ich bin mir sicher, weil du das beste bist, was mir je passiert ist." Sein berühmtes Lächeln stahl sich auf Seths Lippen und er nickte.
Er sah mir in die Augen, als er vorsichtig in mich eindrang. Ein zuckender Schmerz durchfuhr meinen Unterleib und kurz sog ich scharf die Luft ein. Seth wartete ab, bis ich ihn mit einem nicken signalisierte, dass ich mich an das drückende Gefühl gewöhnt hatte. Und dann fing er an sich in mir zu bewegen, während ich vor steigender Lust meine Fingernägel in seinen Rücken krallte. Sanft, aber mit dem gewissen Nachdruck. Das Zimmer war erfüllt von keuchenden Atem, Stöhnen und dem Geräusch von aufeinander klatschender, blanker, schweißnasser Haut. Er wurde schneller und auch ich spürte, wie die angestaute Spannung in mir sich allmählich zu lösen drohte. Und kurz darauf zog sich alles in mir zusammen und es war, als würde sich ein Knoten in mir lösen. Ich stöhnte, während ich meine Nägel tiefer in den Schulterblättern des Wolfes vergrub. Doch auch Seth stieß zeitgleich noch ein letztes Mal kräftig  in mich, ehe auch er Stöhnte und zu seinem Höhepunkt kam. Es war unglaublich. Er zog sich aus mir herraus und legte sich schwer atmend und schweißnass neben mich. Dann schlang er seine Arme von hinten um mich und küsste mein Schlüsselbein.
"Ich liebe dich!", Ich hatte mich umgewandt und blickte nun in seine treuen, braunen Augen, während ich ihm eine nasse Strähne aus dem Gesicht strich und diese Worte leise vor mich hinflüsterte.
"Was?", ungläubig sah er mich an, "sag das nochmal!"
Ich wiederholte mich in normaler Lautstärke, während ich ihm weiterhinn lächelnd in die Augen blickte: "Ich liebe dich!" Seth grinste über beide Ohren. Dann küsste er mich: "Ich liebe dich, Liz!"
Und für diesen einen kurzen Moment schien alles perfekt zu sein.

Hunter and WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt