Nachdem der Kinobesuch eskaliert war, weil Fynn und ich uns den ganzen Film über gestritten hatten, Lucy und Lukas sich beschämt von uns weg gesetzt haben, (An dieser Stelle möchte ich hinzufügen: tolle beste Freundin, lässt mich mit dem größten Schachmatten der Welt allein) und wir letzten Endes tatsächlich frühzeitig die Vorstellung verlassen mussten, weil sich Besucher beschwert haben (was wirklich übertrieben war).
Fynn ist nach links gelaufen, ich nach rechts in Richtung Bushaltestelle. Ja wir leben nicht in New York, Kalifornien oder in sonst einem wunderschönen Bundesstaat von Amerika in dem so gut wie immer die Hauptperson eines Buches lebt, nein wir leben in Deutschland, Friedrichshafen um genau zu sein. Nettes Städtchen, zwar bietet es nur die Standard Shoppingläden wie C&A oder New Yorker doch liegt am Bodensee und das ist immerhin etwas.
Ich setze mich - halb abgefroren auf die Bank an der Bushaltestelle und fingere mein Handy aus der Jackentasche. Mal wieder bereue ich es gerade mal 17 zu sein und noch kein Autoführerschein zu haben.
Ich habe eine neue Nachricht von Mum bekommen, dass ich sobald ich Zuhause bin doch auf Merle aufpassen soll.
Merle ist 16 Monate alt und ein richtiger Quälgeist. Aber auch ungemein süß.
Der Grund warum wir so einen großen Altersunterschied haben? Nun, Mum und Dad hatten wohl so wenig wie ich damit gerechnet noch einmal ein Kind zu bekommen. Naja Oma und Opa haben Mum erst einmal zur Schnecke gemacht was ihr den einfallen würde mit 43 noch ein Kind zu bekommen, dann mussten Mum und Dad sich noch einmal ein peinliches Gespräch über Verhütung anhören.
Leider habe ich das nur von Tante Mary erfahren und war nicht selbst dabei. Es wäre ein riesen Spaß geworden die rot anlaufenden Gesichter meiner Eltern zu sehen, doch ein Bonus erschafft es mir dennoch: Sobald sie es auch nur wagen mit mir das Blumen-Bienchen Aufklärungsgespräch zu führen kann ich ihnen meinen mir schon zurecht gelegten Satz entgegen bringen.
Mein Bus kommt um die Ecke und hält an meiner Haltestelle. Der Fahrer öffnet die Tür und sieht mich müde an. Ich halte am Vorbeigehen meine Busfahrkarte vor seine Nase und suche mir einen Platz neben einer älteren Dame.
Den Weg zu meiner Haltestelle verbringe ich damit aus dem Fenster zu schauen und mir schon einmal meine Pläne für diese Weihnachtsferien auszumalen. In einer Woche ist es so weit, endlich, Ferien!
...
,,Em, aufstehen du Schlafmütze!“ Jemand zieht die Gardinen meines Fensters zur Seite und ein kräftiger Sonnenstrahl trifft mich mitten ins Gesicht. Ich ziehe grummelnd die Decke über mein Gesicht.
,,Hau ab!“
,,Na, na, na“, Lucy reißt mir die Decke vom Leib und lässt mich völlig entblößt auf der Matratze liegen.
,,Was soll das?“, fauche ich gereizt und ziehe die Beine an meinen Oberkörper wie in Embryonalstellung. Mit mir ist am morgen nicht zu scherzen.
,,Du, ich, Fynn und Lukas gehen Schlittschuh laufen“, teilt sie mir stolz mit.
,,Ich hasse Schlittschuh laufen“, zische ich und kneife die Augen zusammen.
,,Dein Pech, in zehn Minuten bist du unten, ich warte auf dich.“ Sie zeigt mahnend auf mich. ,,Und wenn du dich drücken willst, dann komme ich mit Fynn hoch der dich persönlich Aus-/und anzieht.“
,,Das wagst du nicht“, antworte ich und setze mich auf.
Das Problem ist: Ich traue es ihr und ihm zu, dass sie das wirklich durchziehen würden.
,,Oh doch Fräulein, du schuldest mir noch etwas für eure Aktion gestern“
Sie verlässt mit einem letzten Blick in Richtung meines Schrankes das Zimmer.
,,Natürlich, und Fynn ist wieder ein Engel“, murmele ich vor mich hin und klettere aus meinem Bett. Die angenehme Wärme die mich vorher noch umhüllt hat ist längst verschwunden. Ich schleife mich zu meinem Schrank, ziehe eine Jeans aus dem Regal und streife mir ein Pulli von den Red hot Chilli peppers über. Meine dunkelblonden Haare binde ich zu einem hohen Pferdeschwanz und spritze mir zum Schluss noch kaltes Wasser ins Gesicht.
Ich packe mir ein wenig Kleingeld ein und wühle die Schlittschuhe die ich zu meinem Geburtstag vor zwei Jahren bekommen habe aus der Kommode.
Ich ziehe mir meinen grauen Mantel über, packe Handy und Schlüssel ein und laufe mit Sneakers auf Lukas Auto zu. Lucy hat natürlich schon auf dem Beifahrersitz Platz genommen und wirft mir einen mahnenden Blick durch den Rückspiegel zu. Jaja, ich soll ja keinen Ärger machen.
,,Hey Emma“, Lukas nickt mir lächelnd zu und dreht sich wieder der Straße zu.
,,Na heute morgen wieder zu viel Zeit auf der Waage gebraucht oder warum hat das solange gedauert?“ Fragt Fynn spöttisch und verschränkt die Arme vor seiner Brust.
,,Na wieder am Scheiße labern oder warum stinkt's hier so?“, gebe ich genervt zurück.
,,Oh dass sind deine Achseln“, er klimpert mit seinen Wimpern während ich meine Hände zu Fäusten balle und die Zähne aufeinander presse.
,,Im Gegensatz zu dir kenne ich das Wort Deo und duschen“, fauche ich.
,,Könnt ihr einfach mal die Klappe halten?“ Fragt Lukas und sieht Fynn dabei an. Ich gucke ihn triumphierend an. Tja Bitch, auch du kriegst mal Ärger.
,,Das selbe gilt auch für dich Em“, fügt Lucy hinzu und Fynn sieht mich mit dem selben Grinsen an mit dem ich ihn vor wenigen Sekunden angeschaut habe.
Okay, Lucy und Lukas, unsere neuen Eltern.
...
Wir sind wirklich die zwanzig Minuten bis zur Eissporthalle leise, bis zu dem Moment in dem es heißt: ab auf Glatteis und einen eleganten Sprung auf die Fresse zu machen.
Während Lucy sich bei Lukas einhakt, ihn mit ihrer rosaroten Brille anschaut und dabei galant durch die Halle gleitet als wäre sie hier geboren, kralle ich mich verzweifelt an den Rand der Eislaufbahn und versuche mich nicht ganz zu blamieren. Ich sehe aus wie ein verzweifelter Fisch der zurück ins Wasser will.
Fynn, der natürlich alles kann und die Blicke sämtlicher weiblichen Fahrer auf sich zieht bremst vor mir ab und schaufelt mir so ein Stück Schnee vor die Füße.
,,Na, klappt's bei dem Moppelchen“, fragt er und grinst mich an.
,,Natürlich“, zische ich und klappere wackelig weiter am Rand entlang. ,,Siehst du doch"
,,Ja, das sehe ich“, er lacht während ich ihm einen bösen Blick zu werfe. ,,Da läuft selbst ein Kleinkind ohne Hilfe der Pinguine besser als du“
,,Sei einfach still und lass mich in Ruhe“, bocke ich und ignoriere ihn.
,,Ich kann dir helfen weißt du“, jetzt fährt dieser arrogante Schnösel auch noch vor mir her und zwar rückwärts, so dass er mich ansehen kann.
,,Ich brauche deine Hilfe nicht aber trotzdem Danke.“ Ich lächele ihn falsch an und laufe weiter.
,,Ach komm schon Emma, so kriegst du nie 'nen Typen ab wenn du so verklemmt bist“
,,Ich bin nicht ... verklemmt“, presse ich mühsam hervor.
,,Dann beweis es mir“, er hält mir seine Hand hin.
Ich sehe sie skeptisch an. Eventuell wollte ich ihm und vor allem mir selbst beweisen dass ich nicht verklemmt bin, doch innerlich wusste ich es: Ich war verklemmt. Vielleicht ist es der innere Schweinehund den ich zu überlisten versuche als ich nach Fynns großer warmer Hand greife und versuche mich an seinem Arm hilfesuchend nach Halt fest zu halten.
,,Wehe du fasst mir auch nur an die Brüste oder den Arsch, denn sonst ist es das letzte was du in deinem Leben angefasst hast!“, warne ich ihn und lasse mich von ihm mit ziehen.
DU LIEST GERADE
Vielleicht mag ich dich ja morgen?
Humor》Wie du mir, so ich dir《 beschreibt ganz gut das Verhältnis zwischen mir und Fynn. Der arrogante Superarsch und ich, die verklemmte Zicke. Dazwischen unsere besten Freunde die irgendwie auf einander stehen, und uns immer wieder mit in die Scheiße, d...