...Ein entwirrender Tag, ...

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Ich schaute mich noch einmal prüfend im angelaufenen Badezimmerspiegel an und richtete meine schwarze Wellenpracht richtig hin. Da es draußen – für die Normen hier zu Lande - ziemlich warm war, trug ich eine schwarze Lederjacke, die mir nur bis knapp unter die Rippen reichte, dazu ein dunkelgrünes Rollkragentop mit einem seltsamen Dreiecksausschnitt an der Brust, ebenfalls schwarze Stoffhotpants und dazu noch schwarze, enge Stiefel mit dunkelgrünen Stulpen. Die Sonnenbrille hatte ich auch wieder angelegt. Ich war für den Tag bereit!

Als ich mit immer noch leicht feuchten Haaren aus dem Badezimmer schlenderte, dauerte es keine drei Sekunden und ich wurde am Arm gepackt und mit voller Wucht gegen die Mauer gedrückt. Man beachte, dass irgendjemand genau auf der Höhe meiner Wirbelsäule einen Nagel hinein geschlagen hatte. Dieser drückte mir demnach schmerzhaft in mein Rückgrat. „Was bildest du dir eigentlich ein, dich mit einem Werwolf zu verbünden?“, Vladimirs aggressive Stimme schaffte es, mir einen Schauer über den Rücken zu jagen. Der Nagel indes, bohrte sich immer noch in mein Fleisch. Langsam wurde mir das alles ziemlich unangenehm.

Mit einem gekonnten Schubser meinerseits taumelte der Vampir einige Schritte zurück. „Ich darf mich „Verbünden“ mit wem ICH will, und nicht mit wen DU das gern hättest, damit das klar ist! Und was geht dich das überhaupt an?“, fauchte ich genauso sauer zurück. Was bildete der sich ein? Vladimir konnte mir gar nichts sagen! Böse funkelte er mich an: „Was mich das angeht?? Ich bin deine Vormundschaft, solange du noch nicht achtzehn bist, und solange du deine Füße unter meinem Tisch hast, tust  DU was ICH dir sage!!“ Entsetzt starrte ich ihn an. Dann verhielt ich mich – wie immer eben -  ganz erwachsen und zeigte ihm erst einmal den Vogel: „Ts! Jaa genau! GAR NICHTS werde ich tun, damit das mal klar ist! Und außerdem sind meine Füße momentan nicht unter deinen Tisch, du Schnell-Checker!“  Auch mein gegenüber schien nun entsetzt zu sein. „Elizabeth Argent!“, Seth hatte Recht gehabt, mein voller Name war wirklich nur für einen Anschiss da, „Du hörst mir jetzt einmal ganz genau zu! Was bildest du dir eigentlich ein?...“ „Was ist hier los?“, Vladimir wurde jäh in seinem Vortrag unterbrochen, als Stefan zu uns stieß. Mir war gar nicht aufgefallen, dass wir im Laufe unseres Streites in das Rumänische gewechselt hatten. Stefans bohrender Blick brachte uns beide zum Stillschweigen. Okay, ruhig bleiben und eine andere Taktik anwenden. It´s Showtime!!

Mit großen, unschuldigen Augen und Schmollmund durchbrach ich Stefans Blick und zeigte auf Vladimir: „Er hat angefangen, ich schwör es! Ich wollte doch heute nur mit ein paar Freunden was unternehmen, und er schreit mich so an! Da, da musste ich mich doch irgendwie verteidigen!!“ Ich brachte es sogar zu Stande, ein, zwei kleine Tränen aus meinen Augenwinkeln zu drücken. Stefan, der zu meinem Glück der gutmütigere von beiden war, lächelte mich aufmunternd an: „Also bitte Vladimir, warum musst du immer so streng zu dem Mädchen sein? Sie ist doch noch so jung! Lass ihr mal ein bisschen Spaß!“ Bitch please! Ich hatte ihn auf meiner Seite! Als Stefan Vladimir vorwurfsvoll anschaute, schenkte ich dem blonden Blutsauger ein gehässiges Lächeln. Doch schnell wie er war, hatte er den Spies umgedreht: „Ja, und jetzt rate mal, mit welchen „Freunden“ sie sich da rumtreibt: Sie hat sich mit Gestaltwandlern verbündet!“ „Was?“, shit! Jetzt musste ich schnell handeln, und ich wusste auch, mit was ich dagegen halten konnte: „Aber Stefan, das sind die einzigen Leute in meinem Alter, soll ich etwa mit euch alten Leuten was unternehmen?“ Jetzt hatte ich einen Plus- und Minuspunkt gleichzeitig gesammelt. Stefan blickte empört drein. Wenn man sich etwas merken sollte dann dies: Beleidige Vampire niemals mit ihrem alter! Das nehmen sie dir übel.

„Also bitte, Prinzessin! Es gibt hier sehr wohl genug Personen in deinem Alter. Meggie oder dieser… Benjamin...  zum Beispiel!“, Vladimir dachte, er hätte wieder die Überhand gewonnen. Aber so leicht ließ ich mich nicht unterkriegen: „Ja, sie sind in meinem Alter, aber sie sind schon EWIG in meinem Alter. Der Lügendetektor und der Avatar sind trotzdem alt. Versteht ihr? Sie sind nicht wie ich. Ich möchte wieder mit Leuten zu tun haben, die mindestens im selben Jahrhundert wie ich geboren wurden!“ Meine Erklärung unterstich ich noch mit einem Verzweifelten Blick in Stefans Richtung und einem theatralischen Wink mit dem Arm. „Das ist ein Argument, Vladimir, dass musst du zugeben!“, Stefan zog die altbekannte Augenbraue nach oben. Diese ließ für gewöhnlich keinen Wiederspruch dulden. YES! Wenn´s läuft, dann läuft´s!

Hunter and WolfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt