Bonuskapitel 4

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Streit

,,Das geht so nicht weiter Fynn“ ich stelle mich vor den Fernseher auf dem Fynn soeben noch geschaut hat.

,,Was geht nicht so weiter? Das ich fern sehe?“ fragt er Stirn runzelnd und setzt sich auf dem Sofa auf.

Die Stimme des Moderators läuft im Hintergrund.

,,Nein, dass deine Socken überall liegen nur nicht im Wäschekorb.“ antworte ich mürrisch

,,Das stimmt überhaupt nicht“ widerspricht er mir als würde ich ihm irgendeine Lüge erzählen.

Ich sehe mich in unserem Wohnzimmer um. Ein paar Socken hängen aus der Topfpflanze hinter dem Sofa. Ich greife nach ihnen und halte sie ihm vor die Nase.

,,Hey, die habe ich überall gesucht“ er steht auf und will nach ihnen greifen.

,,Ach? So wie die, die in der Vase meiner Mutter liegen?“ frage ich spöttisch. ,,Das kann doch nicht sein, dass du die paar Meter nicht zum Wäschekorb laufen kannst, nur um diese Socken dort rein zu legen?“

,,Ich war das nicht“ verteidigt er sich und bringt meine Geduld bis an meine Grenzen.

,,Ach ja? Wer dann? Das Baby?“ frage ich und schaue ihn sauer an.

,,Okay“ ergibt er sich. ,,Du hast ein Problem mit meinen Socken.“ stellt er fest und fährt sich durch sein schokobraunes Haar.

,,Mein Problem sind nicht die Socken“ ich werfe sie ihm entgegen in der Hoffnung, dass er sie nicht fängt. ,,Mein Problem ist, dass ich dir ständig alles hinterhertragen muss.“

,,Achja, und du stopfst dir Burger und Pommes rein bis zum geht nicht mehr.“ verteidigt er sich.

,,Was hat das denn jetzt mit deinen Socken zu tun?“ frage ich stur.

Das er immer darauf herumhacken muss, das ich mittlerweile Stammgast bei McDonalds bin.

,,Du hast ein Problem mit meinen Socken, ich habe ein Problem damit, dass du ständig zu fetthaltigen Sachen greifst.“ sagt er genauso stur und stellt sich mir gegenüber.

Ich hebe eine Augenbraue.  ,,Ich bin schwanger, falls du das vergessen hast. Da isst man so viel, weil man noch ein Kind versorgen muss.“

,,Aber nicht mit purem Zucker Emma“ er wirft die Hände hoch und geht einen Schritt auf mich zu. ,,Du solltest viel Obst und Gemüse essen, so etwas ist gut während der Schwangerschaft, aber keine Chips oder Pommes“

,,Ach ja“ ich verdrehe die Augen. ,,Dann nenn mir eine Frau die sich daran hält.“

,,Cameron Diaz“ schleudert er sofort zurück.

,,Das war im Film Fynn“ antworte ich trocken. ,,Abgesehen davon baue ich das ganze wieder von meinem Körper ab inde ich dir deine Socken, deine Klamotten und dein ganzen Unimist hinterher trage.“

,,Du übertreibst“ sagt er trotzig. ,,Mein Zeug liegt immer auf seinem Platz.“

,,Abgesehen von den Socken“ sage ich gleichgültig. ,,Und den Müslischüsseln und den Unterhosen und-“

,,Okay, ich hab's verstanden“ antwortet er wütend. Er drückt sich an mir vorbei aus dem Wohnzimmer. An der Türschwelle dreht er sich zu mir um. ,,Warum bist du dann überhaupt mit mir zusammen wenn ich ständig Unordnung mache?“ fragt er mich verständnislos.

,,Das frage ich mich auch manchmal“ werfe ich entgegen ohne mich ihm zu zudrehen.

,,Ich bin weg“ brummt er.

,,Ja geh, ruf am besten noch Lucas an das er jetzt auf mich aufpassen soll“ rufe ich ihm hinterher. Als Antwort bekomme ich das Zuschlagen der Wohnungstür zu hören.

Streitereien und Diskussionen sind bei uns nichts Neues. Mindestens einmal in der Woche verlässt einer von uns beiden die Wohnung einfach,  weil wir uns zu sehr auf die Pelle rücken. Manchmal brauchen wir unseren Freiraum sich eine Wohnung mit dem anderen Geschlecht zu teilen, ist oftmals mehr als anstrengend.

Wenn ich ein Mädelsabend mit Lucy und Linda machen will, kommen Fynns Kumpels um sich ein Fußballspiel anzuschauen, dann herrscht immer Krieg, wer denn jetzt den Fernseher bekommt.

Ich räume Fynns Socken (mal wieder) in den Wäschekorb, weil ich es nicht ausstehen kann wenn Unordnung herrscht. Das Thema Socken habe ich heute das erste mal angesprochen, normal diskutieren wir immer über so belangloses wie den Abwasch oder wer Einkaufen geht.
Allerdings wurden die Streitereien in den letzten Monaten noch schlimmer wegen meinen starken Stimmungsschwankungen, ich zicke wegen wirklich jedem Mist rum, selbst wenn Fynn nur das Toastbrot offen lässt mache ich ein Drama als würde der 3. Weltkrieg ausbrechen.

Ich räume die Küche auf und merke schon nach kurzer Zeit das ich vielleicht auch dieses mal übertrieben habe. Es sind schließlich nur Socken.

Rückgängig kann ich meine Worte nicht mehr machen dafür wurden sie schon ausgesprochen. Fynn jetzt anzurufen bringt auch nichts, weil er zu 99% sein Handy aus gemacht hat um meinen Anrufen aus dem Weg zu gehen. Also bleibt mir nichts anderes übrig als bis heute Abend zu warten wenn er wieder Nachhause kommt. Immerhin ist er so vernünftig und lässt sich nicht volllaufen wenn es mal wieder Streit zwischen uns gibt.

Ich wische mit dem nassen Lappen ein letztes Mal über den Holztisch bei dem ich meinen Willen durchgesetzt habe um ihn zu bekommen und werfe den Lappen dann ins Waschbecken. Aus dem Kühlschrank nehme ich einen Erdbeerjoghurt und pflanze mich damit aufs Sofa. Aus dem Radio läuft ein alter Hit von den Rolling Stones und ich summe ihn mit während ich mir die Fußnägel in einem Grauton lackiere und ab und zu ein Löffel Joghurt mir in den Mund stecke.

Als der Nagellack getrocknet ist räume ich alles auf, putze Zähne und lege mich in unser Bett. Ich drehe mich zu dem großen Fenster auf meiner Bettseite und sehe auf die dunkle Stadt hinaus. Draußen hört man noch vereinzelt die Autos fahren und leise Regentropfen klopfen gegen die Fensterscheibe. Dies hat eine beruhigende Wirkung auf mich und meine Lider werden immer schwerer.

Mitten in der Nacht höre ich ein Rascheln und wache panisch auf. Zu meinem Glück ist es nur Fynn der am Schrank steht und sich seine Hose auszieht und sich ein T-Shirt überstreift.

,,Hey“ flüstert er als hätte er Angst noch jemand im Raum zu wecken. Er legt sich neben mich und zieht die Decke bis hoch an seine Hüfte.

,,Hey“ flüstere ich genauso leise zurück und drehe mich ihm ganz zu.

,,Es tut mir leid das ich etwas gegen deine Vorliebe für Fastfood gesagt habe, ich bin nicht in der selben Situation wie du und muss kein Kind gebähren. Ich habe also kein Recht dazu mich überhaupt da einzumischen“ endschuldoäigt er sich bei mir mit einem Hundeblick bei dem man nur verzeiht.

,,Nein, du hattest vollkommen recht, ich sollte wirklich mehr auf gesunde Ernährung achten“ gestehe ich. Ich lege meine Hand an seine Wange in die er sich schmiegt. ,,Mir tut es leid das ich wieder ausgerastet bin, nur weil du ab und zu vergisst etwas wegzuräumen.“

,,Alles wieder gut zwischen uns?“ fragt er und rutscht näher.

,,Ja“ ich lächle ihn an.

,,Versöhnungssex?“

,,Vergiss es, dafür war der Streit zu klein“ lache ich und drehe mich von ihm weg um wieder zu versuchen einzuschlafen.

,,Dann mach dich morgen auf den größten Streit deines Lebens gefasst“ raunt er mir ins Ohr.

Vielleicht mag ich dich ja morgen? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt