Vladimir und Stefan

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Flatternd öffneten sich meine Augenlieder, als Licht auf sie fiel. Hatte der Vampir mich getötet? Oder war ich doch noch am Leben? Ich lag auf einer weichen Unterlage, von der ich mich stöhnend aufrichtete. Meine verschwommene Sicht wurde erst nach ein paar Momenten wieder klarer. Ich saß auf einem roten, mit Samt bezogenen Sofa, in einer Art mittelalterlich, königlichen Wohnzimmers. Ein roter Teppich bedeckte den rauen Steinboden auf dem ein großer, dunkler Tisch aus Eichenholz seinen Platz fand. Um mich herum waren weitere Sofas, wie in einem Viereck um den Tisch gestellt. Der graue Stein, der auch auf den Boden war, setzte sich die Wände hinauf fort. 

Ich musste wohl doch in einer Art Empfangshalle sein, denn eine breite, steinerne Treppe mit einem ebenfalls roten Läufer in der Mitte führte in den Nächsten Stock. Ihr Geländer zog sich in einem Rechteck einmal um den ganzen Raum und hinter ihm führten Türen zu anderen Zimmern weg. Erhellt wurde das alles von riesigen Kronleuchter aus Kristall, die von der hohen, runden Decke baumelten. Es war auf seine Art und Weise schön hier. 

„Ah! Unser kleines Dornröschen ist endlich aufgewacht!“, hallte eine Stimme von den Wänden wieder, „wir dachten schon Mysh hätte dich ebenso gnadenlos abgeschlachtet wie du ihn. Jägerin! Aber du bist noch ziemlich jung, nicht?“ Meine Augen suchten den Besitzer der Stimme und tatsächlich fanden sie ihn. Einen blonden Blutsauger, in schwarz gekleidet und mit roten Augen, die mich gefährlich anblitzten. 

„Hast du ein Aspirin da?“, für einen kurzen Moment, so schien es mir, schaute er mich verwundert an, denn ich hatte keine Angst vor ihm. Weder mein Puls beschleunigte sich, noch war ein zittern in meiner kalten Stimme zu hören. „Man nennt mich Vladimir und nein… ich habe kein … Aspirin!“ 

„Ah sie ist aufgewacht!“, ertönte nun eine weitere Stimme in der Halle. Sie gehörte zu einem dunkelhaarigen Vampir, der vermutlich gerade herein gekommen sein musste. Er war ebenfalls komplett in schwarz gekleidet, „nur, was machen wir nun mit ihr?“ 

Ich schaute den dunkelhaarigen an, der mich mit einem nicht ganz so abgeneigten Blick wie sein „Bruder“ musterte. Und erst jetzt wurde mir bewusst, in welcher Lage ich mich befand: „Du hast mich gefunden. Übersäht mit blauen Flecken und halb tot, richtig?“ Nachdem ich meine Frage gestellt hatte nickte er zustimmend. „Du hast mich hierher gebracht, voller Neugier und Tatendrang. Scheiße Man! Hast du keine anderen Hobbys? Warum im Namen aller übernatürlichen Wesen, hast du mich nicht einfach liegen lassen? Sie werden mich töten wenn sie herausfinden, dass ich hier war! Ich will nach HAUSE! Ich habe FEIERABEND!“ 

Am Rand der Verzweiflung raufte ich mir die Haare. Das konnte doch nicht sein! Jeder, wirklich JEDER wurde getötet, nur mich verschonten die Vampire. Aber kein Ding, wenn Sie mich nicht töteten, dann würden es die Jäger tun. Vorausgesetzt, sie fanden heraus wo ich mich im Moment herumtrieb.

Meinen kleinen Wutausbruch ignorierten Dracula eins und zwei weitestgehend, denn plötzlich standen genau vor mir, sie erwarteten wohl immer noch, dass ich zurückweichen würde, denn umso überraschter waren sie, als nichts dergleichen geschah. Ich blickte ihnen nur trotzig entgegen und kämpfte tapfer dagegen an, meinen beiden Gastgebern nicht vor lauter Aufregung auf die Stiefel zu kotzen. Ich hasste unerwartete Ereignisse. Ich hasste meinen Job. Ich hasste Vampire. Und zwei Fremden dieser Art vor die Füße zu kotzen währe mehr als unwürdig. Genau in dieser Reihenfolge! 

„Ich weiß nicht, vielleicht sollten wir sie verwandeln? Was denkst du Stefan? Sie hat immerhin Mysh getötet!“, brachte Vladimir seinen Vorschlag ein, der sich meines Erachtens ziemlich bescheuert anhörte. Der, der vermutlich Stefan hieß, überlegte: „Keine schlechte Idee, wenn man bedenkt, dass sie sich vermutlich gut verteidigen kann, einen Vampir wie Mysh zu enthaupten, das bringt nicht jeder zu Stande!“ Die beiden fixierten mich mit ihren roten Augen, überlegend, die Möglichkeiten abwägend. „ Verdammt! Wirklich? Ihr könnt mich nicht verwandeln, ich bin immun gegen euer Gift!“, schaltete ich mich nun ein. Stefan legte seinen Kopf schief, vermutlich an meinem Geisteszustand zweifelnd fragte er: „Wie soll das gehen?“ 

Die beiden schien das Stehen wohl zu langweilen, denn ehe ich einmal zwinkern konnte, hatten sie sich schon auf die anderen Sofas verfrachtet und sahen mich erwartungsvoll an. Ich zog meine Knie an meinen Körper und bettete meinen Kopf auf sie. „Ich wurde so oft mit verdünntem Vampirgift infiziert, bis es irgendwann nicht mehr schmerzte. Mein Körper sollte Abwehrzellen bilden. Sie sagten, wenn es mir nicht mehr wehtut, dann kann ich auch nicht mehr verwandelt werden!“, die beiden sahen mich überrascht an. Doch ich zuckte nur mit den Schultern und fuhr mit meiner Erzählung fort: „Was sie aber nicht bedacht haben, war, dass das Gift meinen Körper auch stärkte. Ich bin kein Vampir, aber auch kein richtiger Mensch mehr. Sie meinten, wenn ich nur hart genug trainiere, das alles über mich ergehen ließe und ihnen heute einen toten Vampir brächte. Dann währe ich auch bereit für Aro und die Volturi!“ 

Ich erzählte ihnen breitwillig meine Geschichte, jedoch tat ich es ohne eine Miene zu verziehen. Es juckte mich auch nicht, was mit mir angestellt worden war. Ich musste gefühllos bleiben! 

Doch auch in den versteinerten Gesichtern der Vampire konnte man keine Gefühlsregung sehen:  „Wenn du Aro töten willst, dann musst du noch um ein vielfaches besser sein als jetzt! Denn so hätte er dich umgebracht, ehe du auch nur in seine Nähe kämst. Ich bewundere die Dummheit der Jäger immer wieder, jetzt schicken sie schon kleine Mädchen für sie in die Schlacht! Aber warum willst du Aro unbedingt töten? Was liegt dir daran?“ „Ich stamme aus einer uralten Dynastie von Vampirjägern. Die Volturi töteten auf Aros Befehl hin meine komplette Familie. Meinen Vater, meine Mutter, meinen Bruder, … jeden. Nur ich blieb noch am Leben, und ich weiß nicht wieso. Die anderen Jäger nahmen mich auf, doch sie waren nicht die Familie, die ich verloren hatte. Ich will meine Rache an ihm, und ich werde sie bekommen!“ 

Die beiden saßen mir immer noch gegenüber, aber es schien als hätten sie meine letzten Sätze hellhörig gemacht. Verschwörerisch schauten sie sich gegenseitig in die Augen. Ein Kopfschütteln hier, ein Nicken da. „Sag Mädchen, wie alt bist du überhaupt? Denn du scheinst mir noch recht jung für eine Jägerin zu sein!“, sprach mich nun Stefan wieder an. „Dreizehn!“, seine Augen wurden größer: „Dreizehn? Noch so jung und zerbrechlich! Nun, Mädchen, was erwartet dich für eine Strafe, wenn du ohne den Vampir zurückkehrst?“ 

Ich schaute zu Boden: „Eine schlimme, wenn ich zu lange hier bleibe! Dann nützt weder euer Wissen, noch euer alter etwas. Ich bin bemüht, so schnell wie möglich nachhause zu kommen. Und ich bin auch nicht hier weil ich es wollte, sondern weil der Jägerclub da oben einfach einen Schlag hat. Also währt ihr jetzt so nett, und kommt meinen Wunsch nach, mich hier raus zu bringen. BITTE!“ 

Beide starrten mich zuerst ein bisschen geschockt an – ich hatte sie wohl in ihrer Eitelkeit gekränkt -  doch dann nickten sie verstehend. Eine Weile, in der ich auf den Boden starrte, war es still. 

Doch nun machte Vladimir mir einen Vorschlag, den ich von ihn nicht erwartet hätte: „Dann bleib hier bei uns, wir könnten dir noch so viel mehr lehren als jeder Jäger auf der Welt. Wir bestrafen dich nicht und du wirst deine Rache an Aro bekommen. Gemeinsam mit dir werden wir die Volturi eines Tages stürzen und den italienischen Abschaum alles heimzahlen was er uns angetan hat.“ Ich sah zu ihm auf, als Stefan auch noch mit einem Lächeln auf den Lippen zu reden begann: „Und seinen wir mal ehrlich, du passt doch viel besser zu uns!“ 

Das stimmte, mein Kleidungsstil passte sich viel besser den der beiden Vampire an, als zu irgendeinen anderen sonst. Überlegend schaute ich in Vladimirs rote Augen: „Du könntest wirklich bleiben!“ 

Und ich blieb bei ihnen.
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Hallo meine lieben Leser,
Da das hier schon das zweite Kapitel ist, wollte ich mal fragen, wie ihr die Story so findet, und wie sie bei euch ankommt. Kann ich etwas besser machen? Ist mein Schreibstil in Ordnung? Habt iht Verbesserungsvorschläge? Oder passt es so? Es würde mich echt freuen, wenn ihr mir ein Feedback geben würdet.
LG
Katja

Hunter and WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt