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Dylan

Ich parkte meinen Wagen auf dem Parkplatz, blieb aber noch sitzen. Nur noch heute und dann war es vorbei. Naja ...

Ich war erschöpft und das nicht nur in letzter Zeit. Immer. 365 Tage im Jahr. Jedes Jahr.

Wie würdest du reagieren, wenn du eine populäre Person auf der Straße sehen würdest? Du wärst bestimmt zu ihr hingegangen und hättest nach einem Foto gefragt, oder?

Mir passierte sowas jeden Tag. Ich war in unserem Ort und noch weiter bekannt, aber nicht für irgendein Talent.

Ich sah fast genauso aus wie Harry Styles. Der Harry Styles von One Direction. Es war echt gruselig und komisch. Denn du musst dir vorstellen, dass eine Person, mit der du nicht verwandt bist, genauso aussieht wie du.

Ich war auf der Straße von kreischenden Mädchen umgeben, die mir ihr Handy unter die Nase hielten. Es war einfach zum kotzen!

Ich war immer nur Harry Styles' Doppelgänger und nie Dylan.

Es fühlte sich echt schrecklich an, nicht man selbst sein zu können. Es ist, als ob du das Leben eines Anderen leben musst. Aber mit der Zeit akzeptiert man dies und lernt damit zu leben, mehr oder weniger. Dran gewöhnen tut man sich wahrscheinlich nie.

Ich öffnete wieder meine Augen und stieg aus dem Auto. Ich marschierte strickt auf das Modegeschäft zu, mein Blick immer auf den Boden gerichtet.

Für meinen Chef war ich eine Goldgrube, denn fast 65% unserer Kunden kamen um Harry Styles zu sehen. Ich war nicht einmal ein richtiger Verkäufer, ich war nur da um Kunden anzuziehen.

Sicherlich haben sie mich nur wegen meinem Aussehen eingestellt. Und das von einer kleinen, unbekannten Modekette. Wie konnte das nur passieren?

Gleichzeitig fragte ich mich, wieso ich als Harry Styles keinen anderen Job kriegen konnte. Ich meine, wenn die Leute schon dachten ich wäre er, wieso sollte ich dann keinen besser bezahlten Job bekommen? Ich konnte doch wohl Profit daraus machen, Harry Styles zu sein, oder?!

Grimmig und genervt betrat ich das Gebäude.

Alle drehten sich zu mir um und Mädchen fingen an zu kreischen.

Cheers.

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Es reichte mir. Ich war am Ende und hielt es nicht mehr aus.

Früher hatte ich es mir zu Nutzen gemacht, wie ein berühmter Weltstar auszusehen. Besonders bei den Girls war es ein Vorteil. Sie schmissen sich förmlich auf mich. Das lustige war daran, dass die meisten mittlerweile schon wussten, dass ich nur so aussah wie er und nicht er war.

Und trotzdem wollten sie mich.

Sie alle wollten mich. Ob es nur Selfies waren, auf denen ich täuschend echt wie er aussah, oder mehr. Sie alle liefen mir hinterher und alles was ich tun musste war sie anzuschauen.

Doch nun war Schluss. Ich war es satt, zu lächeln und mich für ihn auszugeben. Mit harter Miene schob ich die Leute zur Seite, die sich vor meinem Haus gesammelt hatten. Sie drängten sich nur noch dichter an mich heran.

"Jetzt hört ihr ganzen Vollidioten mir mal gut zu", schrie ich und hatte die gesamte Aufmerksamkeit der Masse, "Ich bin nicht Harry Styles! NICHT! Versteht ihr das?! Ich bin Dylan Adams, verdammt nochmal, und jetzt lasst mich in Ruhe!"

Ich schloss die Tür auf, ging ins Haus und knallte die Tür laut zu.

Ich hasste ihn. Ich hasste Harry Styles dafür, dass er mein Gesicht hatte und es berühmt gemacht hatte, sodass ich nun nicht mehr existieren konnte.

Ich hasste ihn so sehr. Es war alles seine Schuld.

Mom saß, wie jeden Tag, gekrümmt und in sich geschlossen auf der Couch. Ihre Hände umklammerten das Telefon und sie starrte ins Leere.

"Hi Mom", sagte ich wie jeden Tag sanft, "Wie geht's dir?"

Sie antwortete mir nicht. War ja nichts neues.

"Weißt du was, Mom? Ich verstehe das, okay? Ich verstehe, dass du todtraurig bist, dass du dich sorgst. Aber weißt du was? Mich gibt es auch noch. Ich bin dein Sohn. Ich bin hier, bei dir! Du könntest wenigstens so tun, als ob es mich gäbe. Mich wahrnehmen, irgendetwas. Wenigstens meine eigene Mutter könnte mich beachten ...", sprudelte es aus mir heraus, bevor ich mich selbst stoppen konnte. Heute bekam jeder sein Fett weg.

"Ich bin auch traurig und schleppe diese Last Tag für Tag in meinem Herzen, aber du musst dich mal zusammen reißen!"

Sie saß genauso wie die ganze Zeit da. Hatte sich kein Stückchen gerührt.

"Mom!", schrie ich aggressiv und lief auf sie zu, "MOM!"

Tränen sprangen mir in die Augen. "Beachte mich! BITTE! Tu irgendetwas!!!"

Ich war genau vor ihrem Gesicht. Sie sah mich nicht an, ihr Blick war leblos.

Bevor ich mich selbst aufhalten konnte, schlug ich zu. Ihr Kopf flog zur Seite, schwenkte wieder zurück. Sie nahm wieder ihre Ausgangsposition ein. Nicht einmal geblinzelt hatte sie.

Zitternd und weinend starrte ich sie an, richtete mich wieder auf, schloss die Augen und hob das Kinn. Mit klopfendem Herzen ging ich in mein Zimmer.

Mein Leben war so eine Verschwendung. Ich war eine reine Verschwendung. Nicht einmal meine eigene Mutter interessierte sich für mich.

Niemand tat das.

Alle Freunde die ich hatte waren hinter meinem Aussehen und nicht hinter mir her.

Meine Familie war kaputt. Meine Mutter war ein Wrack. Und ich?

Ich musste irgendwie alles zusammen halten, denn meine Mutter wollte sich lieber in ihrem Elend suhlen, anstatt sich wieder aufzurappeln.

Ich hielt mir die Hand. Sie schmerzte nicht körperlich sondern physisch. Wer wollte schon seine eigene Mutter schlagen?

Für mich war es schrecklich, aber gleichzeitig ein Versuch. Ein Versuch sie aus ihrem Elend zu holen. Und ich war wieder mal gescheitert.

Sie saß die letzten Jahre nur zu Hause und starrte immer auf den Sessel. Es war der Lieblingsplatz meiner Schwester. Sie ...

Ich konnte nicht den Gedanken zu Ende fassen. Es war zu viel Schmerz, der wieder und wieder hoch kommen würde.

Wütend auf mich und meine emotionale Instabilität kickte ich meine Zimmertür auf. Sie schlug mit einem lauten Knall gegen die Wand und ich war mich sicher, dass wieder etwas Putz herunter bröckelte.

Ich schmiss mich auf mein Bett und schloss wieder die Augen. Ich atmete tief ein um mich etwas zu beruhigen.

Doch leider wurde nichts daraus, denn vor meinem Fenster wurde What makes you beautiful abgespielt und ich schlug wütend mit der Hand gegen meine Wand.

Würde dies nie ein Ende nehmen?

Viele Mädchen sangen lautstark mit und kreischten. Es war zum Kotzen!

Energisch stand ich auf und ließ die Rollos runter. Augenblicklich erfüllte die Dunkelheit mein Zimmer. Meinen Kopf. Meine Seele. Mein Herz.

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So Leute!

Schon Nr. 3 :)

Michelle und ich haben gemeinsam an diesem Kapitel gearbeitet, da es doch etwas schwierig war.  Aber ich finde, dieses Kapitel ist ziemlich gut geworden :D

Unglaublich, dass wir schon beim dritten Kapitel eine Hürde überqueren mussten :) Naja, aber jetzt geht es munter weiter <3

Wir wollten euch sagen, dass es nicht eine bestimmte Reihenfolge bei den Perspektiven gibt, d.h. nicht immer kommt zu erst ein Kapitel von Rose, dann eins von Harry und dann eins von Dylan. Das variiert immer <3

Viel Spaß und bis zum nächsten Kapitel! :P

Mi' & Em' ^.^

Double Trouble | h.sWo Geschichten leben. Entdecke jetzt